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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erschien?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Nichts. Aber es war alles so … so unwirklich. So … falsch.«
    Der Ausdruck von Sorge auf Howards Zügen verstärkte sich noch. Müde beugte er sich in seinem Sessel vor, klappte das Chaat auf und ließ die dünnen Pergamentblätter zwischen Daumen und Zeigefinger hindurchrascheln, als suche er eine bestimmte Stelle, schlug das Buch dann aber mit einem Seufzer wieder zu und zog an seiner Zigarre, bis die Spitze beinahe weiß glühte.
    »ER, DESSEN NAMEN MAN NICHT AUSSPRICHT … DAS TIER … Was, zum Teufel, hat sie damit gemeint?«, murmelte ich. »Und wer ist Sie überhaupt? Wer ist diese Frau, die harmlose Tiere dazu bringt, Menschen zu zerfleischen?«
    Howards Lippen verzogen sich zu einem dünnen, irgendwie bitteren Lächeln. »ER, DESSEN NAMEN MAN NICHT AUSSPRICHT – weißt du wirklich nicht, was das bedeuten soll? Hast du so wenig in den Schriften gelesen, die dir dein Vater hinterlassen hat?«
    Ich starrte ihn an und plötzlich hatte ich das Gefühl, von einer eisigen, unsichtbaren Hand berührt zu werden. Ein kurzer, rascher Schmerz zuckte wie eine Nadel durch mein Herz. »Du … du meinst …«
    »Cthulhu«, sagte Howard ungerührt. »Ja. Die Zeit seines Erwachens rückt heran. Aber das«, fügte er rasch hinzu, als er mein abermaliges Erschrecken bemerkte, »muss nichts bedeuten. Diese Wesen sind es gewohnt, in anderen Zeiträumen zu rechnen als wir. Dieses Heranrücken kann durchaus noch hundert Jahre bedeuten. Oder auch tausend.«
    »Oder ein paar Tage«, sagte ich finster.
    »Oder ein paar Tage«, bestätigte Howard ungerührt. »Ja. Aber was mir trotzdem die größeren Sorgen bereitet, ist dieses andere, von dem das Mädchen gesprochen hat. DAS TIER.« Er sog an seiner Zigarre und stieß eine übel riechende Qualmwolke in meine Richtung.
    »Ich habe versucht, die Antwort in diesem Buch zu finden«, fuhr er mit einer Kopfbewegung auf das Chaat Aquadingen fort, »aber leider umsonst. Es sind alle möglichen Dinge erwähnt, aber nichts, was die Bezeichnung DAS TIER trüge. Wenn wir das NECRONOMICON noch hätten -«
    »Wir haben es aber nicht«, unterbrach ich ihn grob. Howard sah mich misstrauisch an. Er argwöhnte noch immer, dass ich eine weitere Abschrift dieses Buches besitzen würde, und er kam der Wahrheit damit auch näher, als mir lieb war. Aber es gibt ein paar Dinge, in denen ich nicht bereit bin, auch nur um einen Deut von meinen Prinzipien abzuweichen. Das NECRONOMICON gehört dazu.
    »Schade«, sagte er schließlich.
    Ich nickte. »Sehr schade«, bestätigte ich. »Aber wir werden auch so herausfinden, was diese sonderbare Warnung zu bedeuten hat.«
    Die Andeutung eines Lächelns erschien auf Howards müden Zügen. »Darf ich daraus schließen, dass du nicht vorhast, sie dir zu Herzen zu nehmen?«
    »Ich habe nicht vor, Lady Audley im Stich zu lassen, wenn es das ist, was du meinst«, sagte ich. »Ich bin sicher, dass sie noch lebt, Howard. Und ich fühle mich verantwortlich für das, was mit ihr geschehen ist. Dieser Narr Cohen hat nicht einmal so Unrecht mit seinen Vorwürfen.«
    Ich stand auf, ging zum Fenster und blickte durch einen Spalt in den Gardinen auf die Straße. London bot einen erbärmlichen Anblick, bedachte man, dass wir den 20. August schrieben und die Stadt eigentlich unter der Sommerhitze stöhnen sollte. Die Sonne stand zwar am Himmel und gab sich redliche Mühe, genau das zu erzielen, aber von Westen her trieben immer wieder düstere graue Wolken über die Stadt.
    »Es ist ein bisschen spät, sich Vorwürfe zu machen, findest du nicht?«, fragte Howard.
    Ich nickte, ohne mich zu ihm herumzudrehen, »Sicher. Trotzdem trifft mich die Schuld an allem, Howard. Ich hätte diesen Wahnsinn niemals beginnen dürfen. Alles hat auf dieser verdammten Seance ange …«
    Ich sprach nicht weiter. Irgendetwas hinter meiner Stirn machte deutlich hörbar »Klick«.
    Und plötzlich wusste ich es. Plötzlich hörte ich noch einmal die Worte, die Lady Audley während der unseligen Seance ausgestoßen hatte, sah ich noch einmal das Mädchen, dessen Bild mir der Rattenmann geschickt hatte, die bizarre Welt, in der es existierte, das Wesen, das es begleitet und das ich für unwichtig gehalten hatte. Plötzlich fügten sich die Puzzleteile zu einem Bild.
    DAS TIER …
    Die schwarze Ziege.
    Die schwarze Ziege mit den tausend Jungen …
    Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich herum und starrte Howard an. Mein Gesicht muss eine Maske puren
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