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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Fäusten und presste die Lippen zusammen, um nicht aufzuschreien.
    »Ich weiß, was du mit mir gemacht hast«, erklärte er, als er die Hand hob und sich das T-Shirt über den Kopf zog. »Als wir dich entführt haben, hast du mich mit einem Zauber bezirzt. Ich habe es sofort bemerkt, sobald du es getan hattest. Aber der Schuss ist nach hinten losgegangen, was, Nicki? Du hast nicht damit gerechnet, dass ich dich tatsächlich heiraten würde. Du dachtest, ich würde mich nur in dich verlieben und dich deshalb freilassen.«
    »Ja«, fauchte sie ihn an, obwohl sie sich geschworen hatte, in keiner Weise auf ihn zu reagieren. »Ich habe dich verhext. Oder es jedenfalls versucht. Und jetzt hast du mich geheiratet und ... und du ...« Sie verstummte hilflos. »Macht es dir denn gar nichts aus, dass ich dich nicht liebe?«
    Er blinzelte. Seine Augen waren tiefblau. »Nein. Warum sollte es? Ich bin ein Hexer. Wir glauben nicht an Liebe.« Er lachte kehlig und fügte hinzu: »Wir glauben allerdings an die Lust.«
    Dann kam er zum Bett, und Nicole wünschte sich weit, weit fort ...
    »Isabeau, ma vie, ma femme«, flüsterte Jean innig. »Comme je t'aime! Comme je t'adore!«
    Sie lag unter ihm in ihrer Hochzeitsnacht. Das Bett war beladen mit Fruchtbarkeits-Talismanen, und das ganze Schlafgemach war mit Rosenblüten bestreut - Rosen mitten im Winter, von der Magie der Deveraux zum Blühen gezwungen.
    So, wie ich hierzu gezwungen werde, dachte sie. Doch damit belog sie sich selbst. Sie gab sich ihm freiwillig hin - nein, sie wollte ihn, sie nahm ihn, so wie er sie nahm ...
    Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es eine solche Leidenschaft geben kann, dachte sie, als sie Jeans Augen im Kerzenschein glühen sah. Sein Gesicht zeigte schiere Ekstase und Triumph. Und er gibt diese Ekstase, er ist der Mittelpunkt des Feuers, das mich verzehrt ...Ich brenne mit ihm, er lässt mich auflodern ...
    Und in Joels Bett in seiner kleinen Wohnung in London schrie Holly auf und schoss kerzengerade hoch. Sie war schweißgebadet, und ihr Herz hämmerte.
    Amanda drückte auf den Lichtschalter neben der Tür. »Holly, was ist denn? Was hast du?«
    »War nur ein Traum«, erklärte Holly und strich sich die dunklen Locken aus der feuchten Stirn. »Tut mir leid. Leg dich wieder hin.«
    Amanda zögerte. »Wirklich? Du meine Güte, du bist ja klatschnass.«
    »Mir fehlt nichts«, beharrte Holly lauter. »Geh nur. Ist schon gut.«
    »Aber ...«
    »Verdammt noch mal, Amanda! Lass mich in Ruhe!«, schrie Holly.
    Ich will schnell einschlafen.
    Damit ich wieder bei ihm sein kann.
    Verblüfft starrte Amanda ihre Cousine an, die demonstrativ die Augen schloss und sich auf die Seite drehte.
    Irgendetwas ist mit ihr geschehen, dachte Amanda. Seit sie Hecate geopfert hat, ist sie richtig fies.
    Ich habe Angst. Wir alle haben Angst. Sie soll unseren Coven anführen, aber ich weiß nicht, wohin sie uns führt. Werden wir wirklich versuchen, Nicole zu retten, oder wird Holly uns dazu bringen, stattdessen nach Jer zu suchen?
    Leider konnte Amanda nicht in die Zukunft sehen, und sie war auch nicht sicher, ob sie das gewollt hätte, wenn sie denn könnte. Nur die Zeit würde Hollys wahre Absichten enthüllen. Holly blieb still liegen, und Amanda verließ den Raum und schloss die Tür.
    Hauptquartier des Obersten Zirkels,
    London, 1676
    Luc stand vor dem versammelten Gerichtsrat, und die Richter spähten von einem erhöhten Podium auf ihn herab. Seit dem Großen Brand von London, den er und Giselle Cahors bei einem magischen Kampf auf offener Straße entfacht hatten, waren zehn Jahre vergangen. Zehn Jahre lang hatte der Oberste Zirkel darauf gewartet, dass das Haus Deveraux das Geheimnis des Schwarzen Feuers enthüllte, um seinen einstigen Status zurückzugewinnen. Der Thron aus Totenschädeln, auf dem Lucs Familie einst gesessen hatte, stöhnte nun unter dem Gewicht von Jonathan Moore, der noch immer als Hohepriester herrschte. Das rot-grüne Banner der Deveraux mit ihrem Wappen, dem wilden, stolzen Antlitz des Grünen Mannes, hing hinter dem Thron als Symbol dafür, dass sie noch immer als rechtmäßige Herrscher galten. Daneben stand ein Mann, den Kopf unter einer Kapuze verborgen, mit einer Fackel in der Hand, und wartete auf den Befehl, Lucs Schande vollkommen zu machen, indem er das Ehrenbanner der Deveraux verbrannte.
    Obwohl Luc erhobenen Hauptes dastand, war er von Grauen erfüllt. Er fürchtete nicht um sein Leben, doch seine Seele war in Gefahr. Und weshalb?
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