Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Hand berührte mich an der Schulter und als ich erschrocken den Kopf wandte, blickte ich in Rowlfs rußgeschwärztes Gesicht. Er wollte etwas sagen, war aber offensichtlich zu erschöpft dazu, sondern deutete nur mit einer matten Geste nach Norden, auf das offene Meer hinaus. Mühsam trat ich Wasser, drehte mich auf der Stelle und blickte in die Richtung, in die seine Hand wies.
    Die Welt war stehen geblieben, aber weit draußen, Meilen vom Ufer entfernt, gab es einen kleinen Teil der Welt, in dem noch Bewegung und Leben war. Leben von unheimlicher, düsterer Art, das mir das Blut in den Adern gerinnen ließ.
    Ich erkannte nur Schatten. Schatten und die Andeutung von Formen: gewaltige, peitschende Tentakel, unförmig aufgedunsene Leiber, verzerrte Dämonenfratzen, die aus bodenlosen schwarzen Augen auf die Welt niederblickten. Es war wie ein lautloser Orkan, ein trichterförmiges, schwarzes Gebilde, das sich schneller und schneller im Kreis drehte und mit unheimlicher Geschwindigkeit wuchs. Und ich spürte, wie irgendetwas aus diesem Höllenwirbel herübergriff über Zeit und Raum und die erstarrte Menge am Ufer berührte.
    Es war nichts Körperliches. Nichts Fassbares. Es war wie die Vereinigung zweier Kräfte, der dunklen, finster pulsierenden Energie des rasenden Höllenwirbels dort draußen und des tobenden Hasses der aufgeputschten Menge. Alle negativen Energien, die sich in den letzten Tagen in der Stadt aufgebaut hatten, flossen mit einem einzigen gewaltigen Schlag hinüber zu diesem fürchterlichen Etwas, vereinigten und verbanden sich mit ihm und schufen etwas Neues, Fürchterliches. Für einen Moment wurden die Körper der Männer und Frauen am Ufer durchsichtig, transparent, als leuchte hinter ihnen ein unglaublich intensives Licht. Gleichzeitig begann der schwarze Tornado über dem Meer schneller zu kreisen, schneller und immer schneller und schneller, bis er das Meer wie eine titanische Riesenfaust spaltete. Eine dünne, gezackte Linie erschien vor dem Bleigrau des Himmels, wuchs wie ein finsterer Blitz heran und weitete sich in Sekundenschnelle zu einem gigantischen Riss, einem Riss in der Wirklichkeit, der Zeit und dem Raum, einer Verbindung zwischen der Realität und den Dimensionen des Wahnsinns.
    Und aus diesem Riss quollen Dinge …
    Titanische Scheußlichkeiten, Dinge mit Tentakeln und peitschenden, schleimigen Fühlern, monströse Ausgeburten eines Fiebertraumes, zu schrecklich, um sie wirklich zu erfassen, ein gigantischer, pulsierender, glitzernder schwarzer Strom wirbelnden Nicht-Lebens, Kreaturen des Wahnsinns, die vor zweitausend Millionen Jahren untergegangen waren und jetzt zu neuem, schrecklichem Dasein auferstanden. Zwei, drei, vier, schließlich ein Dutzend missgestalteter Alptraumkreaturen tauchten aus dem pulsierenden Dimensionsriss auf und versanken im Meer und hinter ihnen fluteten weitere heran, Hunderte, Tausende, eine ganze Armee der GROSSEN ALTEN, jeder einzelne eine neue Schrecklichkeit, ein neues Wesen, dessen bloßer Anblick genügte, Wahnsinn zu bringen.
    Plötzlich begann der Riss zu flackern. Wie das Bild einer defekten Laterna Magica verzog und verzerrte er sich, begann an den Rändern zu zerfasern und sich aufzulösen. Grelle, tausendfach verästelte blaue Blitze zuckten aus den Wolken hernieder, peitschten wie dünne tödliche Strahlen aus reiner Energie in den Riss und trafen die bizarren Schreckensgestalten. Der Riss schloss sich. Flammen von unglaublicher Intensität erfüllten den Korridor durch die Zeit, töteten viele der GROSSEN ALTEN und vertrieben die, die sie nicht vernichten konnten. Noch einmal wand und bog sich der Dimensionsriss wie eine gigantische zuckende Wunde, dann zuckte ein letzter, grauenhaft greller Blitz aus den Wolken hernieder und verschloss ihn vollends.
    Und aus dem Meer, tief, tief vom Grunde des Ozeans, hallte ein ungeheurer Wutschrei herauf.
     
    Ich weiß nicht, wie ich zurück zum Ufer kam. Rowlf und Howard müssen mich wohl aus dem Wasser gezogen haben, denn das nächste, woran ich mich erinnere, war das harte Kopfsteinpflaster der Straße und die bittere Galle, die ich in qualvollem Würgen erbrach. Es war vorbei, das spürte ich, aber für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich ins Herz der Hölle geschaut und den Hass, der das wahre Wesen der GROSSEN ALTEN ausmachte, gespürt, und es war ein Erlebnis gewesen, das ich nie mehr würde vergessen können.
    Als ich endlich die Kraft fand mich auf Händen und Knien hochzustemmen und mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher