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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Entsetzens gewesen sein, denn Howard sprang auf und blickte mich erschrocken an. »Was ist los?«, fragte er.
    Ich antwortete nur mit zwei Worten, aber ich sah, dass sie ihn mit der gleichen Wucht trafen wie mich.
    »Shub-Niggurath!«, sagte ich. »Howard, DAS TIER ist nichts anderes als Shub-Niggurath.«
     
    Sie lag in einem winzigen, fensterlosen Raum, der nur von einer einzelnen rußenden Petroleumlampe erhellt wurde, als sie erwachte. Ein Mann hockte auf einem Schemel neben ihrem Bett, das Gesicht von ihr abgewandt und die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt; in leicht vorgebeugter Haltung, als schliefe er. Die Luft roch verbraucht und es war ein Gestank wie nach schmutzigen Tieren im Raum, den sie sich nicht gleich erklären konnte. Dann knüpfte dieser Gestank eine Verbindung zu den Bildern, die sie in ihren Albträumen gequält hatten, und plötzlich begriff sie, dass es keine Albträume gewesen waren, dass alles wahr war – der schreckliche Tod des rothaarigen Jungen, der Angriff auf die Kutsche, Ratten, die wie eine braune Flut heranstürmten und Craven und Mister Phillips und ihren armen Leibdiener verschlangen, die durchgehenden Pferde, die sich aufgebäumt und die Kutsche umgeworfen hatten, die zahllosen Ratten, die durch die Tür und Spalten in den zerborstenen Wänden hereingequollen waren, das ekelhafte Gefühl ihrer Berührung, und dann der schreckliche Mann mit dem Rattenkopf – dies alles war wirklich geschehen!
    Lady Audley McPhaerson fuhr mit einem gellenden Schrei in die Höhe, bemerkte zu spät, dass ihre Hände zusammengebunden und mit einem kurzen Strick am Bettgestell festgeknüpft waren, und sank mit einem schmerzhaften Keuchen wieder zurück.
    Der Schrei weckte den Mann neben ihr aus seiner Erstarrung. Mit einem Ruck hob er den Kopf, drehte sich im Stuhl herum und stand dann ganz auf.
    Lady Audley schrie erneut, als sie sein Gesicht sah.
    Es war das Gesicht einer Ratte! Der Mann war der Unheimliche aus ihrem Traum, das Ungeheuer, das plötzlich neben der Kutsche aufgetaucht war und sie aus dem zerborstenen Wagen gezerrt hatte, während die Ratten über ihren Körper krochen, sie mit ihren widerlichen Schnauzen beschnüffelten und betasteten, an ihren Kleidern und Haaren zerrten …
    Lady McPhaerson hörte erst wieder auf zu schreien, als der Rattenmann sie in die Höhe riss und ihr eine schallende Ohrfeige versetzte. Die Hysterie verging so schnell, wie sie gekommen war, aber zurück blieb ein Entsetzen, das alles übertraf, was sie in ihrem langen Leben auch nur geahnt hatte. Ihre Augen schienen vor Grauen schier aus den Höhlen zu quellen, während sie das struppige Rattengesicht des Unheimlichen betrachtete.
    Und dann begann das Wesen zu sprechen; mit seltsam hoher, quietschender Stimme, die Worte von einem fürchterlichen Rasseln und Hecheln begleitet, aber trotzdem verständliche Worte – und das war fast ein noch größerer Schock für Lady Audley als der pure Anblick des Scheusals.
    »Es hat keinen Zweck, wenn Sie sich wehren«, krächzte es. »Sie fügen sich nur Schmerzen zu. Niemand wird Ihnen etwas zuleide tun, solange sie keine Dummheiten machen, Mylady.«
    Mylady!, dachte Lady Audley entsetzt. Das Ungeheuer nannte sie Mylady! Bitterer Speichel sammelte sich unter ihrer Zunge. Sie schluckte ein paar Mal, um den Brechreiz niederzukämpfen, biss sich selbst auf die Zunge und wartete, bis der brennende Schmerz das Entsetzen, das ihre Sinne vernebelte, vertrieben hatte. Trotzdem zitterte ihre Stimme so heftig, dass sie alle Kraft aufwenden musste, um die wenigen Worte verständlich hervorzubringen.
    »Wer … wer sind Sie?«, wimmerte sie. »Was haben Sie mit mir vor? Wo bin ich und was -«
    Der Rattenmann unterbrach sie mit einer unwilligen Geste seiner nur noch halb menschlichen Klauenhände. »Mein Name ist Penwick«, sagte er, »aber das tut nichts zur Sache. Sie werden alles erfahren, wenn die Zeit gekommen ist. Vorerst brauchen Sie keine Angst zu haben. Ich bin nur hier, um auf Sie Acht zu geben – nicht, um Ihnen irgendetwas zuleide zu tun.«
    »Vorerst«, wiederholte Lady Audley leise. »Und später?«
    »Sind Sie hungrig?«, fragte der Rattenmann, als hätte er ihre Frage gar nicht gehört.
    Lady Audley schluckte, schüttelte kurz und abgehackt den Kopf und versuchte sich abermals aufzurichten. Diesmal ging es, wenngleich der Strick ihre Bewegungen sehr behinderte und sie sich nur zur Hälfte erheben konnte.
    »Sagen Sie es nur, wenn Sie irgendwelche Wünsche
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