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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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faltig und zerfurcht sein Gesicht wirkte. Und ungewöhnlich blass. Er musste fast ein Greis sein – aber ein Greis mit den Kräften eines Athleten. Jedenfalls war er nicht der Mann, der Howard und mich am Nachmittag angegriffen hatte.
    Er bewegte sich. Ich hob die Waffe ein wenig und spannte den Hahn. In der Stille, die nach dem kurzen Kampf in der Bibliothek eingekehrt war, klang das Knacken wie ein Peitschenhieb. Der Fremde erstarrte wieder.
    Fast.
    Ich hatte halbwegs mit einem Angriff gerechnet und trotzdem kam seine Bewegung so schnell, dass ich kaum mehr die Zeit fand, zu reagieren. Seine Hand zuckte unter dem Mantel hervor, in einer Bewegung, die so schnell war, dass ich sie nicht einmal richtig sah. Gleichzeitig federte er in einem schlichtweg unmöglichen Satz auf die Füße und auf mich zu. In seinen Fingern blitzte ein gekrümmter Dolch. Diesmal schien er Ernst zu machen.
    Mir blieb keine Wahl. Ich drückte ab.
    Der Schuss war auf seine Schulter gezielt, aber er bewegte sich zu schnell – und sprang direkt in die Schussbahn!
    Sein Körper schien von einer Riesenfaust getroffen und wie eine Puppe zurückgeschleudert zu werden. Er schrie, ließ das Messer fallen, krümmte sich und taumelte rückwärts davon, prallte gegen den Kaminsims und fiel erneut zu Boden. Ein Zipfel seines Mantels geriet in die Flammen und fing Feuer.
    Ich stieß einen Fluch aus, warf den Revolver von mir und eilte auf ihn zu, um ihn aus dem Feuer zu ziehen. Es waren nur wenige Schritte bis zum Kamin, aber als ich ihn erreichte, stand sein Mantel bereits in Flammen und die Hitze schlug mir wie eine unsichtbare glühende Hand ins Gesicht.
    Der Alte bewegte sich. Ich fiel auf die Knie, griff nach seinen Schultern, um ihn aus der Glut zu zerren und das brennende Kleidungsstück herunterzureißen – und fiel keuchend zurück, als mich ein Fausthieb traf!
    Ich rollte herum und sah aus den Augenwinkeln, wie der Alte aufsprang und nach mir trat! Ich versuchte den Tritt abzufangen, schaffte es aber nicht ganz, rollte zur Seite und kämpfte einen Herzschlag lang gegen schwarze Bewusstlosigkeit.
    Als die grauen Schleier vor meinen Augen wichen, bot sich mir ein Anblick wie aus einem Albtraum.
    Der Alte hatte seine Waffe vom Kaminsims gerissen und hoch über seinen Kopf erhoben, aber er war nur als flackernder Schemen zu erkennen.
    Grellweißes Feuer hüllte ihn wie ein lodernder Mantel ein. Er schrie, hoch und schrill, stieß Worte in einer fremden, guttural klingenden Sprache aus und taumelte auf mich zu, das Schwert in beiden Händen.
    Die Hitze war unerträglich. Wo er ging, zerfiel der Teppich zu schwarzer Asche, und das Parkett darunter begann zu schwelen.
    Ich sprang auf, packte den nächstbesten Gegenstand – es war eine Petroleumlampe – und schleuderte sie nach ihm. Er machte nicht einmal einen Versuch, dem Wurfgeschoss auszuweichen. Die Lampe traf seine Schulter, zerbrach und ging in brüllende Flammen auf.
    Aber er fiel nicht.
    Er blieb stehen. Sein Körper begann zu zittern und ich sah, wie die Klinge des Schwertes langsam in dunklem, drohendem Rot zu glühen begann. Das Feuer musste heiß genug sein, um Eisen zu schmelzen, und doch torkelte er weiter auf mich zu, langsam, schleppend und unendlich mühevoll, aber unerbittlich. Wo er ging, blieb eine Spur aus prasselnden Flammen zurück.
    Endlich erspähte ich meinen Revolver auf dem Fußboden. Er lag ein Stück neben dem Unheimlichen – und in der Trommel waren noch fünf Kugeln!
    Mit der Kraft der Verzweiflung hechtete ich an dem brennenden Mann vorbei, rollte mich ab und sprang nach der Waffe. Ich bekam sie zu fassen, rollte mich auf den Rücken und schoss drei-, vier-, fünfmal hintereinander, bis die Trommel leer war und der Hammer klickend ins Leere schlug.
    Jede einzelne Kugel traf. Ich sah, wie grellweiße Feuerbälle dort aufflammten, wo die Geschosse in die glühende Flammensäule schlugen, wie der Körper darunter bis ins Mark erschüttert wurde – und weiter auf mich zukam!
    Der Anblick lähmte mich. Ich ließ die nutzlos gewordene Waffe fallen und kroch rücklings vor dem Unheimlichen davon, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Der Angreifer taumelte. Die Waffe entglitt seinen Händen und fiel polternd zu Boden, um ein weiteres Stück des Teppichs in Brand zu setzen, aber der Mann kam noch immer auf mich zu. Brennende Fetzen seines Gewandes fielen zu Boden wie kleine, glühende Meteore. Er kam näher, blieb einen halben Meter vor mir stehen und hob die Arme.
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