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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde
Autoren: Eve Silver
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„Sprich“, forderte Sutekh den Zitternden auf.
    Nervös befeuchtete sich der Angesprochene die Lippen. Besorgt blickte er erst zu Gahiji und dann zu Lokan hinüber, der unbeweglich in seiner Ecke saß. „Kann ich …“, brachte Abasi mit Mühe hervor, „… kann ich dich unter vier Augen sprechen?“
    Gahiji musste sich zusammennehmen, um nicht laut loszulachen. So etwas hatte er in der halben Ewigkeit, die er Sutekh schon diente, noch nicht gehört.
    Sutekhs Miene drückte Milde und Nachsicht aus. „Du befindest dich in Gegenwart meines Sohnes und meines ergebensten Dieners. Sie sind wie der Daumen und der Zeigefinger meiner rechten Hand. Du kannst also frei sprechen. Du willst sicherlich nicht, dass ich sie kränke, indem ich sie fortschicke?“
    Abasi erbleichte und schluckte. Er hatte die versteckte Drohung in Sutekhs Worten verstanden. Dann begann er auszuführen, was er vorzutragen hatte. Während er sprach, musste Gahiji sich alle Mühe geben, sein Erstaunen zu verbergen. Diese Sekte von Sterblichen, die den Sutekh-Kult pflegten, hatte offenbar einen Plan. Ein Plan, der ohne Weiteres funktionieren konnte.
    Je länger er sprach, desto sicherer wurde Abasi. „Wenn es dir gefällig ist, großer Meister“, fuhr er fort, „lass mich dir von den Isistöchtern berichten.“
    Wieder horchte Gahiji auf, wobei er sein Interesse sorgfältig verbarg. Die Isistöchter waren seit alters her die erbittertsten Widersacher Sutekhs. Genau wie ihre Herrin, die Göttin Isis. Und ihr Gemahl Osiris.
    Sutekh nickte gnädig und straffte auf seinem Thron unwillkürlich den Rücken. Abasi begann zu berichten.

2. KAPITEL
    Chicago, Illinois
    H ast du das gehört, Jerry?“ Marcie drehte sich zu ihrem Begleiter mit dem langen speckigen Haar um. „Sie freut sich, dass ich noch am Leben bin. Ist das nicht süß?“
    Roxy Tam fuhr zurück. Wie ein Peitschenhieb trafen die Worte sie. Jetzt kapierte sie endlich, was gespielt wurde. Marcie war der Köder in der Falle gewesen, die der schmierige Kerl für sie aufgestellt hatte. Und Roxy war darauf hereingefallen – wie das letzte Dummchen aus der Vorstadt.
    Jetzt waren die beiden gekommen, um sie zu töten. Marcie war mit von der Partie. Bei dem Gedanken wurde Roxy schlecht. Außerdem konnte sie nicht verhehlen, dass sie Angst hatte.
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, den beiden irgendetwas an den Kopf zu werfen. Aber dazu kam es nicht mehr.
    Denn in diesem Augenblick trat der groß gewachsene Fremde hinter der Tür hervor. Noch bevor Marcie ihr Erstaunen überwunden hatte, trat er an sie heran und griff ihr in den Brustkorb. Roxy hörte Rippen krachen, aber seine Hand ging hindurch, als ob es keinen Widerstand gebe. Marcie hatte nicht den Hauch einer Chance, sich zu wehren. Das Einzige, wozu sie imstande war, war, einen spitzen Schrei auszustoßen, der auf dem Höhepunkt seines Crescendos urplötzlich erstarb. Dann hing ihr lebloser Körper schlaff herab wie ein Mantel an einem Haken. Ihre Fußspitzen berührten kaum den Boden, und das Blut schoss aus der riesigen Wunde hervor.
    Unwillkürlich war Roxy auf der Matratze zurückgewichen und hatte sich heftig auf die Unterlippe gebissen, um denAufschrei zu unterdrücken, der ihr in der Kehle steckte. Am liebsten wäre sie in der Wand verschwunden, an die sie sich drängte. Bloß keinen Mucks. Wenn er auf dich aufmerksam wird, macht er mit dir dasselbe, ermahnte sie sich im Stillen.
    Mit einem unterdrückten Aufschrei wollte sich Marcies Komplize, den sie Jerry genannt hatte, auf den Angreifer stürzen. Aber ohne auch nur hinzusehen, hielt der Fremde ihn auf, indem er ihn mit der freien Hand an der Kehle packte und ein Stück hochhob. Er zappelte wie ein Fisch an der Angel. Scheppernd fiel das Messer zu Boden, das Jerry gezückt hatte. Roxy starrte darauf. Sie musste es haben. Vielleicht gelang es ihr damit, die Fesseln zu zerschneiden. Dazu musste sie sich zwar diesem Schlachtfeld ein Stück nähern, aber sie unterdrückte ihre Angst und wand sich wie ein Aal, um heranzukommen.
    Wieder hörte sie das abscheuliche Knochenknacken und hielt inne. Entsetzt blickte sie zu Marcie oder dem, was von ihr übrig geblieben war. Was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Der große Blonde hielt Jerry immer noch fest und drückte ihm die Kehle zu, während er mit der Linken tiefer in ihren Brustkorb griff. Marcies Kopf schleuderte in grotesken Bewegungen hin und her, wie der einer zerbrochenen Puppe. Die Arme hingen schlaff an
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