Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde
Autoren: Eve Silver
Vom Netzwerk:
Dagan Krayl“, erwiderte er und wartete. Roxy verweigerte beharrlich die Antwort.
    Nach einer Weile zuckte er die Schultern und beugte sich über ihre Fesseln. Unwillkürlich wich sie vor seinen blutverschmierten Händen zurück. Mit einem ärgerlichen Knurren wischte er sie sich an der Jeans ab und hinterließ zwei lange dunkle Spuren auf den Hosenbeinen, die seine kräftigen Oberschenkel umspannten.
    „Halt still“, befahl er. Ein zweites Mal nahm er die Fesseln zwischen Daumen und Zeigefinger und riss sie durch.
    Roxy kam aus dem Staunen nicht heraus. Er riss die fingerdicken Nylonstricke mit bloßen Händen durch, als wären es Zwirnfäden. Zwar achtete er sorgfältig darauf, dassdie gleißenden Schnüre, die von den schwarzen Ballons herabhingen, nicht ihre Haut berührten, aber seine befleckten Hände berührten sie und besudelten auch sie mit dem Blut.
    Marcies Blut. Und das schwebende Dunkelgraue sollte Marcies Seele sein?
    Auf jeden Fall war Marcie tot – mausetot. Und sie, Roxy, wäre vermutlich jetzt auch tot, wäre dieser Dagan Krayl nicht im letzten Moment aufgetaucht. Sollte sie nun Schuldgefühle haben, weil sie dieses Gemetzel überlebt hatte? Oder Dankbarkeit empfinden? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie noch am Leben war – und maßlos erschöpft.
    Während Dagan sie befreite, entdeckte sie einen langen, tiefen Kratzer an seinem Handgelenk. Marcie und Jerry mussten ihn ihm beigebracht haben. Er blutete, und sein Blut vermischte sich mit dem seiner Opfer. Auf seltsame Weise versetzte sein Blut sie in merkwürdige Erregung. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah. Vielleicht war es aber auch nur ein Schwächeanfall. Roxy hatte seit Stunden weder gegessen noch getrunken.
    Wieder wischte er sich die Hand an der Hose ab. Dann griff er in die Tasche und holte etwas heraus. Roxy traute ihren Augen nicht, als sie sah, was er ihr hinhielt. Es war ein gelber Lolli.
    „Nimm – Zucker“, sagte er. „Das wird dir guttun.“
    Gut möglich, dass er damit recht hatte. Aber sie traute dem Frieden nicht.
    „Nein … nein, danke“, stammelte sie. War ihr nicht schon als kleines Mädchen eingetrichtert worden, von fremden Männern keine Süßigkeiten anzunehmen?
    Dagan war nicht in der Stimmung, lange zu diskutieren. Er wickelte den Lutscher aus, wobei er wieder das Zellophan penibel faltete, bevor er es in die Hosentasche steckte, und sagte schlicht: „Mund auf!“
    Roxy gehorchte, ohne nachzudenken, und hatte in derselben Sekunde schon den Lutscher im Mund. Noch während sie sich darüber ärgerte, dass er sie dazu gebracht hatte, etwas zu tun, was sie gar nicht wollte, spürte sie die Wirkung. Es war wie ein Schub, der ihr durch die Adern ging.
    Dagan streifte seine abgewetzte Lederjacke ab und legte sie ihr um die Schultern. Sie fühlte sich warm an, und eine nächste Woge von Wohlbehagen durchströmte Roxys Körper. Das Zittern ließ nach, und langsam wurden ihre Gedanken wieder klarer.
    Kaum war sie ein wenig zu sich gekommen, sicherte sie sich als Erstes Jerrys Messer, das jetzt in Reichweite lag. Für alle Fälle. Dagan schaute ihr in aller Seelenruhe zu.
    Roxy kam sich reichlich albern vor. Sie hockte in einem Kellerloch, das aussah wie ein Schlachtfeld, lutschte an einem Lolli und hatte ein Messer erobert. „Völlig bekloppt“, murmelte sie.
    Wieder huschte die vage Andeutung eines Lächelns über sein Gesicht. „Meinst du?“
    Ihr Herz schlug wie wild. Sie musste ihn die ganze Zeit anschauen. Sie wollte es nicht, aber sie konnte den Blick nicht von ihm wenden. Ich muss ihn auch im Auge behalten, damit er mich nicht überrumpelt, redete sie sich ein. Dabei wusste sie genau, dass sie nicht die Spur einer Chance hätte, ihm zu entkommen, sollte er es darauf anlegen. Sie hatte gesehen, wie er sich mit übermenschlicher Geschwindigkeit bewegt hatte. Als er Marcie und Jerry angegriffen hatte, war es so schnell gegangen, dass sie kaum hatte folgen können. Trotzdem wusste sie instinktiv, dass es besser war, ihn nicht aus den Augen zu lassen, wenn sie am Leben bleiben wollte – auch wenn es witzlos erschien.
    Dagan beugte sich vor, nahm ihre Hände und begutachtete von allen Seiten ihre geschundenen Handgelenke, ohne sich um ihre halbherzige Gegenwehr zu kümmern. Sein langes weizenblondes Haar fiel ihm ins Gesicht. Seine Händewaren warm. Überdeutlich nahm Roxy seine Berührung wahr. Nachdem er ihre Hände nach oben und nach unten gedreht hatte, ließ er sie wieder los. „Das wird schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher