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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter
Autoren: Horst Hoffmann
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Kampf, oder alle sollen sehen, welch feige Hündin sie zum Hexenstern führen will!«
*
    Haßerfüllt standen sie sich gegenüber - Scida, die nun endlich die Gelegenheit sah, Genugtuung für die Schmach zu finden, die ihr vor langer Zeit von der anderen bereitet worden war, und Lacthy, die sich so unvermittelt der totgeglaubten Gegnerin gegenüberfand.
    »Laß sie!« flüsterte Kalisse Mythor zu. »Du darfst dich jetzt nicht mehr einmischen. Niemand darf das. Sieh dir Lacthys Amazonen an. Sie werden nicht wagen, das Schwert gegen Scida zu erheben. Dies ist ein Ehrenhandel, der nur die beiden etwas angeht!«
    Mythor wußte, daß sie recht hatte.
    Schon war Scidas Haß fast vergessen gewesen. Sie war wieder gesprächiger und scheinbar gelöster geworden. Nun strotzte sie vor Kraft und wirkte um zwanzig Jahre jünger.
    Mythor sah Lacthy zum erstenmal aus der Nähe. Er schätzte sie gleich alt wie Scida, doch auch an ihr schienen die Jahre spurlos vorübergegangen zu sein. Ihr breites Gesicht war von pechschwarzem Haar umrahmt, ihre Gestalt breit und muskulös.
    »Sie muß die Herausforderung jetzt annehmen«, flüsterte Kalisse. »Sie ist nicht allein mit ihren feigen Horsiks gekommen.«
    Wahrhaftig hatte sich die große Halle mit Amazonen aus vielen verschiedenen Geschlechtern gefüllt, die nun einen weiten Kreis um die Gegnerinnen bildeten und, zu dritt oder viert voreinander stehend, die Wände säumten. Til-Muini war als einzige Keysin an ihrem Platz geblieben. Alle anderen hatten hinter dem Thron Schutz gesucht oder waren aus dem Palast geflohen - geradewegs in die Arme der nachstoßenden Amazonen.
    »Willst du nun kämpfen?« schrie Scida.
    Ihre Hände bebten. Lacthy hielt ihren Blicken stand, sah sich nur kurz wie hilfesuchend um und spie Scida ins Gesicht.
    »So komm!« kreischte sie. »Laß uns der Fehde ein Ende machen, und niemand soll sagen, ich hätte ein altes Weib nicht schonen wollen! Du sollst den Kampf haben, Dienerin der Zeboa, auch wenn es mir davor graut, meine Klingen mit deinem Blut zu beschmutzen!«
    Vollkommene Stille trat ein. Niemand schien in diesen Augenblicken zu atmen zu wagen. Die Amazonen nahmen ihre Kampfhaltungen ein. Doch bevor der erste Hieb geführt werden konnte, löste sich Taukel aus dem Kreis der Zuschauerinnen.
    »Wartet!« rief die Hexe. »Soweit ich mich zu erinnern vermag, ist es Brauch auf Keysland, vor einem Zweikampf einen Trunk einzunehmen.« Sie wandte sich an Til-Muini. »Ist es nicht so?«
    Die oberste Keysin nickte zögernd.
    »Es ist wahr. Doch diese Sitte stammt aus alter Zeit. Wir haben gelernt, in Frieden miteinander zu leben.«
    »Das ändert nichts!« rief Taukel. »Holt Wein herbei und zwei Becher. Ich selbst werde sie den Gegnerinnen reichen - zum Zeichen, daß der Kampf auf ehrenhafte Weise geführt werde!«
    Til-Muini winkte eine ihrer Untergebenen heran und schickte sie aus der Halle. Die Kriegerinnen machten ihr den Weg frei.
    »Wenn Taukel von Ehrenhaftigkeit redet«, flüsterte Kalisse, »höre ich Verrat. Sie hat eine Hinterlist vor, Mythor.«
    Der Sohn des Kometen nickte unmerklich. Noch wußte er nicht, was er von der Entwicklung der Dinge zu halten hatte, doch nahm er sich vor, ein wachsames Auge auf Taukel zu haben.
    Die Keysin kehrte mit zwei gefüllten Bechern aus geformtem Eis zurück und reichte sie Taukel. Mythor kniff die Augen zusammen, doch die Hexe wandte ihm und Kalisse den Rücken zu.
    Nicht aber Ranky.
    Als Taukel vor die Gegnerinnen hintrat und ihnen die Becher entgegenhielt, als Lacthy schon nach dem für sie bestimmten griff und darauf wartete, daß auch Scida den ihren an die Lippen setzte, trat das Inselweib vor und drückte Scidas Arm nach unten.
    »Was fällt dir ein!« herrschte Lacthy sie an. »Scher dich fort! Du bist…!«
    Ranky schenkte ihr keine Beachtung. Blitzschnell packte sie Taukel am Mantel und zerrte sie vor. Mit der anderen Hand entriß sie Scida den Becher.
    »Du trinkst zuerst!« befahl sie der Hexe, die sich unter ihrem Griff wand. »Ich möchte nur sichergehen, denn mir war so, als hätte ich dich etwas in Scidas Becher hineingeben sehen.«
    »Nein!« schrie Taukel. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Der Wein ist für sie bestimmt! Nicht ich habe ihn geholt, sondern diese Keysin! Wie sollte ich da…?«
    »Dein Mantel hat weite Ärmel, und ich meine, ich sah aus einem von ihnen etwas in Scidas Becher rieseln. Du trinkst jetzt!«
    Ein Raunen hob an. Taukel versuchte sich loszureißen. Dann, als sie die
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