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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schritte der Männer wirbelten Staub auf, der seit einem Jahrzehnt nicht mehr berührt worden war.
    Einer der Schatten huschte zur Tür und machte sich am Schloss zu schaffen. Ein helles, metallisches Klicken wie das Spannen eines Revolverhahnes durchbrach die Stille, dann schwang die Tür einen halben Finger breit nach außen und ein Streifen blassen, gelben Lichts fiel in den Raum.
    Zwei, drei Minuten lang erstarrten die Männer zu vollkommener Reglosigkeit. Aus den Tiefen des Hauses drangen Geräusche: Schritte, das gedämpfte Murmeln von Stimmen, das Klirren von Glas und Geschirr in der Küche; Laute, die den Sinnen eines weniger geübten Menschen entgangen wären, die für die sechs Krieger aber deutliche Hinweise waren. Steine in einem Mosaik, das ihnen verriet, wie es im Inneren des Hauses aussah und wie viele Menschen sich wo aufhielten.
    Erst als sie vollkommen sicher waren, nicht entdeckt zu werden, erhoben sie sich einer nach dem anderen aus der zusammengekauerten Stellung, in der sie gewartet hatten, und huschten auf den Flur hinaus. Zwei von ihnen glitten nach links davon und postierten sich an der Treppe, während die anderen auf die verschlossene Tür am Ende des Flures zu huschten.
    Die drei Personen, die sich in dem Zimmer dahinter aufhielten, fanden nicht einmal mehr Zeit, einen Schreckensschrei auszustoßen. Zwei der Krieger ergriffen die Schwester und den Krankenpfleger, die neben der Tür an einem kleinen Tisch gesessen und Karten gespielt hatten; ihre Finger suchten nach einem bestimmten Nervenknoten im Nacken ihrer Opfer und drückten zu. Die beiden Menschen sanken reglos zu Boden; starr, aber mit weit aufgerissenen, starren Augen. Sie waren nicht tot, nicht einmal bewusstlos, denn die Männer töteten nicht aus purer Lust, sondern nur, wenn es ihr Auftrag war oder sich als unumgänglich erwies, aber ihre Muskeln waren gelähmt und es würde Stunden dauern, ehe sie wieder einen Finger rühren oder auch nur einen Laut von sich geben konnten.
    Die beiden ergriffen das Mädchen auf dem Bett, betäubten es auf die gleiche Weise wie seine beiden Bewacher und fesselten es.
    Nicht einmal eine Minute war vergangen, als die vier Männer das Zimmer wieder verließen. Einer von ihnen trug den reglosen Körper des Mädchens über der Schulter. Lautlos huschten sie zu dem Raum zurück, durch den sie in das Haus eingedrungen waren.
    Die beiden anderen zogen ebenso lautlos ihre Waffen und begannen, geduckt und hintereinander, die Treppe hinabzusteigen …
     
    Vor einer Stunde war es dunkel geworden und nachdem wir – Howard, Dr. Gray und ich – unten im Salon ein hastiges Abendessen eingenommen hatten, war es im Haus rasch still geworden. Auch ich verspürte Müdigkeit wie eine unsichtbare Last, die an meinen Gliedern zerrte. Es war ein anstrengender Tag gewesen und ich war seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen – eigentlich wäre es das Klügste gewesen, Howards Beispiel zu folgen und zu Bett zu gehen.
    Aber ich wusste, dass ich keinen Schlaf gefunden hätte. Zu viele Dinge gingen mir durch den Kopf und die Welt, die heute Morgen noch halbwegs in Ordnung gewesen war, war plötzlich gründlich durcheinander gewirbelt worden.
    Ich wusste nicht, was mich mehr verwirrte – dieses sonderbare, verhexte Haus, in dem Kronleuchter von der Decke fielen, Türen zu tödlichen Schafotts und Treppen zu mörderischen Fallgruben wurden – oder Howards sonderbares Verhalten.
    Er schien wie ausgewechselt. Zuerst war mir sein Benehmen nicht aufgefallen und dann hatten sich die Ereignisse zu sehr überschlagen, als dass ich überhaupt Gelegenheit gehabt hätte, einen klaren Gedanken zu fassen, aber – war der Mann, mit dem ich gerade zusammen gegessen hatte, wirklich noch Howard? Nicht, dass ich an seiner Identität zweifelte, nein, aber war er noch der Howard, den ich kannte? Und wenn ja, was mochte geschehen sein, ihn so zu verändern?
    Natürlich fand ich keine Antwort auf diese Frage, aber das Gefühl von Unsicherheit und Verwirrung blieb und wurde nur schlimmer. Schließlich versuchte ich mich dazu zu zwingen, an etwas anderes zu denken, drehte den Knauf des Stockdegens in meinen Händen, sah auf meine Uhr und verglich ihre Anzeige mit dem Zifferblatt der monströsen Standuhr, die die Ecke neben dem Kamin beherrschte.
    Howard hatte auf meine Frage, was es mit dieser Uhr auf sich hatte, nur mit einem Achselzucken geantwortet und auch die Diener, die ich gefragt hatte, hatten mir nicht mehr sagen können, als
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