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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein
Autoren: Jakob Maria Soedher
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sagte ein Wort. Was sollte man auch dazu sagen. Zwei Kollegen hatten unzweifelhaft den Schein einer Taschenlampe im Haus gesehen und das Erforderliche in die Wege geleitete. Doch das Erforderliche hatte zu keinem Ergebnis geführt.

    Schielin fuhr nach Hause. Es hatte inzwischen begonnen zu dämmern und Ewald Kubow zeigte wirklich ein aschfahles Gesicht, wie er beim Abschied im Schein der Scheinwerfer feststellen konnte.
    Er duschte lange, weit über den Augenblick hinaus, ab dem es erfrischend war. Er konnte gut denken, unter dem kühlen Strahl des Wassers. Danach bereitete er das Frühstück zu und setzte sich auf sein Rad, noch bevor Marja oder eines der Mädchen wach geworden war.
    Er wollte die stille Zeit des dämmrigen Morgens nutzen, um zu recherchieren und festzulegen, wie sie nun weiter vorgehen würden. Er spürte noch einmal dem Gefühl nach, das ihn befallen hatte, als er in das Haus getreten war – es war auf naive Weise beklemmend gewesen. Und auch Kubow – das war nicht der Typ, der Hirngespinsten aufsaß. Gleichwie, etwas war geschehen in dem romantischen Haus mit den blühenden Rosen: vor einigen Tagen und – in der vergangenen Nacht.
    Noch vor der Morgenbesprechung unterrichtete er Kimmel, der seinen Vorschlägen zustimmte. In der Zusammenkunft dann informierte er auch die anderen von dem Haus und dem, was er in der Nacht dort erlebt hatte.
    Wenzel wog den Kopf. »Der Ewald … also, wenn der das gesehen hat … das mit der Taschenlampe, dann war das auch so. Dann war da jemand im Haus.«
    Nachdem der letzte Schluck Kaffee getrunken war, fuhren sie hinaus nach Heimesreutin. Schielin mit Lydia und Funk mit Wenzel hinterher. Wenzel und Lydia hatten ihr komplettes Equipment zur Spurensicherung eingeladen.

    Das Haus lag nach wie vor leer und umgeben von Stille. Robert Funk hockte neben Schielin auf der Eckbank in der Stube und wartete. Lydia Naber hatte sie beide sogleich hierher verbannt – der Spuren wegen. Sie selbst kroch derweil, wie Wenzel auch, in den hellen Overall.
    Lydia sah sich um und ihr Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass sie mit Stil und Zustand der Räume grundsätzlich zufrieden war. Wenzel hantierte mit Flaschen und mischte Flüssigkeiten, während Lydia den beiden wie nebenbei Fragen stellten, als wären sie Zeugen.
    »Wann hat man die beiden denn zuletzt gesehen?«
    »Am Sonntag. Da waren sie wohl zusammen im Garten. Sie haben ihre Rosenbüsche angesehen. Das hat die Nachbarin da drüben, die alte Frau Kinkelin beobachtet«, sagte Schielin.
    »Und am Mittwoch meldet sich diese Kinkelin bei der Polizei?«
    »Sie ist von Natur aus misstrauisch und pessimistisch, denke ich«, entgegnete Schielin.
    »Und heute Nacht hat die Streife den Schein einer Taschenlampe hier herinnen leuchten sehen und ihr habt anschließend niemanden gefunden? Wie ist der Kerl hier rausgekommen? Alle Fenster sind ordentlich von innen verschlossen, zwei Leute draußen … ihr hier herinnen … eigenartig. Geister, hm!?«
    Funk erhob sich plötzlich und sah hinüber zum Sideboard. Er stutzte.
    Lydia ging in die Küche. Sie hörten es bald darauf klappern. Als sie wieder zurück in die Stube kam, sagte sie voller Überzeugung: »Ganz sicher ist hier etwas passiert.«
    Funk sah überrascht auf. Auch Wenzel unterbrach seine alchimistischen Handlungen.
    »Du hast schon was gefunden?«, fragte Funk mehr gespannt als überrascht.
    Sie verzog das Gesicht. »Die Spülmaschine ist dreiviertelvoll mit ungewaschenem Geschirr. Muffelt schon etwas.«
    Schielin sah sie fragend an. Er wusste nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Männer«, giftete sie, »also das ist doch klar. Eine Frau, die so aussieht wie unsere Frau Kohn auf den Fotografien da drüben und die ihr Haus so in Schuss hat, die würde nie, aber wirklich niemals für ein paar Tage wegfahren, oder so was in der Art, und die Spülmaschine in diesem Zustand zurücklassen. Das ist völlig ausgeschlossen. Das kann auch kein Versehen sein, denn so ein Versehen würde ihr nicht passieren. Dieser Frau nicht.«
    Funk ging derweil einige Schritte auf das Sideboard zu und hob zugleich die Hand zu einer entschuldigenden Geste. »Will bloß was nachsehen.«
    Er blieb vor dem Sideboard stehen und es hatte den Anschein, als suchte er etwas.
    Schielin fragte Wenzel, der gerade mit Plastikflaschen hantierte: »Das ist das Zeug, mit dem man Blut findet, oder?«
    »Ja, und Urin, und Sperma«, erklärte Wenzel, sprach dabei wie ein Dozent und hängte sich eine voluminöse Lampe
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