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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach
Autoren: Stefan Wolf
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Engumschlungen
betrachteten die beiden das Schaufenster eines renommierten (angesehenen) Antiquitätengeschäftes.
    Er blickte nach rechts und nach links.
Die Straße war wie leergefegt. Weit entfernt stand ein Taxi. Und...
tatsächlich!... dort hinten verschwand in diesem Moment ein Motorradfahrer um
die Ecke: eine dunkle Gestalt.
    „Habt ihr zufällig bemerkt“, fragte
Tarzan die beiden, „ob hier jemand durch die Passage kam? Eben gerade.“
    Der Junge schob seinen Kaugummi in die
andere Backe und schüttelte den Kopf. Aber das Mädchen nickte.
    „Ein Mann, glaube ich. Der hatte es
aber eilig! Ist gleich mit seinem Motorrad weg.“
    „Das war ein Ganove“, sagte Tarzan.
    Er achtete nicht auf die staunenden
Gesichter, sondern lief zu Helga zurück.
    Dreimal hatte sie inzwischen auf den
Schalter gedrückt. Denn bei Dunkelheit hätte sie es keine Sekunde hier
ausgehalten — nicht nach dem Erlebnis.
    Ihr Gesicht war kalkweiß. Sie stand
etwas schief — mit verkürztem linken Bein. Die Sandale saß am Fuß, aber den
Absatz hielt sie in der Hand.
    „Tarzan!“ Ihre Stimme zitterte. „Dich
hat der Himmel geschickt. Der Einbrecher wollte mich niederschlagen.“
    „Leider habe ich ihn nicht mehr
erwischt. Er ist mit dem Motorrad abgehauen. Aber wieso Einbrecher? Hat er...
Ach so!“
    Jetzt entdeckte er das herausgebrochene
Fenstergitter.
    „Ich hörte ein Geräusch, als ich durch
die Kirchgasse ging. Und da...“ Helga erzählte.
    „Den Einbruch, Fräulein Götze, haben
Sie verhindert. Aber Sie haben auch viel riskiert. Der Ganove wollte
offensichtlich in das Antiquitätengeschäft Feilberg. Das befindet sich nämlich
im Haus, wie ich gerade auf der Straßenseite festgestellt habe. Da liegen tolle
Werte im Fenster. Deshalb auch das Gitter.“
    Helga streckte die Hand aus. „Bevor wir
die Polizei rufen, möchte ich mich bei dir bedanken.“
    Verlegen wehrte er ab. „Das war doch
selbstverständlich. Vielleicht hätte ich ihn geschnappt, wäre ich nicht so laut
gewesen. Aber ich dachte, er schlägt auf Sie ein. Daran wollte ich ihn hindern
— mit meinem Gebrüll.“
    „Das ist dir gelungen! Gott sei Dank!“
    Sie humpelte einen Schritt. Tarzan ließ
sich Sandale und Absatz geben und versuchte eine notdürftige Reparatur.
    Noch während er damit beschäftigt war,
wurde die Hintertür des Hauses aufgeschlossen.
    Ein älterer Herr, der einen seidenen
Hausmantel trug, blickte auf den Hof. Ärgerlich stieß er die Tür weit auf.
Seine Miene verfinsterte sich.
    „Was treiben Sie hier?“ fragte er
scharf. „Das ist Privatgrund.“

    Tarzan deutete auf das entgitterte
Fenster.
    „Fräulein Götze hat soeben einen
Einbrecher vertrieben und wäre dabei fast umgebracht worden. Freuen Sie sich,
daß wir Ihren Privatgrund betreten haben. Sonst würden Sie morgen in Ihrem
Geschäft eine Menge vermissen — sicherlich die wertvollsten Stücke. Falls Sie
Herr Feilberg sind.“
    Der Mann starrte zum Fenster, ließ den
Mund offen, griff sich ans Herz, kam zwei Schritte auf den Hof und stammelte: „Ja,
ich... ich bin Feilberg. Um Himmels willen! Einbrecher! Und... und ich habe
nichts gehört. Ich schlafe im ersten Stock. Die... die... sofort muß die
Polizei her!“
    „Rufen Sie im Präsidium an!“ sagte
Tarzan. „Und verlangen Sie Herrn Glockner. Das ist nämlich der tüchtigste
Kommissar. Und heute hat er Nachtdienst, glücklicherweise.“

3. Das Phantombild
     
    Feilberg erwies sich als liebenswürdig
und war voller Dankbarkeit. Immer wieder schüttelte er Helga und Tarzan die
Hand.
    In seiner eleganten Wohnung, wo die
drei jetzt auf Kommissar Glockner warteten, stromerten drei aparte Siamkatzen
auf und ab. Die eine hatte gerade Milch gesoffen und weiße Tropfen am
Schnäuzchen.
    „Neuerdings scheint hier ein
professioneller (berufsmäßiger) Einbrecher sein Unwesen zu treiben“,
sagte Feilberg. „Jedenfalls wurden schon mehrere meiner Kollegen auf diese
Weise heimgesucht.“
    „Ich habe ihn deutlich gesehen.“ Helga
fröstelte. „Das Gesicht werde ich nie vergessen. Besondere Merkmale hat es
nicht. Es läßt sich schwer beschreiben. Aber dieser böse Ausdruck in den Augen!
Dem Kerl würde ich alles Zutrauen.“
    Feilberg bot Fruchtsaft als Erfrischung
an, was die beiden gern nahmen. Er selbst trank ein Glas Portwein. Dann
klingelte es. Der Streifenwagen mit Kommissar Glockner — Gabys Vater — war da.
    „Hallo, Tarzan!“ sagte er freudig
erstaunt. „Steckst du mal wieder mitten drin?“
    „Nur mit der
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