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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gering.
    Shannon hatte kaum den letzten Handgriff beendet und war vom Tisch zurückgetreten, als der Riegel zurückgeschoben wurde und die Tür knarrend aufschwang. Aber es war nicht der Meister, der unter der niedrigen Öffnung erschienen war. Es war ein Fremder. Der Mann trug ein sonderbares, lang wallendes Gewand von strahlend weißer Farbe, auf dessen Brust ein flammend rotes, gleichschenkeliges Kreuz mit gespalteten Enden prangte, darunter ein Kettenhemd. An seinem Gürtel hing ein wuchtiges Schwert, dessen Griff der Form des Kreuzes auf seiner Brust nachempfunden war.
    Er sieht aus wie ein mittelalterlicher Ritter, dachte Shannon verblüfft. Dann überwand er seine Überraschung und trat mit einem entschlossenen Schritt auf den Fremden zu.
    »Was tun Sie hier?«, herrschte er den Mann an. »Wer hat Sie hereingelassen; und wer sind Sie?«
    Statt einer direkten Antwort trat der Fremde einen weiteren Schritt in den Raum hinein und schob die Tür hinter sich ins Schloss. In einer Geste, die zufällig wirken sollte, es aber ganz gewiss nicht war, legte er seine Rechte auf den Gürtel, dicht neben den Schwertgriff.
    »Wer sind Sie?«, fragte Shannon noch einmal, viel schärfer als vorher. »Wer hat Ihnen erlaubt, diesen Raum zu betreten? Antworten Sie, oder …«
    »Oder?«, fragte der Fremde. In seinen Augen stand ein hartes, entschlossenes Glitzern. »Oder was, Junge?«, fragte er, als Shannon nicht weitersprach. »Was willst du tun, wenn ich nicht antworte? Mich töten?«
    Er lachte leise. Seine Hand rutschte ein Stück weiter auf den Schwertgriff zu und Shannon sah, dass er die Beine ganz leicht spreizte und die Füße dabei nach außen drehte; weit genug, einen festen Stand zu haben.
    Shannon erschrak. Plötzlich spürte er ganz deutlich, dass von diesem Fremden etwas Bedrohliches ausging, ein intensives Empfinden der Gefahr.
    Er reagierte eine Zehntelsekunde, bevor die Hand des Fremden sich um den Schwertgriff schloss und die Waffe aus der ledernen Scheide riss. Mit einem gellenden Schrei flankte er über den Tisch, riss dabei Kerzen und Becher um und trat noch im Sprung zu.
    Der Fremde prallte zurück und taumelte gegen die Wand. Shannon fiel, wälzte sich blitzschnell auf den Rücken und zog die Beine an den Körper, als er die schattenhafte Bewegung gewahrte. Als das Schwert des Angreifers auf ihn herabsauste, schnappten seine Beine wie eine gewaltige Schere zu, schlossen sich um Handgelenk und Ellbogen und rissen den Mann herum. Der Fremde schrie auf, fiel, durch die Wucht seines eigenen Angriffes vorwärts gerissen, auf die Knie und ließ das Schwert fallen. Aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen; sein Arm war gebrochen.
    Aber Shannon blieb keine Zeit, auch nur eine Spur von Triumph zu empfinden. Hinter seinem Rücken wurde die Tür mit einem Schlag aufgesprengt, dann stürmten vier, fünf weitere Fremde in den Raum, alle auf die gleiche, sonderbare Weise wie der erste gekleidet und alle mit Schwertern oder anderen mittelalterlichen Waffen ausgerüstet.
    Shannon warf sich zur Seite. Etwas Großes, Massiges zischte herab und zerschmetterte den Fußboden an der Stelle, an der gerade noch sein Kopf gewesen war. Dann jagte eine Schwertklinge heran, riss eine blutige Scharte in seine Schläfe und hämmerte dicht neben ihm in das Tischbein.
    Der plötzliche Schmerz machte ihn fast wahnsinnig. Shannon schrie auf, stieß einen der Angreifer mit bloßen Händen von sich, tauchte unter dem singenden Schwert eines zweiten hindurch und rammte dem Mann die versteiften Finger in den Leib. Das Kettenhemd unter dem weißen Gewand nahm dem Schlag die Wucht, aber er reichte immer noch aus, ihn zurück – und gegen seine Kameraden taumeln zu lassen.
    Für einen kurzen Moment hatte Shannon Luft. Er brachte mit ein, zwei schnellen Schritten den Tisch zwischen sich und die Angreifer und sah sich wild nach einem Fluchtweg um.
    Es gab keinen. Einer der Männer war unter der Tür stehen geblieben und blockierte sie, während die vier anderen den Tisch zu umkreisen begannen. Zwei von ihnen waren mit Schwertern bewaffnet, der dritte mit einer sonderbaren Waffe, die fast wie ein übergroßer Kamm aussah, auf einer Seite aber eine rasiermesserscharfe Schneide hatte, während der letzte kampflustig den Morgenstern schwang. Und jeder Einzelne von ihnen war Shannon an Kraft und Körpergröße überlegen.
    Er bewegte sich Schritt für Schritt rückwärts, bis er gegen den rauen Stein der Kaminfassung stieß und die Hitze der Flammen
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