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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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wird, dass ich endlich das Geheimnis des Schwarzen Feuers erlangt habe. Dann wird nichts das Haus Deveraux mehr aufhalten können.
    Die Hexenmutter der Cathers würde noch heute Nacht sterben, und die Mädchen bald danach. Michaels Experiment mit der Vereinigung der beiden Familien war beendet, und die Cathers würden als Opfer für die Dunklen Mächte viel nützlicher sein denn als magische Gehilfinnen.
    Nun ist es also so weit.
    Er beugte sich vornüber und zog sein jagdgrünes Gewand an, kunstvoll verziert mit Halbmonden und blutroten Raubvogelkrallen. Kraft steckte in dem Samt und Satin, und als er die Kapuze über den Kopf zog, kribbelte seine Kopfhaut. Wellen von etwas, das sich anfühlte wie kleine Stromschläge, zuckten von seiner Stirn bis zu seinen Zehen und wieder hinauf. Er schnippte mit den Fingern, und leuchtend grüne Funken stoben in die Luft. Ein Summen beinahe im Unterschallbereich hüllte ihn ein wie Basstöne, ein Backbeat zum prasselnden Regen draußen. Er wandte sich Marie-Claire zu.
    Sie und er, das heimliche Liebespaar, hatten diese Nacht fast einen Monat lang geplant. Ihr langweiliger, schwacher Ehemann war verreist, und ihre Töchter übernachteten bei einer Freundin. Dass sie eine solche Gelegenheit bekamen, war für ihn ein weiteres gutes Vorzeichen für ein wahrlich denkwürdiges Lammasfest.
    Sie wusste nicht, dass dies die Lammasnacht war. Er hatte ihr nie davon erzählt, dass er Magie praktizierte. Er hatte nur versucht, aus ihrer sexuellen Vereinigung Macht zu gewinnen. Das hatte nicht besonders gut funktioniert, was ihn überraschte und enttäuschte... Es hieß, dass in jeder Generation von Hexen und Hexern jeweils einer in der Familie am stärksten war. Keine der Kombinationen, die er angestrebt und gefördert hatte - er mit Marie-Claire, Eli mit Nicole, Jer mit irgendwem -, hatte eine Ernte gebracht, die der Mühe wert war. Michael fragte sich, ob die Cathers-Cahors nicht nur ihre Herkunft vergessen hatten, sondern auch ihre Magie so lange geschlummert hatte, dass ihre Macht nun sehr geschmälert war.
    Doch es hatte gute Omen gegeben für sein Vorhaben, heute Nacht das Schwarze Feuer heraufzubeschwören - wenn er, Michael, dem Gott angemessene Opfer darbrachte. Eine Hexe, ganz gleich wie schwach, war immer eine Kostbarkeit. Ihre Seele würde in der Unterwelt gewiss etwas wert sein...
    Er hatte seinen Porsche Boxster mit einem Zauber belegt, damit niemand sah, wie er zu ihrem Haus fuhr. Unterwegs hatte er Grateful Dead gehört, mit den Fingern aufs Lenkrad getrommelt und die Ironie von »Dead Man's Party« genossen - »walkin' with a dead man over my shoulder«. Er vermutete, dass Laurent irgendwo bei ihm war, zumindest im Geiste.
    Sobald er durch Marie-Claires Tür getreten war, hatte er sie ins Schlafzimmer geführt. Sie hatte keine Skrupel gehabt, obwohl dies ihr Ehebett war. Zu seiner Überraschung hatte er geradezu zärtliche Gefühle für sie empfunden. Dies war ihr letztes Mal, auch wenn sie das nicht wusste. Sie würde in wenigen Stunden tot sein, und sie sollte ein Andenken an ihn haben, wenn ihre Seele kreischend in die Hölle fuhr, die Heimstatt aller reulosen Ehebrecher.
    Er hatte vorgeschlagen, ins Wohnzimmer zu gehen, und zu diesem Zeitpunkt wäre sie ihm überallhin gefolgt, sogar hinaus in den strömenden Regen. So gut bin ich. Sie liebte Cabernet; er hatte etwas in den guten alten Wein in ihrem Glas gegeben, als sie gerade nicht hingesehen hatte, statt sich die Mühe mit einem Zauber zu machen. Wenn es heute Nacht gelingen sollte, würde er jedes Quäntchen magischer Kraft brauchen, das er hatte. Noch hatte er nicht entschieden, ob er Marie-Claire bewusstlos sterben lassen oder sie aufwecken würde, so dass sie die Flammen spürte. Laurent würde natürlich wollen, dass sie litt - auf diese Weise konnte Michael in seiner Gunst steigen.
    Niemand hegt einen solchen Groll wie mein Ahnherr.
    Während der Sturm an ihrem Haus rüttelte und die Engel über ihre Verderbtheit weinten, starrte er sie an, tief berührt von ihrer Schönheit. Dann öffnete er entschlossen seine Aktentasche und holte seinen Athame hervor. Er behandelte den Ritualdolch ehrfürchtig und vorsichtig. Die doppelte Klinge war grob gezahnt, aber sehr, sehr scharf und barg das Blut einer gewaltigen Anzahl von Opfern. Wenn die Wände meiner Zauberkammer schreien könnten, klänge der Donner da draußen im Vergleich dazu wie ein Flüstern.
    Wie alle guten - oder bösen - Praktizierenden der magischen Kunst
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