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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold
Autoren: Heidi Rehn
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einmal so unverhofft begegnen.« Ihre Stimme klang dunkel, hatte etwas Betörendes, gar Geheimnisvolles. »Warum sonst nennen sie uns gegenseitig nur unsere Namen? Dabei gäbe es doch so viel mehr über uns zu sagen, was wir unbedingt voneinander wissen sollten, nicht wahr, meine Liebe?«
    Sie lächelte und legte ihrem Gatten die Hand auf die Schulter. Die offene Zurechtweisung war ihm sichtlich unangenehm, gleichzeitig fehlten ihm die Worte für eine geistreiche Bemerkung. Leicht vorgebeugt verharrte er, als wollte er sich Eric gegenüber, der ihn um gut eine Handbreit überragte, noch kleiner machen. Adelaide dagegen hielt sich betont aufrecht. Nahezu gleich groß wie ihr Gemahl wirkte sie dank dieser Geste noch imposanter.
    Verblüfft gestand sich die zierliche Magdalena ein, dass es Adelaide binnen weniger Augenblicke gelungen war, sie vollständig in ihren Bann zu ziehen. Ihre Mimik verriet, dass sie das für selbstverständlich erachtete. Kein Zweifel, diese Frau war es gewohnt, ihre Umgebung sogleich in Freund und Feind zu teilen. Ersteres war erstrebenswert, Letzteres gewiss ein Alptraum. Magdalena hoffte, diese Erfahrung bliebe ihr zeit ihres Lebens erspart.
    Als Erster der beiden Männer fand Eric die Sprache wieder. »Eben weil ich bereits weiß, welch großer Verlust es wäre, dir niemals begegnet zu sein, Adelaide, erübrigt es sich, viele Worte über all deine Vorzüge zu verlieren.« Als er den Kopf hob, umspielte der altbekannte Ausdruck von Spott seine Mundwinkel. Ein Anflug von Unsicherheit erfasste Magdalena. Seltsam, dass Eric ihr nie von dieser ungewöhnlichen Frau erzählt hatte. Dabei duzte er sie und war offensichtlich bereits vertraut mit ihr. Sie tastete nach dem Bernstein unter dem Mieder und hielt ihn fest.
    »Keine Sorge, Ihr habt nichts zu befürchten, meine liebe Magdalena.« Adelaide hakte sich bei ihr unter und zog sie einige Schritte von den Männern weg. Nichts in ihrem Verhalten verriet, ob sie Magdalenas Geste mit dem Stein bemerkt hatte. »Euer Gemahl verheimlicht Euch nichts. In den letzten Jahren ist er oft Gast in unserem Hause gewesen. Die beiden Herren machen seit langem gute Geschäfte miteinander. Dass sie uns nicht über alle ihre Schritte auf dem Laufenden halten, sollten wir Frauen nicht überbewerten. Gehen wir einfach davon aus, dass sie wissen, was sie für uns tun.«
    Magdalena wollte widersprechen. Adelaide schien nicht die Frau, die sich vorbehaltlos in die Hände ihres Gatten begab. Zudem missfiel ihr, wie selbstverständlich sie Eric in die Bemerkung einbezog. Wie konnte sie sich anmaßen, sich derart über ihn zu äußern? Adelaide ahnte ihren Widerspruch und legte beschwörend den Finger auf die Lippen. Zugleich schüttelte sie sacht den Kopf. Als wären sie seit Jahren gut miteinander bekannt, wechselte sie die Anredeform und sprach leise auf sie ein. »Ich denke, meine Liebe, wir beide sind uns einig, dass es so besser ist. Nicht alles von den Männern zu wissen schenkt uns Frauen ebenfalls wertvolle Freiheiten. So wie ich dich einschätze, lässt du dir von Eric auch nicht gern in deine Angelegenheiten hineinreden, oder?«
    Verschwörerisch zwinkerte sie ihr zu. Magdalenas Wangen begannen gegen ihren Willen zu glühen. Rasch sah sie zu Boden, damit die andere die Röte nicht bemerkte. Adelaide schien das Talent zu haben, mit einem einzigen Blick selbst die verborgensten Geheimnisse zu erfassen.
    »Hat Eric dir schon euer neues Heim an der Fahrgasse gezeigt?« Adelaide war wieder zu den Männern getreten und sah nun fragend zwischen Eric und Magdalena hin und her. »Ein wundervolles Haus. Ich bin sicher, ihr werdet euch sehr wohl darin fühlen.«
    »Wieso ›unser‹ neues Heim in der Fahrgasse?« Magdalenas Stimme klang heiser. »Von welchem Haus redest du?« Erstaunt sah sie zu Eric. Der wirkte wie vom Donner gerührt. Adelaide tat, als bemerkte sie nichts von der eigenartigen Stimmung, und redete einfach weiter: »Du musst wissen, unser guter Oheim selig hat das Anwesen stets in Ehren gehalten. Selbstverständlich haben wir seit seinem Tod vor wenigen Wochen nichts daran verändert. Ihr beide sollt euer rechtmäßiges Erbe schließlich genauso antreten, wie er es immer gewollt hat.«
    »Welches Erbe? Welcher Oheim?« Magdalena trat neben Eric und rüttelte ihn leicht am Arm. »Worum geht es überhaupt? Ich weiß nichts davon, dass du Bertas Gehöft bei Rothenburg verlassen willst.«
    Ihr Blick wanderte zwischen ihm und Steinacker hin und her. Allmählich
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