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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt
Autoren: Alexandra Potter
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mich  bat, mich auszuziehen, damit er mich untersuchen kann, und als ich mich umdrehte, hatte er sich plötzlich in meinen Großonkel Harold verwandelt!« Sie sieht mich entsetzt an. »Obwohl das weniger ein Traum, sondern vielmehr ein Alptraum war.« Erschaudernd wendet sie sich wieder ihrem Laptop zu. »Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, der Nachmittag, als wir bei der Party zur Eröffnung dieses Spas waren.«
    »Und uns über Zeitreisen unterhalten haben.«
    Beatrice sieht mich ausdruckslos an. »Haben wir das? Meine Güte, ich war so betrunken, dass ich mit Brad Pitt geredet haben könnte und nichts mehr davon wüsste.«
    Enttäuschung erfasst mich. Vielleicht erinnert sie sich nicht mehr an unsere Unterhaltung. Andererseits ist es wahrscheinlicher, dass sie niemals stattgefunden hat, räume ich widerstrebend ein.
    »Am Donnerstagabend hattest du das Abendessen mit Larry Goldstein bei ihm im Hotel.«
    »Und danach war ich beim Konzert von Shattered Genius«, sage ich halblaut.
    »Nein, von einem Konzert steht im Kalender nichts. Außerdem habe ich dich danach angerufen, und du warst zu Hause, schon vergessen?« Sie sieht mich an, und ich merke, dass ich laut gedacht habe. »Am Freitag war dein Geburtstagsessen.«
    »Und danach war ich auf Lotties Party«, murmle ich.
    »Nein, tut mir leid«, erklärt Beatrice mit einem mitfühlenden Lächeln. »Auch davon steht nichts drin.«
    Wie sollte es auch?, sage ich mir, obwohl mir bereits klar ist, dass ich nach einem Strohhalm greife. Beatrice hat Recht: Ich vermische Fakten mit Einbildung, träume von Ereignissen, die vergangene Woche tatsächlich stattgefunden haben, und übertrage sie auf meine Fantasien darüber, wie ich meinem jüngeren Ich begegne, so dass alles verschwimmt. Ein Anflug von Traurigkeit überkommt mich.
    »Es erschien mir so real«, sage ich seufzend. »Ich dachte ernsthaft, ich sei der 21-jährigen Ausgabe von mir begegnet und hätte ein bisschen Zeit mit ihr verbracht. Ich hätte schwören können -«
    »Meine Güte, Sie haben aber einen ziemlichen Schlag auf den Kopf bekommen, hm?« Der Arzt steht vor mir und lächelt mich an. »Aber keine Sorge, die Nebenwirkungen des Medikaments lassen schnell wieder nach.«
    Ich spüre, wie ich vor Verlegenheit rot anlaufe. Ich meine, was habe ich mir nur dabei gedacht? Natürlich war all das nur ein Traum.
    »Also, dann wollen wir mal sehen, wie es unserer Patientin geht.« Er tritt ans Bett und greift nach meinem Krankenblatt. Ein zufriedener Ausdruck tritt auf seine Miene. »Die Röntgenbilder sehen tadellos aus, und die Vitalfunktionen sind hervorragend.« Er nickt und mustert mich eindringlich. »Die Schnittwunde heilt auch.« Er lächelt freundlich, und mir fällt auf, dass er kaum älter sein kann als ich. »Wir behalten Sie noch eine Nacht hier, um sicher zu sein, dass alles in Ordnung ist, aber morgen sollten Sie entlassen werden können.«
    »Und wie lange wird es dauern, bis meine Schulter wieder in Ordnung ist?«, frage ich, während er meine Krankenakte wieder in die Halterung an meinem Bett hängt.
    »In ein paar Wochen sollten Sie mit der Physiotherapie anfangen, aber ich fürchte, Sie werden einige Zeit nicht Auto fahren können.«
    »Danke.« Trotz allem bin ich froh, dass ich keine bleibenden Schäden davongetragen habe.
    »Gern geschehen.« Er nickt. »Tja, ich sehe später noch mal nach Ihnen. Bis dann, Charlotte. Bis dann, Beatrice.« Er lächelt ihr zu.
    »Danke, Doktor«, erwidert sie und errötet, als sie einen Blick wechseln.
    Moment mal - allmählich dämmert es mir.
    »Habe ich da gerade verliebte Blicke gesehen oder träume ich immer noch?«, frage ich, als der Arzt mein Zimmer verlassen hat.
    Sie reißt den Blick von der Tür los und wendet sich mir zu. »Ist er nicht unglaublich?«, fragt sie mit noch immer geröteten Wangen.
    Verblüfft mustere ich sie. »Du gehst mit meinem Arzt aus?«
    »Sein Name ist Hamish«, sagt sie stolz. »Wir haben uns kennen gelernt, als du eingeliefert wurdest. Und danach sind wir uns immer wieder begegnet. Beim Kaffeeautomaten, in der Cafeteria. Er hatte Nachtdienst.«
    »Jetzt verstehe ich, wieso du seit zwei Tagen an meinem Bett Wache hältst.« Ich grinse.
    »Nein, das stimmt nicht«, entrüstet sie sich. »Ich war fast verrückt vor Sorge um dich.«
    »Das war doch nur ein Scherz, Beatrice«, wiegle ich eilig ab, worauf ihre Empörung in sehnsüchtiges Schmachten übergeht.
    »Ich glaube, ich bin verliebt«, vertraut sie mir im Flüsterton
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