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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Wegen einer unbedachten Auseinandersetzung mit der Cahors-Hexe. Es war ja so dumm von ihm gewesen, sie am helllichten Tag mitten in London anzugreifen.
    Das ist mein heißes Deveraux-Blut, sagte er sich. Der bloße Anblick einer Cahors reicht aus, um selbst den standhaftesten unter uns in rasende Wut zu versetzen. Sie hätten uns beinahe vernichtet, und wir haben geschworen, jede einzelne von ihnen auszulöschen, in diesem Land wie in jedem anderen. Wir haben Bluteide geschworen und über Generationen hinweg erneuert, dass es nirgends einen Ort geben wird, wo sie vor uns sicher sein können. Dieser Eid hat uns behext. Wenn wir eine Cahors sehen, können wir uns nicht davon abhalten, sie anzugreifen.
    Nun stand er also vor den Richtern. Dreizehn waren es insgesamt, alle in die schwarzen Roben ihres Amtes gehüllt. Sie trugen schwere goldene Ketten über Schultern und Brust drapiert, und ihre Gesichter waren fast vollständig unter ihren Kapuzen verborgen. Sie saßen in einer Reihe auf Stühlen mit hohen Lehnen, in die Pentagramme geschnitzt waren. Auf der langen Tafel vor ihnen standen an jedem Platz eine Schale mit Salz, ein Kelch Wein und eine brennende Kerze.
    Hinter ihnen zeigte ein Bleiglasfenster, wie der Große Gehörnte Gott Dämonen und Menschen verschlang, die um Gnade flehten. Flammen tanzten hinter dem Gott, und aus seinem hohlen Mund strömte ein roter Wasserstrahl in ein Becken hinter den mächtigen Ebenholzstühlen des Gerichts.
    Jonathan Moore lächelte boshaft auf Luc herab, der ganz allein vor dieser Inquisition stand. Wenn Moore allein die Strafe für Lucs unseliges Missgeschick hätte verhängen dürfen, so wäre Luc schon in diesem Augenblick eine kreischende Flammensäule, das wusste er. Satan selbst würde sich bereits an seiner Seele laben.
    Doch Moores Stimme war nur eine von vielen, und die Deveraux hatten noch immer viele Freunde. Das Schicksal dieser Freunde war mit dem Aufstieg und Fall des Hauses Deveraux eng verknüpft.
    »Luc Deveraux«, hob Moore an. Sein Lächeln verblasste und wich einer finsteren Miene, und Lucs Herz pochte hoffnungsvoll. Gute Neuigkeiten, dachte er. Wenn er mir das Schlimmste zu verkünden hätte, würde er mir das Urteil frohen Herzens und mit einem Lächeln auf dem Gesicht kundtun.
    Luc reckte das Kinn und baute sich ein wenig breitbeiniger auf. Solange er nur überlebte, würde er eines Tages zurückkehren können, um die Deveraux erneut auf den Thron zu bringen.
    Mit großer Geste entrollte Moore ein kostbares Stück Pergament und begann vorzulesen. »Ihr habt vor den Augen gewöhnlicher Menschen gekämpft und ihnen damit einen Beweis für die Existenz der Schwarzen Künste geliefert«, donnerte er. »Ihr habt eine Katastrophe über die Stadt London gebracht und dadurch auch unser ehrwürdiges Wahrzeichen, dieses Hauptquartier, in Gefahr gebracht. Und obendrein habt Ihr die Cahors-Hexe auch noch entkommen lassen.«
    »All das ist wahr«, erklärte Luc kühn.
    Moore blickte über den Rand der Pergamentrolle auf ihn herab. Was er nun vorlesen musste, gefiel ihm offensichtlich gar nicht.
    »Vor zehn Jahren wurde Euch gesagt, dass wir Euch all das vergeben würden, wenn Ihr uns das Geheimnis offenbartet, wie das Schwarze Feuer zu beschwören ist - ein Geheimnis, das Eure Familie dieser Bruderschaft schon viel zu lange vorenthalten hat.«
    »Wir würden ein solches Geheimnis bereitwillig mit euch allen teilen, wenn es uns denn bekannt wäre«, verkündete Luc. Er streckte die Hände aus, die mit eisernen Ketten gefesselt waren. »Doch leider besitzen wir es nicht.«
    Mehrere Richter warfen ihm schiefe Blicke zu, als glaubten sie ihm nicht. Er war zornig und entmutigt zugleich. So viele Deveraux waren schon unter der Folter gestorben, weil andere glaubten, dass sie noch um das Geheimnis des Schwarzen Feuers wüssten. Sie waren gehetzt, umworben und fallen gelassen worden. Die Überzeugung, die Deveraux bewahrten das Geheimnis und warteten nur auf den richtigen Zeitpunkt, um das Schwarze Feuer zu beschwören, hielt sich hartnäckig seit Jahrhunderten. Wenn das nur wahr wäre, dachte er.
    »Da Ihr Euch weigert«, fuhr Moore fort, »lautet unser Urteil folgendermaßen: Eure Familie wird aus diesem Zirkel und aus Europa verbannt auf einhundert Jahre. Danach mag Euer Haus sich erneut um Aufnahme in die Bruderschaft bemühen. Aber einhundert Jahre lang werdet Ihr Euch nicht mit uns in Verbindung setzen. Falls Ihr während dieser Zeit feststellen solltet, dass Ihr das
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