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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition)
Autoren: Andreas Gruber
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überzogenen Farben hätte ihm das Bild sogar gefallen. Doch offenbar machte genau das die Einzigartigkeit aus – andernfalls würden die vier Quadratmeter großen Gemälde wohl kaum in Mus ee n hängen.
    Er ging weiter. Im Wohnzimmer roch es dezent nach Zimt und Vanille. Der Raum war mit hellen Holzmöbeln eingerichtet. Der Flickenteppich sah aus wie selbst gewebt. In der Ecke standen eine bequeme Couch, jede Menge CD - und Bücherregale, aber kein Fernsehgerät. Gerink bemerkte eine Werkausgabe von Charles Bukowski, die er auch besaß und in seiner Jugend gelesen hatte, als er viel mit dem Motorrad unterwegs gewesen war. Eine Tür führte in die Küche und eine geschwungene Holztreppe ins obere Stockwerk. Durch das Wohnzimmerfenster sah Gerink in den Garten des Nachbargrundstücks, wo einige Kinder auf einer Holzschaukel turnten.
    Er wedelte mit der Akte. » Ich bin heute Morgen mit der Suche nach Ihrer Tante beauftragt worden. «
    » Ach, doch so schnell? Wie großartig! « Ihr Blick blieb ernst. » Was hat die italienische Polizei bisher herausgefunden? «
    » Vermutlich nichts, aber das soll sich ändern. Deshalb bin ich hier. «
    Schlagartig wurde der Ton in ihrer Stimme kälter. » Ich habe die Vermisstenanzeige vor einem Monat gemacht – und erst jetzt werden Sie mit dem Fall betraut, und Sie kommen her, um mir zu sagen, dass Sie nichts wissen! Die Del Vecchios sind keine unbekannte Familie. Wie kann das sein? « Ihre braunen Augen verfinsterten sich.
    Er hätte es wissen müssen. Hinter der Fassade der jungen Italienerin, die bereitwillig über die künstlerischen Erfolge ihres Vaters sprach, verbarg sich eine jähzornige Göre. Gerink konnte ihre Verbitterung gut nachvollziehen. Aber wenn sie Dampf ablassen wollte, war sie bei ihm an der falschen Adresse. Im Moment hatte er selbst große Lust, jemandem in den Hintern zu treten.
    » Ich verstehe Ihren Zorn, doch lassen Sie mich erst einmal erklären, was bisher geschehen ist. «
    Sie sah aus dem Fenster. » Was gibt es da zu erklären? «
    Er erzählte ihr, dass sich das Landeskriminalamt Wien vor einem Monat um die Vermisstenanzeige ihrer abgängigen Ta nt e gekümmert hatte. Über das Bundeskriminalamt war der Auslandsschriftverkehr mit der Kripo in Florenz aufgenommen worden. Allerdings erwies sich die Florentiner Kripo als zu träge, in ihrem Land eine österreichische Staatsbürgerin mit Wiener Hauptwohnsitz zu finden, wie Gerink es vorsichtig formulierte. Faxmeldungen wurden verschlampt, E-Mails blieben unbeantwortet, und telefonische Rückrufe wurden zwar angekündigt, erfolgten aber nie.
    Schließlich verfassten die Beamten einen Anlassbericht an die zuständige Wiener Staatsanwältin – seitenlanges Gewäsch, das nichts Konkretes aussagte und das Gerink nun in Händen hielt. Währenddessen entschied die Staatsanwältin, wie es weitergehen sollte.
    » Ich beginne praktisch bei null « , gestand Gerink, » eben deshalb möchte ich Sie bitten, mir zu helfen. «
    » Tut mir leid, dass ich Sie vorhin angeschnauzt habe « , entschuldigte sie sich.
    » Schon gut. Wie gesagt: Ich verstehe Ihren Zorn. «
    Ihre Gesichtszüge entspannten sich. » Darf ich Ihnen etwas anbieten? «
    Gerink dachte an den Kaffeebecher, den er kürzlich entsorgt hatte. » Einen starken italienischen Kaffee. «
    Sie sah ihn an, als wollte er sie auf den Arm nehmen.
    » Illy, Lavazza oder etwas in der Richtung … « Er verstummte, als er ihren Blick sah.
    » Das ist der Grund, weshalb ich die Toskana verlassen habe. «
    » Der Kaffee? «
    Nun lachte sie zum ersten Mal. » Der italienische Lebensstil. Wie wäre es mit einer Wiener Melange? «
    » Danke. «
    » Danke, ja oder danke, nein? «
    » Danke, ja. « Diese Frau verwirrte ihn.
    Sie ging in die Küche, drückte eine Taste der Kaffeemaschine, setzte sich auf die Arbeitsfläche und ließ die Beine lässig über die Kante baumeln.
    » Sie kennen vielleicht nur Rom, den Schiefen Turm von Pisa, Spaghetti, Pizza oder Lavazza, und das alles mag Sie faszinieren, doch mir steht es bis hier. « Sie hob die Hand über den Kopf. » Vor allem die Lebenseinstellung der Italiener. «
    Mir auch! Im Moment konnte Gerink das gut nachvollziehen. Er stand im Türrahmen und hörte ihr zu. Sie sprach ein schönes Deutsch, aber mit einem abgehackten südländischen Akzent.
    » Meine Tante und ich sind Seelenverwandte. Sie lernte vor über fünfzehn Jahren am Strand von Livorno einen Wiener Geschäftsmann kennen und zog mit ihm in dieses Haus. Ein
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