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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach
Autoren: Stefan Wolf
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sehr.“
    Kopfschüttelnd betrachtete Tarzan die
Szene.
    Auf seinem und auf Klößchens Bett war
eine Unmenge von Schokoladentafeln ausgebreitet. Man sah fast nichts von der
Bettwäsche, sondern nur die appetitliche Schokoladenverpackung. In Reihen waren
die Tafeln geordnet — und zwar nach Geschmacksrichtung.
    Mit wichtiger Miene deutet Klößchen auf
einen riesigen Karton.
    „Alles lag wie Kraut und Rüben
durcheinander. Aber ab heute herrscht Ordnung bei mir. Streng nach Geschmack
werden sie jetzt gestapelt. Ganz links Vollmilch, dann Vollmilch-Nuß, dann
Halbbitter, Mokka, Sahnetrüffel, Trauben mit Nuß, Krokantfüllung und so weiter.
Gut, was?“
    „Was soll daran gut sein? Du verkaufst
sie ja nicht. Du frißt sie doch nur.“
    „Aber ich will mit einem Griff die richtige
erwischen. Schließlich steht der Karton auf dem Schrank — so hoch, daß ich
gerade noch reinlangen, aber nicht reinsehen kann. Bisher mußte ich nehmen, was
ich auf gut Glück erwischte. Aber das“, er hob einen Finger, „war nicht immer
nach meinem Wunsch.“
    „Du hast Sorgen“, lachte Tarzan. „Paß
nur auf, daß daraus nicht noch Streß wird. Unsereins verjagt Einbrecher — zusammen
mit unserer reizendsten Lehrkraft — und du sortierst Schokolade.“
    Klößchen bog seine Segelohren mit
beiden Händen nach vorn. Sein Mopsgesicht staunte.
    „Einbrecher? Wie? Was? Und die
reizendste... Also, Helga? Ich denke, du warst mit Pfote im Kasperltheater...
Verzeihung, im Gruselfilm?“
    „Dort fing es an.“ Tarzan erzählte.
    Sein dicker Freund lauschte und vergaß
die Schokolade — zunächst, geriet dann aber über Max Jocher so in Wut, daß er
sich mit einer Tafel Mokka-Sahne beruhigen mußte.
    „Unerhört!“ schimpfte er. „So ein
Mistkerl! Der ist ab heute mein Feind.“
    „Vielleicht begegnen wir ihm morgen in
Lerchenbach.“
    „Dann kriegt er’s!“
    Klößchen trat heftig gegen einen
Bettpfosten, vergaß aber, daß er barfuß war, und hüpfte alsdann längere Zeit
auf einem Bein, wobei er Schmerzenslaute von sich gab, allerdings gedämpfte — denn
ringsum in den Buden schlief bereits alles.
    Nachdem er seine Zehen auf ihre
Vollständigkeit hin untersucht hatte, ließ auch der Schmerz nach.
    „Daß die Helga in Lerchenbach solchen
Gemeinheiten ausgesetzt ist“, sagte Tarzan, „kann man nicht einfach mit
ansehen. Es ist eine verdammte Ungerechtigkeit. Wir müssen ihr helfen.“
    Klößchen nickte. „Aber wie?“
    „Darüber schlafen wir erstmal.“
    „Du könntest die Jochers verprügeln“,
schlug Klößchen vor. Aber das schien ihm dann doch bedenklich, denn er
schränkte ein: „Naja, das geht nur, wenn du in Notwehr handelst oder jemanden
verteidigst. Am besten, wir sehen uns erstmal in Lerchenbach um.“
    „Genau das habe ich vor“, sagte Tarzan.
„Und nun mach bitte mein Bett frei. Ich möchte auf hartem Federkern liegen und
nicht auf Krokant oder Nougatcreme.“

4. Klößchen hat die Hose voll
     
    Schon am frühen Morgen waberte die
Luft. Es würde ein heißer Tag werden. Vielleicht in doppelter Bedeutung, dachte
Tarzan, während er sich mit einer eiskalten Dusche munter machte. Denn wenn Max
Jocher uns in Lerchenbach sieht, bricht offener Krieg aus. Und dort hat er
Heimvorteil, der Rüpel.
    Tarzan lief ins Adlernest zurück, warf Klößchen aus dem Bett und war dann der erste im großen Speisesaal,
wo sonntags keine feste Frühstückszeit eingehalten wurde, sondern sich jeder
selbst bis zehn Uhr bedienen konnte.
    Klößchen kam mit Verspätung, hatte
trotzdem nicht geduscht und holte sich gleich eine Riesenkanne Kakao.
    „Beeilung, Beeilung!“ trieb Tarzan ihn
an.
    „Was denn?“ maulte Klößchen. „Darf ich
nicht mal mehr frühstücken? Woher soll ich die Kraft nehmen zu unserer riesigen
Radtour?“
    „So weit ist es nun auch wieder nicht.
Aber je später wir aufbrechen, um so heißer wird es. Außerdem warten Gaby und
Karl.“
    Mit ihren beiden Freunden hatten sie
sich auf halbem Weg zwischen Stadt und Internatsschule verabredet: dort, wo von
der Zubringerstraße ein Feldweg abbog. Eine mächtige Rotbuche breitete an der
Stelle ihre dichtbelaubten Zweige aus.
    Unter ihnen saßen Gaby und Karl im
Gras, als Tarzan und Klößchen 20 Minuten später heranradelten.
    Mückenschwärme tanzten in der Luft.
Kein Lüftchen regte sich. Ein wolkenloser Himmel. Und gleißendes Sonnenlicht
über der Sommerlandschaft.
    Das richtige Ausflugswetter, dachte
Tarzan.
    Gaby war ganz in weiß gekleidet,
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