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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Umgebung erneut. Ich fand mich auf einem vielfach gezackten Felsband wieder, das auf einen großen, einem Totenkopf ähnlichen Felsen zulief. Hinter mir schälte sich Shannon in seiner natürlichen Gestalt aus dem Nichts.
    Es gab auch diesmal keinen Kampf, so sehr sich mein Gegenüber auch bemühte, mich einzuholen. Ein blauer Blitz raste aus dem Himmel und schlug zwischen uns in das Felsband ein. Ein hohes Summen ertönte und das Felsband setzte sich in Bewegung. Schneller und schneller wurde es und raste mit der Geschwindigkeit eines Eilzuges auf den Totenkopf zu, der durch seine hell strahlenden Augen und Rachenöffnung wie ein makaberer Riesenkürbis aussah.
    Der Fahrtwind zerrte an meiner Kleidung und nahm mir fast den Atem. Hinter mir hörte ich Shannon schreien, doch ich hatte genug zu tun, mich an einer Felszacke festzuhalten, als dass ich mich um ihn kümmern konnte. Der Totenkopf kam in rasender Eile näher und wuchs bis an den Himmel. Ich schoss genau auf den Mund des Schädels zu und bedeckte mein Gesicht mit den Händen, um mich vor dem Feuer zu schützen. Doch ich spürte die Hitze nur einen kurzen Moment und klatschte dann kopfüber in einen zähen Brei.
    Mühsam wühlte ich mich aus dem Schlick heraus und öffnete die Augen. Vor mir stand ein Kamelreiter, der seine Flinte zum Stoß erhoben hatte …
    Doch der Kolbenstoß blieb aus. Der Reiter machte auch keine Anstalten, mir zu folgen, als ich hastig zurückkroch. Er saß starr wie eine Statue auf seinem grauen Dromedar, das beinahe bis zum Bauch im Schlick eingesunken war. Sein brauner Kapuzenumhang stand steif von seinem Körper ab, als wenn ihn der Wind tragen würde. Seine nackten Beine hingen an den Seiten des Dromedars herab und endeten in einem Paar vielfach geflickter Sandalen.
    Seine Waffen sahen genauso alt wie die Sandalen aus. Er hatte einen Säbel ohne Scheide in seinen als Gürtel verwendeten Schal gesteckt. Doch dessen Klinge bestand buchstäblich nur aus Rost und Scharten. Auch der Lauf des Gewehres, das der Reiter noch wie zum Schlag erhoben hatte, sah aus, als wenn er ihn zu lange in Säure gebadet hätte.
    Das Fell des Dromedars war rau wie Stacheldraht und seine Haut hart wie Stein. Bei dem Reiter war es dasselbe. Obwohl sein verzerrtes Gesicht überraschend lebendig wirkte, hatte ich einen Toten vor mir.
    Ich versuchte über meinen Schrecken zu lachen und sah nach der Verletzung, die mir Shannon zu Beginn unseres Kampfes beigebracht hatte. Zu meinem Glück hatte der Dolch keine Organe verletzt und nur eine Fleischwunde hinterlassen. Sie blutete kaum noch und der Schmerz hielt sich in Grenzen. Verbandszeug hatte ich nicht und so blieb mir nur, Hemd und Rock zurechtzuziehen und mich um naheliegendere Dinge zu kümmern.
    Von dem jungen Magier war nichts zu sehen. Ich war nicht traurig darüber. Von mir aus hätte er am Ende der Welt sein können. Für mich ging es jetzt erst einmal darum, meine eigene Umgebung zu erforschen und zu sehen, wohin mich die durch Raum und Zeit führenden Tunnel der GROSSEN ALTEN diesmal geschleudert hatten.
    Ich hatte beinahe das Gefühl, von einem glitzernden Brei umgeben zu sein, konnte jedoch seltsamerweise – den verrückten, auf den Kopf gestellten Naturgesetzen dieser Irrsinnsumgebung folgend – weiter atmen. Dann entdeckte ich, dass ich mich in einer Art Luftblase aufhielt. Sie ging von dem Shoggotenstern meines Stockdegens aus und besaß einen Durchmesser von gut anderthalb Metern. Außerhalb dieser Blase befand sich eine sirupartige Masse, die dick genug war, um Kamel und Reiter aufrecht zu halten.
    Ich vermutete, dass ich auf den Grund eines mit Salzlake gefüllten Teiches oder Sees geraten war, in dem der Tote wahrscheinlich vor einiger Zeit zusammen mit seinem Tier versunken war. Der Salzanteil dieser Brühe hatte beide so konserviert, dass sie auf dem ersten Blick lebendig wirkten.
    Auch mir drohte das Schicksal, zu einer Salzmumie zu werden. Ich konnte mir nämlich ausrechnen, dass der Luftvorrat meiner Blase nicht mehr als zwei oder drei Stunden vorhielt.
    Also musste ich so schnell wie möglich hier raus. Ich hatte jedoch nicht die geringste Ahnung, wohin das Tor mich verschlagen hatte. Und selbst wenn das rettende Ufer nicht mehr als zwei- oder dreihundert Meter entfernt lag, konnte ich es niemals erreichen. Denn der feine, zähe Schlick, durch den ich watete, machte jeden Schritt zu einem minutenlangen Kampf.
    Meine einzige Chance bestand darin, den Totenkopffelsen, durch den ich
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