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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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zu haben. Die Botschaft des Mutterzirkels, die sie den Cathers-Hexen zu überbringen hatte, beruhigte ihre Nerven auch nicht gerade. Die Vorstellung, Holly das beibringen zu müssen, ließ ihr Herz noch schneller schlagen.
    Holly glich keiner anderen Hexe, die sie je gesehen hatte. Die Macht der jungen Frau war gewaltig, sogar noch größer, als sie selbst ahnte. Mit der Zeit würde sie lernen, diese Macht einzusetzen und zu lenken. Dann würde sie so gut wie unbesiegbar sein. Jetzt jedoch war sie noch zu wild, zu ungeübt. Sie vergeudete einen Großteil ihrer Kraft u nd hatte keine Ahnung, welche ungeheuren Quellen noch tief in ihr schlummerten. Anne-Louise konnte sich nur fragen, wie Holly jetzt wäre, wenn sie ebenfalls im Coven aufgewachsen wäre. Sie wäre fähiger, stärker und ganz sicher beherrschter. Und dann wäre es vielleicht nie zu dieser Katastrophe mit den Deveraux gekommen.
    Sie schüttelte den Kopf. Das stimmte nicht. Solange es noch Deveraux und Cahors auf dieser Welt gab, würde ihre blutige Fehde weiter bestehen. Es war wirklich ein Jammer - welche Verschwendung von Zeit und Zauberkunst. Doch die Kluft zwischen den beiden Familien war so groß, dass es nicht einmal ihr gelingen würde, sie zu überbrücken. Manche Dinge konnte man mit Worten nicht in Ordnung bringen. Nicht jeder Waffenstillstand hielt, und manchmal ließ sich einfach kein Frieden schaffen.
    Sie lächelte schief. Nicht, dass irgendjemand das überhaupt versuchte. Nein, die Fehde zwischen den beiden Familien wurde vom Obersten Zirkel wie vom Mutterzirkel geduldet, vielleicht sogar insgeheim befeuert. Die Macht der Häuser Deveraux und Cahors war so furchterregend, dass die beiden großen Zirkel keine andere Möglichkeit gefunden hatten, sie im Zaum zu halten, als diese Kraft in eine andere Richtung zu lenken. Solange die Deveraux und die Cahors einander bekämpften, konnte keine der beiden Familien die Macht über einen großen Zirkel erringen... oder gleich die ganze Welt.
    Sie verbannte solche Gedanken aus ihrem Kopf, damit sie von niemandem gelesen werden konnten. Sie holte tief Luft. Es war an der Zeit, Holly und ihrem Coven gegenüberzutreten.
    Sie passierte die Banne, ohne sie brechen zu müssen. Soweit sie wusste, war sie die Einzige in der gesamten Coventry, die diesen Trick beherrschte. Es war eine verlorene Kunst, die nur ein einziges Mal in einem uralten Text erwähnt wurde. Sie hatte fünfzehn Jahre gebraucht, um sie zu meistern. Aber diese Fähigkeit war ungemein praktisch, wenn sie unangemeldet erscheinen wollte.
    Holly und ihre Gefährten starrten erschrocken zu ihr auf, als sie ihren Unsichtbarkeitsschleier lüftete und mitten unter ihnen erschien. Sie musterte die bunt gemischte kleine Truppe und stellte fest, welche Verletzungen sie erlitten hatten, körperlich wie seelisch.
    Sie wünschte, sie könnte ihnen Trost bringen. Bedauerlicherweise kam sie mit dem Gegenteil.
    Nicole: London, im November
    Nicole musste zugeben, dass es herrlich war, endlich wieder zu baden. Sie hatten ihr ein wenig Privatsphäre gegönnt - zumindest glaubte sie das. Beim Ausziehen war sie den Gedanken nicht losgeworden, dass jemand sie heimlich beobachten könnte. Sie hatte gegen den Drang angekämpft, einfach mitsamt ihren Klamotten in die Wanne abzutauchen. Stattdessen hatte sie sich gezwungen, sich langsam auszuziehen.
    Sie konnte gut genug schauspielern, um eine überzeugende Darstellung abzuliefern, obwohl ihre Hände gezittert hatten. Jetzt lag sie im dampfenden Wasser und wusch sich all den Schmutz mit einem Schwamm und Vanilleseife vom Körper. Rosenblüten trieben im Wasser.
    Sie kam sich eher vor wie eine Jungfrau, die geopfert werden sollte, denn wie eine Braut. Trotz des warmen Wassers zitterte sie. Als sie sich tiefer hineinsinken ließ, musste sie daran denken, dass sie bei ihrem letzten Bad beinahe in der Badewanne ertrunken wäre. Sie erinnerte sich vage an einen albernen Schwur, nie wieder zu baden, sondern nur zu duschen. Aber da war sie auch noch nicht so schmutzig gewesen.
    Sie dachte an die letzten vierundzwanzig Stunden zurück. Sir William war furchtbar wütend gewesen, als James sie ihm vorgestellt hatte. Um das zu merken, hatte sie keinerlei besondere Fähigkeiten gebraucht. Aber wohl nur halb so wütend, wie Amanda und Holly jetzt wären, wenn sie davon wüssten. Bei diesem Gedanken konnte Nicole ein schwaches, schiefes Grinsen nicht unterdrücken.
    Würden sie glauben, sie hätte den Verstand verloren, oder
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