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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt
Autoren: Alexandra Potter
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an. »Es stört ihn nicht im Geringsten, wenn ich über wissenschaftliche Dinge rede. Erst gestern hatten wir eine faszinierende Diskussion über Röntgen- und Strahlentechnologie.«
    »Aber was ist mit Pablo, dem Salsa-Lehrer?«, necke ich sie.
    »Ach, habe ich das nicht erzählt? Oh, offenbar nicht.« Sie setzt sich auf, als habe sie eine schockierende Mitteilung zu machen. »Als ich am Montag im Salsa-Club war, hat er mir Julio, seinen Freund, vorgestellt.« Sie sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Wie es aussieht, ist er schwul! Ist das zu fassen!«
    »Ein schwuler Salsa-Lehrer? Das gibt’s doch gar nicht«, gebe ich ironisch zurück.
    Doch meine Ironie geht vollständig an Beatrice vorüber. »Anscheinend doch. Aber Ausnahmen bestätigen ja angeblich die Regel«, meint sie kopfschüttelnd. »Aber ich freue mich so für sie, und sie haben den Fandango wirklich wunderschön getanzt.«
    »Oh mein Gott, sie ist wach!«
    Beatrice’ Träumerei wird jäh vom Auftauchen von Mum und Dad unterbrochen, die mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung ansehen.
    »David, sie ist wach!«, wiederholt Mum und drückt Dad ihren Styropor-Plastikbecher in die Hand, ehe sie mit ausgebreiteten Armen an mein Bett eilt. »Charlotte, du bist wach!«
    »Das stimmt, ich bin wach.« Ich lächle, während mich eine tröstliche Wärme durchströmt. Gott, ich habe mich noch nie so gefreut, sie zu sehen.
    »Oh, mein kleines Baby.« Mum tritt neben mein Bett und mustert mich voller Besorgnis.
    »Deine Eltern und ich haben uns bei der Krankenwache abgewechselt«, sagt Beatrice und lächelt die beiden an.
    »Wir waren nur kurz weg, um etwas zu essen. Dein Vater hatte Hunger«, erklärt Mum entschuldigend, während Dad mit einem halb aufgegessenen Sandwich wedelt. »Aber wir sind gleich hergekommen, als wir von dem Unfall erfahren haben.«
    »Tja, wenn der Prophet schon nicht zum Berg kommt«, erklärt Dad lächelnd, legt den Proviant auf den Stuhl neben ihm und tritt zu mir ans Bett, um mir die Wange zu streicheln, wie er es früher immer getan hat. All die Monate, die ich sie nicht gesehen habe, scheinen mit einem Mal nicht mehr wichtig zu sein.
    »Wir haben uns ja solche Sorgen gemacht. Gott sei Dank, dass es dir wieder gut geht«, fährt Mum fort.
    »Es ist alles in Ordnung, Mum, mach dir keine Sorgen«, beruhige ich sie. »Und wegen neulich - es tut mir leid, dass ich dich nicht zurückgerufen habe.«
    »Ach, sei nicht albern«, wiegelt sie ab. »Das ist doch nicht wichtig. Alles, was zählt, ist, dass du bald wieder gesund wirst.« Sie drückt meine Hand, und als sich unsere Blicke begegnen, weiß ich, dass ich nichts mehr zu sagen brauche. Ich muss ihr nicht sagen, wie sehr ich sie liebe oder dass ich vorhatte, spontan zu ihnen zu fahren, weil sie mir so sehr gefehlt haben - denn das ist das Wunderbare an Eltern. Man muss nie etwas erklären, sie wissen es einfach.
    »Gib ihr ein paar Wochen, dann wird sie dich wieder wegen Enkelkindern löchern«, erklärt Dad leise lachend, worauf Mum ihn mit einem vernichtenden Blick straft. »War nur ein Scherz, Schatz.« Lächelnd zwinkert er mir zu.
    »Tja, dann sollte ich wohl besser die Truppen sammeln«, verkündet Beatrice. »Es sei denn, ihr wollt noch ein bisschen Zeit für euch allein haben.«
    »Truppen?«
    »Der Besuch!«, ruft sie. »Alle haben sich solche Sorgen gemacht. Sie sitzen im Wartebereich. Bis jetzt durfte nur die Familie zu dir. Ich musste den Arzt zwingen, mich zu dir zu lassen.« Sie lächelt. »Aber wenn du bereit bist …«
    »Ja, natürlich.« Ich nicke und versuche, mich ein bisschen aufrechter hinzusetzen. Wow, Besuch. Als Beatrice verschwindet, versuche ich, mein Haar ein wenig glatt zu streichen und meinen Schlafanzug zurechtzuzupfen, gebe es jedoch schnell auf. Meine Güte, ich habe einen Frontalzusammenstoß hinter mir und werde bestimmt nicht aussehen, als käme ich gerade aus dem Schönheitssalon.
    »Oh, Dornröschen hat ausgeschlafen, wie?«
    Vanessa kommt herein. Ich versuche zu lachen, zucke jedoch vor Schmerz zusammen. Aua.
    »Du hast uns ja einen Heidenschrecken eingejagt«, sagt sie und strahlt mich an. »Julian war am Telefon, als es passiert ist.«
    »Ja, und bevor du fragst - sie weiß über die Überraschung Bescheid.« Julian tritt neben sie.
    »Überraschung! Schock trifft es wohl eher, was?« Liebevoll verpasst sie ihm einen Schlag auf den Arm. »Aber er hat ja selber einen erlitten, als ich ihm meine wahre Körbchengröße verraten
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