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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht
Autoren: Lisa Kleypas
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Rifles flüsterten ihm aufmunternde Worte zu, als er brav neben Christopher hertrottete.
    »Braver Junge!«
    »Siehst gut aus, alter Knabe!«
    »Kein Gepiesel vor der Königin!«
    »Und das alles gilt auch für dich, Albert«, ergänzte ein Witzbold, was allgemeines Gelächter zur Folge hatte.
    Mit einem strengen Blick zu seinen Kameraden, der diese erst recht zu amüsieren schien, brachte Christopher Albert zur Königin.
    Ihre Majestät war sogar noch kleiner und stämmiger, als er es sich vorgestellt hatte, besaß eine Hakennase, so gut wie kein Kinn und sehr stechende Augen. Sie war in einem scharlachroten Reitmantel mit Generalsschärpe über einer Schulter und dem rot-weißen Federbüschel eines Generals an ihrem offenen Reithut. Um einen ihrer plumpen Arme war ein schwarzes Seidenband gewickelt, das übliche Trauerabzeichen des Militärs. Im Sattel neben der Empore war sie auf gleicher Höhe mit den Auszuzeichnenden.
    Christopher war froh, dass sie die Zeremonie ohne jedes Brimborium gestaltete. Die Männer schritten zu ihr, bekamen ein Bronzekreuz am roten Band angesteckt und gingen wieder. Auf diese Weise konnte das ganze Theater in einer Viertelstunde vorbei sein.
    Sobald jedoch Christopher und Albert auf die Empore traten, hörte er zu seinem Verdruss Jubel anschwellen, bis der Lärm beinahe ohrenbetäubend war. Es war nicht recht, dass ihm so viel mehr Beachtung zuteilwurde als den anderen Soldaten. Sie verdienten dieselbe Anerkennung für ihre Courage und ihre Galanterie. Indes jubelten sie alle mit, was ihn umso beschämter machte.
    Albert blickte unglücklich zu ihm auf und blieb dicht an Christophers Seite. »Ruhig, Junge«, flüsterte er.
    Die Königin beäugte das Paar neugierig.
    »Captain Phelan«, sagte sie. »Die Begeisterung unserer Untertanen gereicht Ihnen zur Ehre.«
    Christopher antwortete vorsichtig: »Die Ehre gebührt allen Soldaten, die im Dienste Eurer Majestät kämpften – und den Familie, die daheim auf ihre Rückkehr warteten.«
    »Weise und einfühlsame Worte, Captain.« Die Falten in ihren Augenwinkeln vertieften sich ein wenig. »Treten Sie näher.«
    Als er vor ihr stand, beugte sich die Königin von ihrem Pferd und steckte ihm das rote Band an seinen Gehrock. Christopher wollte wieder gehen, doch sie hielt ihn zurück, indem sie die Hand hob und sagte: »Bleiben Sie.« Nun wandte sie sich zu Albert, der auf der Empore saß und sie mit schräg gestelltem Kopf ansah. »Wie heißt Ihr Gefährte?«
    »Sein Name ist Albert, Majestät.«
    Ihre Lippen zuckten. Anscheinend war sie versucht zu lächeln. Sie warf einen Blick zum Prinzgemahl links von ihr. »Wir hörten, dass er mit Ihnen in Inkerman und Sewastopol kämpfte.«
    »Ja, Eure Majestät. Er leistete manch schwierige und gefährliche Dienste zum Schutz der Männer. Dieses Kreuz gebührt teils ihm, denn er half, einen verwunderten Offizier unter Feindbeschuss vom Schlachtfeld zu holen.«
    Der General, der Ihrer Majestät die Befehle überbrachte, gab ihr nun ein seltsames Objekt. Es sah aus wie … ein Halsband?
    »Tritt vor, Albert«, sagte sie.
    Albert gehorchte prompt und hockte sich an den Rand der Empore. Die Königin legte ihm das Halsband mit einer Geschicklichkeit an, die nahelegte, dass sie in derlei Dingen erfahren sein musste. Nun fiel Christopher wieder ein, dass er gehört hatte, die Königin selbst hielte mehrere Hunde und hegte eine Vorliebe für Collies. »In dieses Halsband«, sagte sie zu Albert, als könnte er sie verstehen, »wurden die Regimentsauszeichnungen und Kampforden eingraviert. Wir haben eine Silberschnalle hinzugefügt, um den Wagemut und die Hingabe zu ehren, die du in unseren Diensten bewiesen hast.«
    Albert wartete geduldig, bis das Halsband befestigt war, dann schleckte er ihr das Handgelenk ab.
    »Impertinent«, schalt sie ihn flüsternd und tätschelte seinen Kopf. Und sie warf Christopher ein diskretes Lächeln zu, als sie den Platz für die nächsten Ordensempfänger freimachten.
    »Albert, Freund des Königshauses«, sagte Beatrix später im Rutledge Hotel lachend, setzte sich auf den Teppich in ihrer Suite und begutachtete das Halsband. »Ich hoffe doch, du bildest dir jetzt nichts darauf ein und wirst besonders launenhaft.«
    »Sicher nicht innerhalb der Familie«, erwiderte Christopher, der sich seines Gehrocks, der Weste und der Krawatte entledigte. Dann sank er auf das Sofa und genoss die Kühle des Zimmers.
    Albert trottete zu seiner Wasserschüssel, aus der er sehr lautstark
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