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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit
Autoren: Randy Susan Meyers
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Diamantringe schnitten in ihre dicken Finger ein. »Wie kannst du es wagen? Das hat man nun davon, wenn man nett sein will. Ich wollte einen Neuanfang machen, genau wie Arnie gesagt hat. Warum sollte ich dich bestehlen?«
    Ich schmierte mir eine riesige Portion Leberpastete auf ein Stück Roggenbrot und leckte die Gabel ab. »Mmm. Köstlich.« Ich belegte die Leberpastete mit einem Salatblatt und faltete das Brot zu einem Sandwich zusammen. »Warum du mir das antun solltest? Ich weiß es nicht, Tante Cilla. Warum hättest du mich in ein Waisenhaus abschieben sollen?«
    Ich packte das Auto voll, sobald ich das dicke Sandwich heruntergewürgt hatte, wobei mir Tante Cilla mit geschürzten Lippen zugesehen hatte. Wir schwiegen, während ich sechs große Kartons zum Wagen trug. Ich wartete darauf, dass irgendeine Art menschlicher Güte mich überkam, nachdem ich die letzte Kiste aus dem Haus geschleppt hatte. Onkel Hal hatte sie mit »Persönliche Dinge« beschriftet, mit dickem Filzstift über die Worte Dawson Dental Supplies gemalt.
    Ich blieb neben meinem Mietwagen stehen und blickte zu Tante Cilla zurück. Sie zog mit einer Hand den Pulli fester um sich und hielt mit der anderen die offene Haustür fest, in der Erwartung, dass ich wieder hereinkommen würde. Ich ging zur Fahrertür, öffnete sie, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und spürte, wie Tante Cilla mich beobachtete. Vielleicht erwartete sie, dass ich zurückging und sie umarmte. Sie küsste.
    Zwei traurige kleine Mädchen hatten einst verzweifelt darauf gewartet, so lange gewartet, dass jemand kam und sich um sie kümmerte.
    Der Motor sprang an, heulte auf, und ich fuhr davon.
    Die Fahrt von Mill Basin nach Park Slope dauerte etwa eine halbe Stunde. Querstraße für Querstraße veränderte sich die Gegend. Die vorstädtisch wirkende Straße meiner Tante ging in die belebte Avenue N über. Als ich die Flatbush Avenue erreichte, sah ich das Brooklyn meiner Kindheit. Das Viertel war noch schäbiger und düsterer geworden. In den Schaufenstern häuften sich die Billigangebote, riesige, supergünstige Flaschen Shampoo mit seltsamen Namen, kunstseidene Hemden in wüsten Farben, steife Kleider mit verklebten Nähten, die höchstens bis zur ersten Wäsche halten würden.
    Meinen Töchtern hätte es gefallen – den Ort meiner Kindheit zu sehen –, aber mein Vater war allzu nah. Ich brauchte mehr Abstand zwischen ihm und uns, um mich sicher zu fühlen. Die Mädchen wünschten sich ab und zu, ihren Großvater kennenzulernen. Inzwischen erzählte ich ihnen keine Lügen mehr. Ich sagte einfach nein. Eines Tages würden sie ihn wohl trotzdem besuchen, aber solange sie unter unserem Schutz standen, Drews und meinem, würden wir sie von ihm fernhalten.
    Das war mein Plan. Gelegentlich schnitt Drew das Thema an, und dann versuchte ich, ihm zu erklären, was ich fühlte. Ich hörte zu, wenn er sprach. Ich rang mir um seinetwillen Worte ab, während mein Herz laut pochte. Ich liebte meinen Mann. Ich konnte es mir nicht leisten, meinen Vater zu lieben. Niemals würde ich das kleine bisschen Frieden aufgeben, das ich errungen hatte.
    Als ich mich dem Prospect Park näherte, breitete sich das Leben gelassener aus, und die Architektur ließ den Menschen mehr Raum zum Atmen. Die Straßen von Park Slope waren grün vor Bäumen und neuem Geld.
    In Merrys Straße hatten die Häuser keine Einfahrten. Ich quetschte mich in eine Parklücke zwischen einem Matrix und einem Prius. Dann griff ich in meine Handtasche, holte mein Handy heraus und wählte ihre Nummer mit der Kurzwahltaste – der Eins in meinem Telefon. Merry kam heraus und rannte über die Straße. Wir umarmten und küssten uns. Merry benahm sich, als hätte sie schon seit Wochen gewusst, dass ich kommen würde, und nicht nur eine Viertelstunde Vorwarnzeit von mir erhalten. Sie trug Lippenstift und Samt.
    Wir mussten drei Mal gehen, bis wir die Kartons in ihre Wohnung im ersten Stock gebracht hatten, und trotz der Dezember-kälte waren wir hinterher beide verschwitzt. Ein Topf Chili köchelte auf dem Herd und gab Wärme und Würze an die Luft ab. Perfekt glasierte Challot-Brote lagen auf einem ziegelroten Steingutteller.
    »Ein Wunder ist geschehen«, sagte ich. »Du hast endlich Kochen gelernt.«
    »Nein. Dad hat es gelernt.«
    Ich beobachtete die Miene meiner Schwester. Wartete sie auf eine Reaktion? Aber sie sah einfach nur aus wie Merry. Rockstar-hübsch. Sie wirkte so niedlich wie damals als kleines Mädchen und
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