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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht
Autoren: Alfred Bekker
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Zimmer. Die Zimmer waren einfach und Toilette und Dusche lagen auf dem Flur. Ich warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, aber da draußen war gegenwärtig nichts zu sehen, als Dunkelheit, Regen und Sturm.
    Schattenhaft sichtbare Bäume wurden vom Wind gebogen.
    "Sie können von hier aus das Meer sehen", behauptete Walsh. "Am Tag natürlich, wenn es hell ist und nicht gerade eine Nebelbank vor der Küste liegt." Er zuckte die Schultern und wirkte etwas verlegen. "Wenn Sie noch etwas brauchen, dann sagen Sie es mir oder meiner Frau. Wollen Sie geweckt werden?"
    "Gerne. Um 8.00 Uhr."
    "Okay."
    Dann ging er. Ich hörte seine schweren Schritte die Treppe hinuntergehen. Das Holz ächzte. Die Tür meines Zimmers hatte er nicht richtig geschlossen und weil von irgendwoher ein leichter Luftzug zwischen den Balken hindurchzog, öffnete sie sich mit einem dumpfen Knarren.
    Ich wollte sie schließen, da erstarrte ich für einen Moment.
    Aus dem Schankraum konnte ich eine Männerstimme hören.
    Vermutlich gehörte sie einem jener Kerle, die am Tisch gesessen hatten.
    "Du hättest diesen Presseleuten die Zimmer nicht geben sollen, Walsh!", sagte die Stimme.
    Walsh hustete.
    "Bin ich vielleicht ein Lottogewinner, dass ich mir so etwas leisten könnte?", knurrte der Wirt dann zurück.
    "Trotzdem", beharrte die Stimme.
    "Red keinen Quatsch, Billy! Ein verspäteter Hippie und eine Frau, die wie eine Großstadtpflanze aussieht! Die werden es hier nicht lange aushalten!"
    "Und wenn es Ärger gibt, Walsh?"
    "Mal den Teufel nicht an die Wand!"
    "Denk an das letzte Mal!"
    "Das ist eine Ewigkeit her. Außerdem ist es jetzt zu Ende, da Sir Gilbert tot ist!"
     
    *
     
    Ich schlief in dieser Nacht wie ein Stein. Als ich am Morgen aufstand, sah ich, dass man von meinem Fenster aus tatsächlich das Meer sehen konnte.
    Es war ein sonniger Tag.
    Die See spiegelte das Licht und wenn die Wellen sich brachen, bildeten sie Schaumkronen.
    Ich öffnete das Fenster und eine kühle, frische Brise blies mir entgegen. Meine offenen Haare wurden ordentlich durcheinandergeweht.
    Glenmore hatte einen kleinen Hafen, in dem ein paar Fischerboote lagen.
    Das Kreischen einiger Möwen mischte sich mit dem Rauschen des Meeres, das als beständiges Hintergrundgeräusch allgegenwärtig war.
    Irgendwo am Horizont sah ich dann eine dunkle Stelle, die sich deutlich vom Blau des Meeres abhob. Diese dunkle Stelle schien langsam auf das Ufer zuzustreben und nachdem ich eine ganze Weile lang angestrengt darauf gestarrt hatte, glaubte ich zu erkennen, dass es sich um ein Boot handelte.
    Ein Boot mit einem Insassen.
    Ziemlich weit draußen, für so ein kleines Boot!, ging es mir unwillkürlich durch den Kopf. Vielleicht ein Angler, der in der Nacht hinausgefahren war, um zu fischen. Ein seltsames Gefühl beschlich mich, bei dem Anblick des Bootes. Ein Gefühl, das mir sagte, dass ich eigentlich wissen müsste, wer dort draußen war...
    An meiner Tür klopfte es in diesem Moment.
    "Patti? Bist du fertig?"
    Es war war Jims Stimme.
    "Einen Moment noch!", rief ich.
    Ein paar Minuten später ging ich mit Jim zusammen die Treppe hinab in den Schankraum, wo Mrs. Walsh uns ein gutes englisches Frühstück mit Schinken und Ei gemacht hatte. Mrs.
    Walsh war zunächst etwas weniger reserviert als ihr Mann, von dem an diesem Morgen nichts zu sehen war. Eine rundliche Frau in den fünfzigern mit herzlich wirkenden blauen Augen und leicht rötlichem Haar, das sie zu einem Knoten nach hinten gebunden hatte.
    "Sie kommen aus London?", fragte sie, obwohl sie es sicher längst wusste. "Ist sicher ein Unterschied zu London hier, was? Vielleicht nicht so ganz der Komfort, den Sie gewohnt sind..."
    "Ich habe nichts auszusetzen", erwiderte ich.
    "Dann ist es ja gut", murmelte sie und sah uns dabei nacheinander nachdenklich an.
    "Der Tod von Sir Gilbert Goram hat in London einiges Aufsehen verursacht", sagte ich dann. Ich war mir sicher, daß sie von ihrem Mann längst erfahren hatte, weswegen wir in Glenmore waren.
    "Eine tragische Geschichte", meinte Mrs. Walsh nichtssagend. Sie vermied es dabei, mich anzusehen.
    "Dem äußeren Anschein nach ist Sir Gilbert erfroren, aber das ist natürlich unmöglich, wenn man bedenkt, dass er in einem geheizten Zugabteil war, als ihn der Tod ereilte..."
    "Ich weiß nicht, worauf Sie mit Ihrer Fragerei hinauswollen, Miss Vanhelsing."
    Mrs. Walshs Stimme hatte einen klirrend kalten Unterton bekommen.
    "Es gab zuvor bereits andere ähnliche Todesfälle hier in
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