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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach
Autoren: Stefan Wolf
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Oskars Zunge fast bis auf den Boden
hinabhing, machten sie abermals Halt. Der müde Vierbeiner wurde in den Rucksack
verfrachtet. Beim Weiterfahren leckte er Tarzan übers Ohr. Das war sicherlich Dankbarkeit.
    Immerhin — der Fahrtwind, der ihm in
die Schnuppemase blies, machte ihn wieder munter. Noch bevor sie Lerchenbach
erreichten, wollte er wieder auf die eigenen vier Pfoten.

5. Rex greift an
     
    Mehrmals schon war Tarzan durch
Lerchenbach geradelt. Bewußt sah er es jetzt zum ersten Mal: Ein hübsches Dorf,
mit Dorfplatz und Brunnen, mit Wirtshaus und schattigem Biergarten — schattig,
weil üppige Kastanien zum Himmel hin abschirmten. In den Blumenkästen vor den
Fenstern blühte es rot, weiß und blau. Eine kleine Kirche streckte ihren
Zwiebelturm in die Höhe. Und vor dem zweiten Gasthaus stand ein Geländewagen
mit Großstadt-Kennzeichen.
    Die Dorfstraße lag still. Es war
immerhin Sonntagvormittag. Um diese Zeit hielt man sich in der Kirche auf — und
sei’s nur, um sich anschließend Gemeinheiten gegen Helga Götze auszudenken.
    „Weißt du den Weg?“ fragte Karl.
    „Bis ans Ortsende, dann rechts ab!“
sagte Tarzan.
    So hatte Helga die Route (Reiseweg) beschrieben.
    Bald folgten sie der Abzweigung, einem
sandigen Weg, und kamen an einem großen Bauernhof vorbei.
    Die Straße verlief dicht bei dem
Wohnhaus. Es war groß und schmuck, stieß an Scheune und Stallungen. Kühe
muhten. Auf dem Hof stolzierten Hühner. Ein prächtiger Hahn war dabei.
    Die Kinder fuhren vorbei. Hechelnd lief
Oskar neben Gabys Rad.
    In diesem Moment geschah es.
    Wie aus dem Nichts tauchte ein riesiger
Hund auf. Er sah aus wie eine Kreuzung aus Dobermann und Schäferhund. Aber
seinem Charakter hatte die Mischehe seiner Hundeeltern keineswegs gutgetan.
    Wie eine Bestie stürzte er sich auf
Oskar. Ohne jeden Grund.
    Gaby schrie auf. Karl fuhr gegen ihr
Rad. Klößchen wich erschreckt zur Seite aus. Tarzan reagierte kaltblütig.
    Aus dem Sattel springen und das Rad auf
den Hund schleudern — war eins. Er wurde getroffen, jaulte auf und wich zurück.
In letzter Sekunde geschah das. Nur noch zwei Sätze — und er hätte Oskar
gepackt. Auch jetzt gab er keineswegs auf, sondern fuhr erneut auf den armen
Vierbeiner los.
    Doch Tarzan war schneller. Er ergriff
Oskar und nahm ihn auf die Arme. Als ihn der Hofhund dennoch ansprang, trat er
ihm mit voller Wucht vor die Brust. Abermals jaulend wurde der Köter
zurückgeworfen.
    Tarzan hielt Oskar fest — der nicht
wußte, wie ihm geschah — und beobachtete den Hund. Zähnefletschend und mit
gesträubtem Nackenhaar hielt er sich in drei Schritt Entfernung.
    In diesem Augenblick trat Max Jocher
aus dem Haus.
    Sein breites Gesicht spiegelte
Erstaunen. Dann begriff er die Situation, und eitle Freude löste das Staunen
ab.
    Er kam näher, stellte sich breitbeinig
auf, stemmte die Fäuste in die Hüften und grinste.
    „Sieh da! Die vier Spinner vom TKKG!
Und der großmäulige Tarzan ist auch dabei. Aber jetzt geht’s ihm an den Kragen,
wie? Jetzt brauche ich nur Rex auf ihn zu hetzen — und er bereut bitter, daß er
mich gestern abend hinterrücks geschlagen hat.“
    „Ich habe dich nicht hinterrücks
geschlagen, sondern dir eine verpaßt, nachdem du feige und heimtückisch auf
Fräulein Götze geschossen hattest. Und jetzt willst du deinen Hund auf mich
hetzen? Das sieht dir ähnlich, du jämmerlicher Feigling. Aber ich warne dich.
Ich kenne Tricks, um auch mit einem so bösartigen Köter fertigzuwerden. Mag
sein, daß ich dabei gebissen werde. Das wäre dann ein klarer Fall von
Körperverletzung. Und hier sind drei Zeugen, die vor dem Jugendrichter aussagen
werden, daß dich alle Schuld trifft.“
    Jochers Grinsen fror etwas ein.
     „Für meinen Hund bin ich nicht
verantwortlich“, sagte er durch die Zähne. „Ist seine Sache, wenn er dich oder
euren Pinscher nicht leiden kann.“

    „Und ob du für ihn verantwortlich bist!
Wer denn sonst?! Noch dazu, wenn er sich wie tollwütig benimmt und alles
anfällt, was hier vorbeikommt. Das hat nichts mit Wachinstinkt zu tun, sondern
mit Gemeingefährlichkeit. Aber so ist ein Hund nie von Natur aus. So wird er
immer erst durch die Menschen, die ihn sich halten. Darauf kannst du dir was
einbilden.“
    Rex starrte immer noch auf Oskar,
knurrte und zog die Lefzen zurück.
    „Zum letzten Mal“, sagte Tarzan: „Nimm
deinen Hund weg, oder ich sorge dafür, daß euch die Polizei besucht.“
    Jocher drehte den Kopf über die
Schulter und
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