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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht
Autoren: Lisa Kleypas
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Rutledge Hotel zurückkehren. Dort sollte ein privates Dinner stattfinden, und Harry Rutledge hatte eine besondere Unterhaltung angekündigt. Wie Christopher seinen Schwager kannte, konnte es alles zwischen einem Trio von Opernsängern bis hin zu einer Truppe dressierter Affen sein. Nur zwei Dinge waren sicher: Die Hathaways waren in London, und es würde eine wilde, verrückte Feier werden.
    Als einziger Gast würde Mark Bennett beim Familiendinner im Rutledge dabei sein. Er hatte inzwischen sein Offizierspatent verkauft und bereitete sich darauf vor, die Leitung der familieneigenen Reederei zu übernehmen. Es hatte Monate gedauert, bis Bennett sich vom Trauma seiner Kriegserfahrungen erholte, und diese Phase war längst noch nicht abgeschlossen. Der ausgedehnte Aufenthalt in Phelan House jedoch hatte ihm sehr gutgetan. Stück für Stück hatte Bennett seinen Verstand in einem schmerzhaften Prozess wiedergewonnen. Mit der Unterstützung verständnisvoller Freunde war es ihm gelungen, zu sich selbst zurückzufinden.
    Heute ähnelte Bennett mehr und mehr dem charmanten, schlagfertigen Filou von einst. Auf langen Ausritten über Land hatte er eine gesunde Farbe bekommen und war auch wieder muskulöser geworden. Auch nach seiner Rückkehr auf den Familiensitz in Gloucestershire besuchte Bennett Christopher und Beatrix oft in Riverton. Bei einer dieser Gelegenheiten ergab es sich, dass er Audrey kennenlernte, die für zwei Wochen zu Besuch war.
    Audreys Reaktion auf den großen dunkelhaarigen Ex-Soldaten war recht verblüffend gewesen. Christopher hatte nicht begriffen, weshalb seine für gewöhnlich heitere und selbstsichere Schwägerin sofort schüchtern und tolpatschig wurde, wenn Bennett in der Nähe war.
    »Es liegt daran, dass er ein Tiger ist«, hatte Beatrix ihm erklärt, als sie unter sich waren. »Und Audrey ist ein Schwan. Tiger machen Schwäne immer nervös. Sie findet ihn sehr attraktiv, glaubt jedoch nicht, dass er die Art Gentleman ist, mit der sie Umgang pflegen sollte.«
    Bennett seinerseits schien ziemlich hingerissen von Audrey. Doch jedes Mal, wenn er ihr vorsichtige Avancen machte, zog sie sich zurück.
    Und dann, erstaunlich rasch, waren die beiden Freunde geworden. Sie unternahmen gemeinsame Ausritte und Spaziergänge und schrieben einander häufig. Hielten sich beide in London auf, dann wurden sie ständig zusammen gesehen.
    Verwundert ob dieses plötzlichen Wandels, hatte Christopher seinen Freund gefragt, was geschehen wäre, selbigen herbeizuführen.
    »Ich erzählte ihr, dass ich aufgrund alter Kriegsverletzungen unfruchtbar bin«, hatte Bennett geantwortet. »Das hat ihre Nerven sehr beruhigt.«
    Entsetzt hatte Christopher ihn angestarrt und unsicher gefragt: »Und, bist du?«
    » Teufel nein! «, lautete Bennetts prompte Antwort. »Ich habe es bloß gesagt, weil sie in meiner Gegenwart so nervös war. Und es hat gewirkt.«
    Christopher schüttelte den Kopf. »Willst du ihr jemals die Wahrheit sagen?«
    Ein schelmiges Grinsen hatte Bennetts Mundwinkel umspielt. »Vielleicht lasse ich mich demnächst von ihr kurieren«, gestand er. Auf Christophers Miene hin ergänzte er hastig, dass seine Absichten gänzlich ehrenhafte wären.
    Es war eine gute Partie, und Christophers Meinung nach hätte sein Bruder sie gutgeheißen.
    Das königliche Salut erklang. Schwere Artilleriegewehre wurden abgefeuert und die Nationalhymne gespielt, als die Inspektion der Truppen begann. Alle Kompanien nahmen die Fahnen herunter und präsentierten ihre Gewehre. Langsam ritt die königliche Gesellschaft an den Linien entlang. Nachdem die Parade abgenommen war, ritten die Königin, ihre Eskorte und eine Abordnung der königlichen Reitgarde in die Mitte der Tribüne, sodass sie zwischen den Gesetzgebern und dem Corps Diplomatique waren.
    Es entstand eine gewisse Unruhe, als die Königin nicht wie geplant von ihrem Pferd und auf die Empore stieg, sondern im Sattel blieb. Offenbar beabsichtigte sie, das Victoria-Kreuz hoch zu Ross zu überreichen – mit dem Prinzgemahl an ihrer Seite.
    Die Medaillenempfänger, zweiundsechzig an der Zahl, wurden nach vorn zu Empore gerufen. Wie viele der anderen, war auch Christopher in Zivil, da er nach dem Krieg aus der Armee ausgeschieden war. Allerdings war er der Einzige, der eine Hundeleine in der Hand hielt. Und an deren anderem Ende wiederum ging ein Hund. Aus Gründen, die ihm nicht näher erläutert wurden, hatte man ihn gebeten, Albert mit zur Verleihung zu bringen. Die anderen
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