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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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Richtige? Sollte ich mir die Mühe machen, dich zu verschonen ?
    »Ja«, sagte Holly.
    Sie öffnete die Augen.
    Im peitschenden Regen sah sie sich von geisterhaften Kriegern aus anderen Zeitaltern und fernen Ländern umgeben. Manche trugen Standarten mit der Lilie, andere schwangen Schwerter. Da waren Cahors mit Armbrüsten und Cahors mit Speeren.
    Als sie sahen, dass Holly die Augen geöffnet hatte, reckten sie ihre Hellebarden, Streitkolben und Schwerter in die Luft und brüllten: »Holly, unsere Königin!«
    Holly schnappte nach Luft und blickte sich nach den anderen um. Die waren gut hundert Meter weiter den Strand entlang geflohen. Sie stand allein in dem Tornado, der ihre Armee darstellte.
    Ein Falke flatterte herab und schwebte neben ihr in der Luft. Holly hob den Arm, und der Vogel ließ sich ganz selbstverständlich darauf nieder. Dann erschien plötzlich ein junger Mann vor Holly. Er trug einen Kittel und Leggings und führte ein mächtiges Streitross am Zügel. Er kniete nieder und hielt ihr den Steigbügel hin.
    Holly verstand. Sie stellte den Fuß in den Steigbügel und schaffte es irgendwie, sich hochzuziehen und in einen steifen Sattel aus Bein und Metall zu setzen. Der Vogel blieb ruhig auf ihrem Arm hocken.
    Sie wurde auf magische Weise in eine Rüstung gehüllt und sah die Welt nur noch als schmalen Streifen, durch die Schlitze eines Helms.
    »Vive la Reine!«, jubelte die Streitmacht, und wieder reckten die Männer ihre Waffen in die Luft. Es lebe die Königin!
    Holly holte tief Luft. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich hier tue.
    Die anderen Mitglieder ihres Zirkels rannten auf sie zu. Sie schleuderte sie mit einem magischen Blitz aus ihren Fingerspitzen beiseite. Sie purzelten in den Sand, setzten sich auf und starrten Holly verblüfft an.
    »Ihr würdet ertrinken«, sagte sie, obwohl sie wusste, dass die anderen sie bei dem lauten Jubel und den gebrüllten Schlachtrufen nicht hören konnten.
    »Alors, mes amis!«, schrie Holly, obwohl sie noch nie im Leben ein Wort Französisch gesprochen hatte. »Wir werden die Deveraux ein für alle Mal vernichten!«
    »À bas les Deveraux!«
    Ihr Knappe reichte ihr eine Lanze, genau wie bei einem Ritterturnier im Film. Wimpel flatterten am Schaft, und die Spitze glühte giftig grün. Obwohl die Lanze lang und sehr schwer war, reckte sie die Spitze gen Himmel, als wollte sie die Regenwolken aufspießen.
    Donner grollte, Blitze zuckten. Die Toten der Deveraux heulten und kreischten. Die Bussarde waren zahlreicher als die Regentropfen.
    »Holly!«, rief Amanda. »Holly, nimm uns mit!«
    Holly ignorierte sie. Lebe, befahl sie ihrer Cousine stumm.
    Dann presste sie ihrem Schlachtross die Fersen in die Seiten und galoppierte aufs Wasser zu. Ihre Krieger folgten ihr mit jubelndem Gebrüll.
    Die Hufe ihres Pferdes berührten das Wasser, und es galoppierte einfach auf den Wellen dahin, so begierig auf die Schlacht, dass es Wasserfontänen hinter sich aufspritzen ließ. Dampf quoll aus seinen Nüstern, kleine Flämmchen tanzten an seiner Mähne und auf dem Schweif. Hollys ganzer Körper kribbelte und bebte, als stecke sie in einem gewaltigen Motor. Sie spürte die Verbindung zwischen sich und jedem einzelnen Krieger ihrer Armee... und sie sah Isabeau an ihrer einen Seite und Catherine, Isabeaus Mutter, auf der anderen, obgleich sie wusste, dass beide unsichtbar waren, nur Schwingungen, die sich in ihrem Geist zu Bildern formten.
    Wie Kanonenkugeln jagten sie und ihre Krieger über das Wasser. Die Bussarde der Deveraux stürzten sich auf sie herab. Holly hob ihre Lanze und sprach einen Zauber. Feuerbälle schossen aus der Spitze hervor, und Dutzende Vögel stürzten; sie feuerte immer weiter.
    Andere aus ihren Schlachtreihen taten es ihr gleich. Leblose Bussarde stürzten klatschend ins Wasser.
    Die Deveraux vernahmen den Befehl ihres Anführers vom Mittelpunkt ihrer Horde - der Yacht - und stürmten auf Holly und ihre Krieger zu. Der Lärm war ohrenbetäubend. Holly konnte nichts mehr hören, und dennoch nahm sie ihren donnernden Herzschlag wahr...
    ... und den eines anderen...
    Sie kreuzte die Lanzen mit einem Deveraux, dessen Gesicht nur nackter Schädel war. Obwohl sie noch nie einen Tjost geritten war, drückte sie mit aller Kraft gegen die Lanze ihres Gegners, und zu ihrem Erstaunen ließ er sie fallen. In ihrer linken Hand erschien ein Schwert. Sie richtete sich im Sattel auf, beugte sich über die Schulter ihres Pferdes und stieß dem Skelett die Klinge
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