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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elmar Bereuter
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seinen Beinen begann sich der Stoff dunkel zu färben.
    »Das wird heute nichts mehr«, sagte Greyerz verärgert, »nehmt ihn herunter und sperrt ihn weg!«
    Hart zeichnete sich der Schatten in dem Lichtstreifen ab, der in die Zelle fiel.
    »Hmm«, räusperte sich Greyerz unsicher, während er auf den verkrümmt am Boden liegenden Stadelin hinabsah. Dieser schlief fest und gelegentlich lief ein Zucken durch seinen Körper.
    Auf seine Aufforderung zum Aufstehen hatte er nicht reagiert und auch den Tritt in die Leiste schien er nicht gespürt zu haben.
    Fragend sahen die beiden Büttel den Vogt an.
    »Wir warten bis zum Nachmittag. Er muss wieder ein wenig zu Kräften kommen. Legt ihm einen Fußverband an!«
    Der Jüngere brachte in einem Holzschaff Eichenrindensud, in den der Dickere Lumpen eintauchte und um die mit Brandblasen übersäten Füße wickelte.
    Stadelin merkte nichts davon. Irgendwann erwachte er, schleppte sich mühsam zum Eimer in die Ecke und verrichtete seine Notdurft. Gleich darauf schlief er wieder ein.
    Es war schon später Nachmittag, als Greyerz wieder das Gefängnis aufsuchte, um nach dem Delinquenten zu sehen. Stadelin lag immer noch zwischen Bewusstlosigkeit und Schlaf auf der Einstreue. Der Vogt gab Befehl, ihn zu wecken und nach draußen zu bringen. Als sie ihn auf die Beine stellen wollten, schrie der Bauer auf und sackte sogleich zusammen. Die beiden Büttel fassten unter seine Armen und schleppten ihn ins Freie. Greyerz war beim Anblick Stadelins klar, dass sich dieser nicht auf den Beinen halten konnte.
    »Setzt ihn auf einen Stuhl!«
    Aber auch dort mussten sie ihn festhalten.
    »Willst du gestehen?«
    Stadelin schüttelte den Kopf.
    »Welche Farbe haben deine Hühner?« fragte der Vogt unvermittelt.
    »Alle möglichen«, antwortete Stadelin verdutzt.
    »Hast du auch schwarze?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Hast du nun schwarze, ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Welche Farbe hat der Tod?«
    »Schwarz.«
    »Was ist Satans Lieblingsfarbe?«
    »Ich weiß es nicht, ich nehme aber an, schwarz.«
    »Wozu brauchst du schwarze Hühner?«
    »Wozu hat man Hühner?«, fragte Stadelin zurück.
    »Werd nicht frech. Hier stelle ich die Fragen!«, fuhr ihn Greyerz an.
    »Also, noch einmal: Wozu brauchst du schwarze Hühner?«
    »Zum Eierlegen und zum Schlachten.«
    »Dazu brauchst du schwarze?« Der Vogt verzog angespannt das Gesicht.
    »Mir ist doch die Farbe meiner Hühner gleichgültig, solange sie Eier legen!« Stadelin war plötzlich wieder hellwach, aber er konnte sich nicht vorstellen, worauf der Vogt hinauswollte.
    »Soso, dir ist das gleichgültig. Mir aber nicht. Muss ich dir wirklich sagen, wozu du schwarze Hühner brauchst?« Greyerz trat ganz nahe an ihn heran. »Zum Wetterzaubern!« Er sah ihn scharf an. »Gibst du das zu?«
    »Nein!«
    Der Vogt seufzte. »Bindet ihm die Hände auf den Rücken und zieht ihn auf!«
    Die Büttel schleiften Stadelin hinüber zum Scheunentor, wo sie ihn bäuchlings auf den Boden gleiten ließen und seine Fesseln mit dem Seil verknoteten. Während sie ihn aufrichteten, schrie er wieder laut auf.
    »Das ist noch gar nichts gegen das, was jetzt kommt. Willst du dir das nicht ersparen?«
    Stadelin gab keine Antwort.
    Ein Gehilfe hielt ihn fest, die beiden anderen spannten leicht das Seil. Greyerz nickte.
    Stadelins Hände hoben sich in die Höhe, während sich sein Oberkörper nach vorne beugte.
    »Mehr!«
    Seine Oberarme begannen sich schmerzhaft zu drehen und zu spannen.
    »Fester!« Stadelin keuchte und stöhnte.
    »Fester!«
    Der Schmerz wurde fast unerträglich, Rotz lief aus seiner Nase und Speichel aus dem Mund.
    »Höher!«
    Ruckartig rissen die beiden Büttel am Seil. Wie ein greller Blitz schlug es in Stadelins Kopf ein, als mit deutlich hörbarem Knacken beide Schultern aus den Gelenken sprangen. Mit einem gellenden Schrei fiel er in Ohnmacht.
    Greyerz brüllte erbost, dass sie hirnlose Ochsen seien, sie sollten sehen, was sie da angerichtet hätten und dass man auch zum Foltern Gefühl brauche.
    »Holt den Medicus, er soll die Schultern wieder einrenken!«
    Nach drei Tagen schleiften sie Stadelin wieder aus der Zelle. Sie hatten darauf verzichtet, ihn zu fesseln, da der Medicus meinte, der würde ihnen bestimmt nicht mehr davon laufen.
    In der Tat sah der Stadelin Furcht erregend aus. Aus seinem ausgemergelten Gesicht blickten stumpf verquollene und mit Blut unterlaufene Augen, im verzottelten und verfilzten Haar hatten sich Heureste verfangen, an den
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