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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stroh bedecktes Bett. In einer Ecke standen eine Wasserkanne und ein Eimer für Exkremente. Eine halb heruntergebrannte Kerze verbreitete trübes, gelbes Licht.
    Auf dem Bett saß Sarim de Laurec. Obwohl er den Blick abgewandt hatte und die rückwärtige Wand der Zelle anstarrte, erkannte Reynaud de Maizieres ihn sofort. Aber er schluckte die scharfe Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag hinunter. Balestrano hatte ihn wohl kaum hierher geführt, nur um ihn wütend zu machen. Aufmerksam musterte er die Gestalt des ehemaligen Tempelritters. Er stand lange so da, sicher fünf Minuten, aber Sarim de Laurec rührte sich kein einziges Mal in dieser Zeit. Man musste sogar sehr genau hinsehen, um überhaupt festzustellen, dass er atmete.
    »So sitzt er immer da«, sagte Balestrano leise. »Er bewegt sich nie. Man muss ihn füttern und sauber halten wie ein kleines Kind.«
    Reynaud de Maizieres verzog angeekelt das Gesicht. Dann fiel ihm etwas auf. »Was ist das da an seinem Kopf?«, fragte er. An de Laurecs linker Schläfe war eine kleine, kaum daumennagelgroße Wunde. Ein einzelner Blutstropfen glitzerte auf seiner Haut.
    »Etwas, das niemand von uns versteht, Bruder«, antwortete Balestrano. »Er hat diese Wunde, seit er hierher gebracht wurde.«
    »Seit er …« Reynaud de Maizieres brach erstaunt ab. »Aber das ist Monate her!«, rief er ungläubig.
    Balestrano nickte. »Und sie blutet noch immer. Die besten Ärzte konnten sie nicht schließen.« Er seufzte, machte eine Handbewegung, als wolle er das Thema beiseite schieben, und deutete den Gang hinab. »Aber das ist es nicht, was ich dir zeigen wollte. Komm!«
    Sie gingen weiter. Der Gang zog sich gute dreißig Schritte dahin und endete vor einer niedrigen, mit einem kompliziert aussehenden Schloss verschlossenen Tür, die Jean Balestrano mittels eines Schlüssels in der Form eines Kreuzes öffnete, den er an einer dünnen silbernen Kette um seinen Hals trug.
    Reynaud de Maizieres wollte eintreten, aber der Tempelherr hielt ihn mit einer raschen Geste zurück, richtete sich auf und winkte einem der Wächter, eine Fackel zu bringen. Erst dann bückte er sich unter dem niedrigen Eingang hindurch und winkte Reynaud de Maizieres, ihm zu folgen.
    Ein sonderbarer Geruch schlug dem Tempelritter entgegen, als er Balestrano folgte und sich auf der anderen Seite des niedrigen Durchganges wieder aufrichtete. Was er sah, ließ ihn erstarren.
    Der Raum war groß, aber vollkommen leer.
    Das hieß – er hatte keine Einrichtung, wie Reynaud de Maizieres sie gewohnt war …
    Auf den steinernen Boden, der so sorgsam geglättet worden war, dass er wie ein matt gewordener Spiegel das Licht der Fackel zurückwarf, war mit blutroter Kreide ein gewaltiger, fünf zackiger Stern aufgemalt – ein Pentagramm, dachte Reynaud de Maizieres entsetzt, das Zeichen schwarzer Magie, das Symbol des Satans! Ohne dass er sich der Bewegung überhaupt bewusst geworden wäre, glitt seine Hand an die rechte Seite seines Gürtels, dorthin, wo das Schwert hing, wenn er sein Templergewand trug.
    »Warte!«, sagte Balestrano rasch. »Urteile nicht vorschnell! Ich habe dir gesagt, dass dich Schlimmes erwartet. Sieh!« Er deutete mit der Fackel auf das Pentagramm.
    Mühsam kämpfte Reynaud de Maizieres den Sturm einander widerstrebender Gefühle nieder, der in seinem Innern tobte, und beugte sich vor, wobei er alllerdings peinlich darauf achtete, den roten Kreidestrichen des Dudenfußes nicht zu nahe zu kommen.
    Das Pentagramm war nicht leer.
    In seinem Zentrum lag ein grün flimmerndes, sonderbares Etwas, das wie unter einem unheimlichen inneren Licht zu glühen schien. Im ersten Moment erkannte Reynaud de Maizieres kaum etwas, aber seine Augen gewöhnten sich rasch an das flackernde Licht von Balestranos Fackel.
    Das grüne Etwas war ein Kristall. Ein kinderkopfgroßer Kristall von der genauen Form eines menschlichen Gehirns!
    »Großer Gott!«, keuchte Reynaud de Maizieres. »Was ist das?!« Es war nicht einmal das bizarre Äußere des kristallenen Gehirns, auch nicht das unheimlich pulsierende Licht, das aus seinem Innern drang, was ihn so über die Maßen erschreckte.
    Vielmehr war es das, was er fühlte …
    Das grüne Kristallgehirn atmete das Böse aus.
    Es war Reynaud de Maizieres unmöglich, es anders als mit diesen Worten zu beschreiben. Er spürte den Atem der Hölle, als er das Kristallgehirn anblickte. Er sah jetzt, dass es beschädigt war: Ein gezackter Riss spaltete es nahezu in zwei Hälften und
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