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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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sagte Joel, »in meinem Schlafzimmer.« An Holly gewandt fügte er hinzu: »Dir überlasse ich natürlich mein Bett.«
    »Für Ihre Majestät nur das Beste«, brummte Kari.
    Holly reagierte nicht darauf - sie war es inzwischen leid. Karis Stichelei war uralt und furchtbar langweilig geworden. Doch die loyale Amanda fauchte: »Halt den Mund, Kari.«
    »Bleiben wir alle schön ruhig«, schlug Sasha vor und streckte die Hände aus. Es war nicht zu fassen, dass sie alt genug sein sollte, um zwei erwachsene Söhne zu haben, so weich und beinahe kindlich war ihr Gesicht. Und sie war sehr schlank, auf diese fohlenhafte Art, die typisch für viele Mädchen im Teenageralter ist. Holly konnte außerdem kaum glauben, dass Sasha tatsächlich einmal mit Michael Deveraux verheiratet gewesen war. Sie war so nett.
    »Wir wurden angegriffen«, sagte Holly zu Joel, als sie auf dem Sofa Platz nahm. Ihre Jeans war feucht vom Schnee, ihre Stiefel völlig durchweicht. »Hast du die Bussarde gesehen?«
    »Ja.« Sein Lächeln kehrte zurück. »Ich habe einen Zauber gewirkt, um euren Schutz zu verstärken.«
    »Es hat funktioniert«, sagte Tommy, setzte sich neben Holly und nahm einen Becher Tee von Joel entgegen. »Danke. Auch für den Tee.«
    »Was jetzt?«, fragte Holly. Sie war erschöpft, aber auch völlig aufgedreht. Sie lebte in ständiger Anspannung. Es kam ihr so vor, als hätte sie nie ein anderes Leben gekannt als die ständige Flucht vor der Todesgefahr. Dass sie einmal ein Mädchen in San Francisco gewesen war, das nach der Schule im Reitstall arbeitete und dessen Eltern sich oft stritten, erschien ihr nun wie ein seltsamer Traum, den sie sich eine Zeitlang von jemand anderem geliehen hatte.
    Werde ich mich je wieder richtig entspannen können? Und selbst wenn ich einmal nicht in Gefahr sein sollte - wüsste ich überhaupt noch, wie das ist, nicht jede Situation genau zu überwachen, ständig über die Schulter zu schauen und nur leicht und nie allzu lang zu schlafen?
    Holly nippte an ihrem Tee, während sie sich diese Fragen stellte. Den Gesichtern der anderen nach zu schließen hingen sie ähnlichen Gedanken nach.
    Amanda blickte zu ihr auf und murmelte durch den Dampf, der aus ihrem Becher aufstieg: »Sei gesegnet, Holly.«
    An dieser ganzen Situation ist nichts gesegnet, dachte Holly zornig. Doch sie gab ihrer Cousine, was diese wollte, nämlich ein Lächeln - das aber nicht einmal aus der Nähe von Hollys gut geschütztem, in Eis erstarrtem Herzen kam.
    Nicole: London,
    Hauptquartier des Obersten Zirkels, im Dezember
    Die »Flitterwochen-Suite« im Hauptquartier des Obersten Zirkels war mit Albträumen dekoriert.
    Nicole saß mit dem Rücken an das geschnitzte Kopfteil des Bettes gelehnt, das groteske, deformierte menschliche Gestalten zeigte - Wichtel. Sie beteten den Gehörnten Gott an, der in der Mitte auf einem Haufen menschlicher Schädel dargestellt war. Entzückend. Die Vorhänge des Himmelbetts aus Ebenholz waren scharlachrot und trugen das grinsende Antlitz von Pan, dem Gott des Waldes und der Lust.
    Als sie die Tür aufgehen hörte, zog sie die Knie an die Brust und murmelte einen Schutzzauber. Ein zartes blaues Rechteck bedeckte die Tür.
    James Moore, Nicoles Bräutigam, lachte leise auf, machte eine lässige Geste mit der linken Hand und ging durch das Rechteck hindurch. Es zerplatzte wie eine Seifenblase, und die Überreste erloschen und zogen sich in das Nichts zurück, aus dem Nicole sie erschaffen hatte.
    »So etwas wird nicht reichen, um mich von dir fernzuhalten«, erklärte er glucksend. »Finde dich einfach damit ab, Nicki. Deine Magie ist unserer nicht gewachsen. Du könntest dich mir ebenso gut freiwillig unterwerfen, denn zum Julfest werde ich dich in die Hörigkeit zwingen, wenn du es bis dahin nicht getan hast.«
    Er hatte sich das Haar weißblond gebleicht und trug eine schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Lederjacke. In seinem linken Ohr hing ein schwarzer Ring.
    »Ich verstehe nicht, warum du dir die Mühe machst«, sagte sie düster.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Weil du scharf bist.«
    »Und du widerst mich an.«
    Er lachte. »Nein. Das stimmt nicht.« Er zog seine Jacke aus, ließ sie achtlos zu Boden fallen und kam dann zum Bett. »Oder, Mrs. Moore?«
    Ich werde nicht weinen, ermahnte sich Nicole. Ich werde gar nichts tun. Ich werde still hier sitzen ...
    James schlich sich förmlich an sie heran wie ein Jaguar an seine Beute. Sie ballte die Hände vor den Knien zu
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