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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller
Autoren: C. Bertelsmann
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dem Zeigefinger gegen ihre Stirn. »Du bist ja bescheuert. Fredo ist mein Kater. Er hört nur auf mich.«
    Luis nickte. »Okay, okay. Kann ich verstehen deinen Fredo. Warst du schon mal in Hamburg?«
    Julia schüttelte den Kopf.
    »Schade. Da gehörst du nämlich hin, Julia.« Er sah sie bedeutsam an. »Schönheiten wie du gehören in die große, weite Welt. Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz. Kennst du das Märchen?«
    Julia lachte erneut. Dieser Luis war irgendwie lustig. Er sagte das alles so ernsthaft, als ob er es tatsächlich selber glaubte.
    »Bist du bekifft?«, stellte sie schon wieder eine Gegenfrage.
    Luis schüttelte den Kopf. »Keine Drogen, Schneewittchen«, sagte er. »Ich schwöre!« Er hielt zwei Finger der rechten Hand hoch zu einem Schwur. Genauso hatten Oliver und Julia sich ganz früher oft gegenseitig die Wahrheit geschworen. Meist ging es dabei allerdings um leer gegessene Gummibärchen-Tüten oder verschwundene Schokoladentafeln.
    »Du lügst!« Julia fasste blitzschnell hinter seinen Rücken und schnappte sich die linke Hand. Er hielt zwei Finger über Kreuz.
    Luis lachte. »Ertappt! Aber nur mal ab und zu einen Joint. Großes Ehrenwort auf das Leben meines Hamsters.« Er strahlte Julia entwaffnend offen an.
    Julia wusste selber nicht, wie Luis das machte. Der Druck, der seit Stunden auf ihrer Brust lastete, verschwand. Auf einmal fühlte sich das Leben wieder leicht an. Sie lachte mit.
    »›Snow White and the Huntsman‹«, sagte Luis und schaute bewundernd in Julias veilchenblaue Augen. »Cooler Film mit Kristen Stewart, der Schauspielerin aus ›Twilight‹. Sieht dir irgendwie ähnlich. Hast du den schon gesehen? Das Disney Schneewittchen wollte ich unbedingt heiraten, als ich klein war.«
    Julia guckte erstaunt. »Aber das war doch ein Film für kleine Mädchen.«
    Luis seufzte. »Tja. Tief in meinem Inneren bin ich eben auch ein Mädchen.« Er klopfte sich auf die Brust.
    Julia boxte ihn auf seinen muskulösen Oberarm. »Totaler Spinner.« Sie spürte einen Stich in ihrem wunden Bauchnabel und stöhnte auf.
    Luis sah sie besorgt an. »Ich glaube du brauchst ein Schmerzmittel oder so. Einen Joint habe ich leider nicht dabei.«
    Julia schüttelte den Kopf. »So etwas rauche ich sowieso nicht.«
    Luis grinste. »Braves Mädchen.« Er ergriff ihr Fahrrad und ging damit los.
    »Gibt es in dem Kaff eine Apotheke?«
    Julia nickte. »Jede Menge. Hier wohnen nur alte Leute.« Sie schlenderte neben ihm her.
    »Genauso sieht es aus«, sagte Luis. »Wird Zeit, dass du wegkommst. Gehst du noch zur Schule?«
    Julia nickte. »Ja. Und ich hasse es jede Sekunde.«
    Luis lachte. »Super. Das ist die richtige Einstellung. Ihr seid beide cool drauf. Dein Bruder und du.«
    Julia schüttelte den Kopf. »Oliver ist nicht wirklich mein Bruder«, widersprach sie mit nachdrücklicher Stimme.
    Luis sah sie erstaunt an. »Ach. Und was sollte das Gequatsche von eben? Alles nur Show? Ist Oliver doch dein Freund?«
    Julia blieb stehen.
    Plötzlich war ihr wichtig, die Sache mit Oliver ein für allemal klarzustellen. »Mein Vater wollte lieber einen Sohn als eine Tochter. Deshalb war Oliver früher ganz oft bei uns. So kam das mit dem Bruder. Das ist alles.« Ihre Stimme war heftiger geworden, als sie es beabsichtigt hatte.
    Luis lachte. »Ist ja was los bei euch in der Provinz. Und jetzt steht dein Alter nicht mehr auf ihn oder was?«
    Wieso interessierte ihn das? Noch nie zuvor hatte jemand Julia so hartnäckig über sie und Oliver ausgefragt. Dabei kannte dieser Luis sie doch gar nicht. Plötzlich wurde sie misstrauisch. Sie konnte sich gar nicht erklären, warum.
    Es war nur so ein ziehendes Gefühl in ihrem Bauch. Und diesmal war es nicht das schmerzende Piercing.
    »Mein Vater ist tot«, antwortete Julia schroff. »Was willst du sonst wissen? Geburtsdatum? Lieblingsfarbe? Ich esse gerne Spinat.«
    Sie sah, wie Luis’ Pupillen einen Moment ganz groß wurden vor Schreck. Dann schaute er schnell zur Seite.
    Die wenigsten Leute kamen damit klar, dass ihr Vater tot war. Nicht, dass es ihnen wirklich etwas ausmachte. Vielmehr war es ihnen peinlich. Die in ihrer Stadt wohnten, sprachen nicht mit ihr darüber. Auch direkt nach dem Unfall hatte niemand etwas zu ihr gesagt. Die Sache hatte sehr ausführlich in der Zeitung gestanden und alle wussten über jedes kleinste Detail Bescheid.
    Sie begann heftig zu schwitzen. Die Luft war in den letzten Minuten wieder unerträglicher geworden. Vielleicht zog
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