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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vorsichtig.
    »Sag es ihm, Bruder Ger«, sagte der Alte. Seine Stimme klang überraschend klar. Kräftig und fest wie die eines jungen Mannes. »Jetzt ist nicht der Moment für ein geheimnisvolles Gehabe.«
    Looskamp zögerte noch einen Moment, dann zuckte er die Achseln und sagte: »Bruder Balestrano, Robert Craven, ist der Großmeister unseres Ordens.«
    Obwohl ich halbwegs darauf vorbereitet gewesen war, trafen mich seine Worte wie eine Ohrfeige.
    »Der … Großmeister?«, keuchte ich. »Sie sind …«
    »Der Mann, den zu treffen Bruder Howard jetzt in Paris ist«, unterbrach mich der Alte. »Sie sehen, Mister Craven, es gibt nicht viel, worüber ich nicht informiert wäre.«
    Ich wollte auffahren, aber er schnitt mir mit einer herrischen Geste das Wort ab und fuhr mit einer Stimme, die jeden Gedanken an Widerspruch gleich im Keime erstickte, fort: »Ich weiß nicht, was Bruder Howard über mich erzählt hat. Aber was immer es war, ich bitte Sie, es für zehn Minuten zu vergessen und mich anzuhören.«
    »Er hat nicht viel erzählt«, sagte ich kalt, hin und her gerissen zwischen Zorn, Überraschung und ganz einfacher, banaler Wut. Das also war der Mann, der Howard zehn Jahre lang wie ein Tier rund um die Welt hatte hetzen lassen! Auf seinen Befehl hin waren zahllose Mörderkommandos ausgeschwärmt, um sein so genanntes Todesurteil auszuführen.
    Er hatte Howard bisher nicht erwischt, aber zahllose Unschuldige waren allein bei dem Versuch, den Mordbefehl auszuführen, ums Leben gekommen. »Nur, dass Sie ihn umbringen lassen wollen«, fügte ich hinzu. Meine Stimme bebte.
    Balestrano machte eine wegwerfende Geste. »Ich sagte bereits – jetzt ist nicht die Zeit, darüber zu streiten, Mister Craven«, sagte er. »Was Bruder Howard getan hat, geht nur mich und den Orden etwas an und ich werde nicht darüber diskutieren. Auch nicht mit Ihnen.«
    »Was wollen Sie dann?«, schnappte ich.
    Balestranos uralte, wissende Augen glitzerten. »Sie sind uns etwas schuldig, Mister Craven«, sagte er.
    »So?« Ich versuchte, meiner Stimme einen möglichst abfälligen Klang zu verleihen. »Bin ich das?«
    Balestrano nickte. »Ihr Leben, Craven. Ohne das rechtzeitige Eingreifen Bruder Looskamps und seiner Ritter wären Sie schon vor Tagesfrist gestorben.«
    »Das war wohl eher Zufall«, begann ich, wurde aber sofort wieder unterbrochen, diesmal von Looskamp.
    »Nein, Craven, das war es nicht«, sagte er ernst. Er lächelte, wartete, bis ich aufgehört hatte ihn anzustarren und den Unterkiefer wieder nach oben klappte, und deutete auf einen freien Stuhl.
    Ich folgte der Einladung und auch Looskamp zog sich eine Sitzgelegenheit heran und ließ sich darauf nieder. Er sah sonderbar aus in seinem mittelalterlichen Ritterkostüm, ein mächtiges, zweischneidiges Schwert an der Seite und die Ärmel eines Kettenhemdes unordentlich nach oben geschoben, sodass seine muskulösen Unterarme sichtbar wurden.
    »Sehen Sie, Craven«, begann er schließlich, »als wir Sie aus dem Labyrinth holten, war das alles andere als Zufall. Denken Sie nicht, dass es leicht war – ein Dutzend der Begabtesten von uns waren nötig, die dämonischen Kräfte dieses Höllenwesens zu brechen. Wir haben uns alle in Gefahr begeben, denn hätte das Labyrinth unser Eingreifen vor der Zeit bemerkt, so hätte es zweifellos versucht, auch uns zu vernichten.«
    »Was soll das?«, murrte ich. »Wollen Sie mir Schuldgefühle verpassen?«
    »Ja«, antwortete Looskamp lächelnd. »Zumindest möchte ich Sie erinnern, dass Sie uns … sagen wir, eine gewisse Hilfe schuldig sind.«
    »Hilfe?«, wiederholte ich. »Und wobei?«
    Looskamp machte eine besänftigende Geste. »Gleich, Craven. Zuerst lassen Sie mich zu Ende erklären, damit Sie auch wirklich verstehen, was wir von Ihnen wollen. Wir wussten schon, dass Sie kommen, ehe Sie Amsterdam erreichten. Bruder De Vries informierte uns noch vor seiner … Niederlage. Sie haben keinen Schritt getan, von dem wir nicht wussten.«
    Seine Worte stimmten mich nicht gerade versöhnlicher. Ich mag es nicht, wenn man mich wie eine Figur in einem Spiel behandelt. »Auch als ich … in die Van Dengsterstraat ging?«, fragte ich misstrauisch.
    Ein flüchtiger Schatten huschte über Looskamps Gesicht. »Ja«, gestand er. »Wir wollten Sie warnen, aber wir waren nicht schnell genug. Und wir hatten nicht genügend Vertraute in Ihrer Nähe, um Ihnen direkt zu Hilfe eilen zu können. Aber wir haben Sie beobachtet. Jeden Schritt, den sie im
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