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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition)
Autoren: Andreas Gruber
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Agenturmappe. Bestimmt würde sie ihm aus hundert Metern Entfernung anmerken, dass er soeben eine ziemlich frustrierende Phase durchlebte. Er war noch nie gut darin gewesen, seine Gefühle zu verbergen. Jedenfalls hatte die Kleine genauso hübsches rabenschwarzes Haar wie ihre Tante, mit der sie im selben Haus lebte. Allerdings war Teresa Del Vecchio seit einem Monat abgängig, und die italienische Kripo brachte nichts auf die Reihe. Typisch!
    Unter Monicas Foto fand er ihre Adresse sowie zwei Telefonnummern für Handy und Festnetz. Offensichtlich war sie Teresas einzige Angehörige in Österreich. Während er den Schriftverkehr zwischen Wien und Florenz überflog, wählte er bereits die erste Nummer. Monica war zu Hause, und Gerink kündigte seinen Besuch an.
    Kurz darauf warf er den Kaffeebecher in den Mülleimer, verließ das Gebäude des Bundeskriminalamts und ging über den Josef-Holaubek-Platz zu seinem Wagen. Waren die Italiener nicht berühmt für ihren tollen Kaffee? Bestimmt konnte Monica ihm eine Tasse brühen, die besser war als dieses Gesöff, das ihnen der Automatenaufsteller des BKA zumutete. Währenddessen würde er sich zusammenreißen müssen, die junge Frau nicht anzustarren und dabei ständig an Elena zu denken.

3
    Der Bursche an der Rezeption blickte sie desinteressiert an.
    » Einen Augenblick « , sagte Elena. Sie ging zu Hödel. » Verschwinden Sie! « , raunte sie ihm zu.
    » Nein, ich will es wissen! « , flüsterte er. Seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
    Elena atmete tief durch. Hödel war zu keinem Kompromiss bereit. Eigentlich hätte sie den Job in diesem Moment abbrechen müssen. Doch sie stand so knapp vor den ersten wirklich interessanten Ergebnissen.
    » Na schön « , murmelte sie, als sie die Entschlossenheit in seinen kalten Augen sah. » Nehmen Sie meinen Koffer, setzen Sie ein Lächeln auf und kommen Sie. « Sie drehte sich um und ging mit wiegenden Hüften auf den Rezeptionstisch zu. Hödel folgte ihr.
    Sie zog den Rock etwas höher. » Werfen Sie gelegentlich einen Blick auf meine Beine, vielleicht entspannt Sie das – heute dürfen Sie. «
    Er blickte eisern geradeaus.
    » Und denken Sie daran, dass wir per Du sind « , raunte sie ihm zu, bevor sie die Rezeption erreichten.
    » Ja, mein Schatz « , antwortete er, aber es klang nicht echt.
    Elena lehnte sich an den Tresen.
    » Also doch zu zweit « , sagte der Bursche. » Name? «
    Elena übernahm das Reden. » Herr und Frau Kaminski. « Ihre Eltern stammten aus Polen, und manchmal verwendete sie ihren Mädchennamen. Sie buchstabierte » Kaminski « .
    Ohne eine Miene zu verziehen, blickte der Bursche ins Gästebuch, als müsse er prüfen, ob überhaupt noch ein Zimmer frei sei. Am Montagvormittag um zehn!
    Währenddessen suchte Elena das Board mit den Zimmerschlüsseln ab. Zwei fehlten. 103 im ersten und 214 im zweiten Stock. In eines davon war die Blondine mit dem stoppelbärtigen Kerl verschwunden.
    » Zimmer 311 ist frei. «
    Elena blieb gelassen. Sie warf einen Blick über den Rand der Sonnenbrille und spähte hinter den Tresen. Das Gekritzel in dem Gästejournal war kaum zu entziffern, doch sie glaubte die Zahl 214 in der letzten Zeile zu erkennen.
    » Wir hätten gern Zimmer 215 « , sagte sie rasch. » Alte Gewohnheit. « Dabei lehnte sie sich an den Tresen und warf ihrem Begleiter einen schmachtenden Blick zu. » Nicht wahr, mein Großer? « Sie rieb ihr Knie an seinem Bein.
    » Ja natürlich … Schatz « , antwortete Hödel.
    » Von mir aus. « Der Junge kritzelte ins Buch. » Macht siebzig Euro. «
    Elena warf Hödel einen auffordernden Blick zu. Wenn er schon unbedingt mitwollte, sollte er auch bezahlen.
    » Natürlich. « Er stellte den Koffer ab und griff nach dem Portemonnaie in der Anzugtasche.
    Erst jetzt sah der Junge auf und musterte die beiden. An Elenas Körper blieb sein Blick etwas länger haften. Vielleicht fragte er sich, wie viel sie ihrem grauhaarigen Kunden abknöpfte, der aussah wie eine recht passable Kopie eines alternden Filmstars und es nicht nötig zu haben schien, in so eine Absteige zu gehen.
    Nachdem der Junge das Geld genommen hatte, reichte er Elena den Schlüssel zu Zimmer 215. Hödel nahm den Koffer und ging voraus.
    Elena bemerkte, dass der Junge auf den Aktenkoffer glotzte, und zwinkerte ihm über den Brillenrand zu. » Spielzeug! «
    Als sie im Zimmer waren und Elena die Tür abgesperrt hatte, wischte sich Hödel den Schweiß von der Stirn. » Gott, ist mir heiß. «
    »
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