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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition)
Autoren: Andreas Gruber
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Bestimmt hätte Zenobia das gewollt, doch wie gesagt: Ich will mit meiner Verwandtschaft nichts mehr zu schaffen haben. Außerdem musste ich mich Ende April auf meine vorletzte Abschlussprüfung an der Akademie konzentrieren, und ich hatte meine erste eigene Vernissage. Teresa akzeptierte meine Entscheidung. «
    » Wie ist die Ausstellung gelaufen? «
    » Sie hätte besser sein können. «
    Eine Frage interessierte Gerink noch. » Stammte Ihre Mutter auch aus einem – wie Sie es nennen – Familienclan? «
    Mit einem bitteren Lächeln schüttelte Monica den Kopf. » Meine Mutter ist in einem Waisenhaus in Siena aufgewachsen. Sie besaß nichts, aber sie war elegant, bildhübsch und intelligent. Und sie hat sich nach oben gekämpft, als Näherin, Kellnerin und Setzerin in einer Druckerei geschuftet, bei der Weinlese geholfen, Rebstöcke geschnitten und sogar bei einem Tierarzt Kälber zur Welt gebracht. Kein Job war ihr zu anstrengend. Schließlich hat sie in Wien studiert und ist zurück nach Siena gegangen, wo sie den großen Maler Salvatore kennengelernt und in den Clan der Del Vecchios eingeheiratet hat. Was für eine Ehre ! « Sie presste die letzten Worte mit einem zynischen Unterton hervor.
    Nach einer Schweigeminute, in der nur das Lachen der Nachbarskinder zu hören war, klappte Gerink sein Notizbuch zu. Er hatte die wichtigsten Details mitgeschrieben und hoffte, dass er genug über Teresa Del Vecchio erfahren hatte, um sich in ihre Lage zu versetzen. Wer immer sie in San Michele hatte verschwinden lassen, musste einen triftigen Grund dafür gehabt haben.
    » Darf ich das Foto von Ihnen und Ihrer Tante behalten? «
    Sie blickte nicht einmal herüber. » Wenn es Ihnen hilft. «
    Gerink nahm es aus den Fotoecken und steckte es wie ein L es ezeichen in das Notizbuch. Dann erhob er sich. » Ich rufe Sie an, sobald ich etwas herausgefunden habe. «
    Sie kaute an der Unterlippe, dann hob sie den Blick. » Wird das passieren? «
    Er war seit mehr als zehn Jahren Entführungsspezialist beim BKA , und diese Zeit hatte ihn gelehrt, dass eine Lösegeldforderung von Entführern stets ein gutes Zeichen war. Doch hier gab es keine. Er wusste nicht einmal, ob es überhaupt eine Entführung war. Er wusste nichts. Und in der Zwischenzeit war ein Monat vergangen. Falls er recht behielt, war es nur eine Frage von Wochen oder Monaten, bis Teresas Leiche irgendwo auftauchen würde.
    » Ich werde Ihre Tante finden. « Er wollte sich bereits abwenden, als er in ihren Augen sah, dass ihr noch etwas auf dem Herzen lag.
    » Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. « Die Worte schienen ihr schwerzufallen. » Vielleicht könnten Sie Ihre Ermittlungen etwas ausdehnen? «
    Er sah sie fragend an. » Ausdehnen? «
    » Mein Vater ist ebenfalls spurlos verschwunden … vor einem Jahr. «

5
    Elena startete das Notebook. Der Akku reichte für drei Stunden. Während sie sicherheitshalber das Netzteil bereitlegte, kam Gerhard Hödel mit einem Handtuch aus dem Badezimmer. Er hatte sich frisch gemacht, so wie sie es ihm geraten hatte – mit dem Effekt, dass ihm die wenigen grauen Haare zerzaust vom Kopf abstanden.
    Hödel liebte seine Tochter abgöttisch. Bestimmt wusste Lydia, dass sie alles von ihrem Vater verlangen konnte und er ihr das meiste verzeihen würde. Möglicherweise auch Diebstahl oder ein Verhältnis mit einem zwielichtigen Kerl. Doch was sich soeben im Nebenzimmer abspielte, war keine gewöhnliche Affäre – das sagte Elenas Bauchgefühl. Sie beobachtete das Paar nun schon seit einer Woche. Hödels Tochter trug stets Kopftuch und Sonnenbrille. Sie und ihr Liebhaber tauschten in der Öffentlichkeit nie Zärtlichkeiten aus. Nach Elenas Meinung dauerte dieses merkwürdige Tête-à-Tête noch nicht lange – falls es überhaupt eines war. Sie wusste nicht, ob Gerhard Hödel diesen Teil der Geschichte eigentlich hören wollte.
    Elena nahm die gerade mal einen Zentimeter große Minik am era mit dem Weitwinkelobjektiv und der eingebauten Tonübertragung aus dem Koffer. Hödel stand mit den Händen in den Hosentaschen vor dem Bett und betrachtete das Equipment in den Schaumstoffvertiefungen.
    » Sieht nach Geheimdienstkram aus « , murmelte er. » Ist das die Standardausrüstung einer Privatdetektivin? «
    Jetzt kamen die Fragen. Auch ein Grund, warum sie ihn eigentlich nicht hatte mitnehmen wollen. » Das hat mir ein Bekannter geliehen. Er arbeitet im Zoo. Die Kameras werden verwendet, um Vogelnester zu beobachten. « Etwas Besseres
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