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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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ungeahnte, unbeherrschte Macht. Dann wird die Erde erbeben und Feuer vom Himmel regnen. «
    Lammas der Ältere

Elf
    Heumond
    Erfüllt uns, Herr, mit Eurer Macht
    Den Kampf wollen wir für uns entscheiden
    Und dann tragen wir die Köpfe
    Der toten Cahors vor uns her
    Das Böse geht um, das Böse dort draußen
    Wir lassen uns davon nicht schrecken
    Doch wenden wir von ihrer Sünde den Blick
    Ist das Böse im Innern noch größer
    Michael Deveraux: Seattle, im November
    In den guten alten Zeiten, dachte Michael, während er seinen Athame ins Kerzenlicht hielt und die überaus scharfe Klinge bewunderte, hätte ein Deveraux-Hexer vor der Schlacht letzte Ratschläge durch Läufer oder Brieftauben erhalten. Deveraux-Hexer haben sogar nach Rauchzeichen gezaubert, früher im Wilden Westen. Telefone sind so viel magischer, denn sie tragen unsere körperlosen Stimmen um die Welt, und doch wirken sie so gewöhnlich und banal. Irgendwie ist die Romantik verloren gegangen.
    Auch wenn ich die Verbindung magisch verstärkt habe, wegen des Regens.
    Der November war in Seattle kein angenehmer Monat. Er war hart und wild und wütend - Hexerwetter. Samhain - oder Halloween, wie gewöhnliche Menschen sagten - war vergangen, ohne dass er diesen Festtag angemessen gefeiert hätte. Zum ersten Mal, so weit er zurückdenken konnte, hatte er sein Leben nicht nach den Esbaten und Sabbaten seiner Tradition ausgerichtet. Stattdessen hatte er seine ganze Energie den Cahors gewidmet und seinem Ziel, die Vorherrschaft über den Obersten Zirkel zu erringen. Dieser Kalender richtete sich allein nach seinem persönlichen Ehrgeiz aus... und seiner Rache.
    »Warum sollen wir denn nicht versuchen, die Geiseln auszutauschen?«, fragte Eli. Er war immer noch in England und behielt im Auftrag seines Vaters die Moores im Auge. Und seinen Bruder.
    Jer, meinen verlorenen Sohn.
    Und wenn ich aufrichtig sein soll, meinen ganzen Stolz...
    »Sie wird sich nicht opfern, um zwei Menschen zu retten, mit denen sie nicht einmal verwandt ist«, antwortete Michael. »Sie ist immerhin eine Cahors. Ich kann höchstens darauf hoffen, dass ihr Coven sie zu einer Rettungsmission drängt.«
    »Es muss sein, Dad«, raunte Eli und senkte die Stimme. »Du musst sie töten. Sir William hat sie alle aufgehetzt. Ein paar von denen wollen dich sogar ausschalten.«
    Wegen des Angriffs auf die Fähre , dachte Michael. Ich habe da eine gefährliche Schwäche, gestand er sich ein. Ich hätte subtiler vorgehen können. Warum habe ich es dann nicht getan? Der blinde Eifer der Deveraux...
    »Keine Panik«, sagte er gedehnt. »Ich stehe ganz kurz davor, das Schwarze Feuer wieder zu beschwören. Dann wird die Vergangenheit keine Rolle mehr spielen.«
    Nur die Abstammung.
    Jeder weiß, dass die Deveraux den Obersten Zirkel anführen sollten.
    Er wechselte das Thema. »Was ist mit Jeraud?«
    »Er ist noch auf Avalon. James hat ihm sehr geholfen, was die Schmerzen angeht, aber er sieht wirklich widerlich aus.«
    »Du hast ihn also gesehen.«
    »Aus der Ferne. Ich bin im Hauptquartier in London.«
    Du hast wahrscheinlich auch versucht, ihn aus der Ferne zu ermorden, dachte Michael. Wenn dir das gelingen sollte, wirst du es bereuen. Jer ist derjenige mit der Verbindung zu Jean und der Macht, die damit einhergeht. Nicht du.
    Es muss irgendeinen Grund dafür geben, weshalb es uns an Beltane gelungen ist, das Schwarze Feuer heraufzubeschwören. Wir müssen herausfinden, warum wir diesen Erfolg nicht wiederholen konnten. Und ich glaube nicht, dass die Antwort bei dir liegt, Elias.
    »Und, willst du sie zum Duell fordern oder so? Sie auf ein Grillhähnchen und ein Mariners-Spiel zu dir nach Hause einladen?«
    »Ich dachte daran, sie zu mir kommen zu lassen«, erklärte Michael. Er fügte hinzu: »Ich melde mich wieder.«
    »Aber ...«
    »Bis dann, Eli.«
    Er beendete das Gespräch und legte das Handy auf den Altar.
    Michael war einer der bekanntesten Architekten von Seattle und als solcher ein recht wohlhabender Mann. Er verdiente jede Menge Geld - nicht ungewöhnlich für einen Hexer seines Kalibers - und hatte einen guten Teil davon für eine wunderschöne Yacht ausgegeben. Er hatte sie Fantasme getauft. Wenn er Freunde auf eine Spritztour in die Bucht mitnahm, wurden sie von Michaels Kapitän herumgeschippert, einem Mann namens Hermes. Doch wenn sie allein waren, enthüllte Hermes seine wahre Natur: Er war ein Teufel, ein Höllenknecht, und stand seit sechzig Jahren im Dienst der Familie Deveraux.
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