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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer
Autoren: Unknown
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bist, Brendan O'Flynn«, eröffnete Mara ohne ein Wort der Begrüßung das Gespräch. Sie warf ihren Muff auf sein Bett und drehte sich zu ihm um. Er lagerte bequem an einem Ende der Koje, ein Kissen unter den Rücken gestopft. Irritiert schaute Brendan von seiner Fiedel auf; Maras Tonfall schien ihn zu überra-

sehen. Er legte das Instrument vorsichtig beiseite und sammelte ein paar gelbe Blätter zusammen.
    »Zum Teufel, ich hab' das verdammte Stück total vergessen«, klagte er und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, so daß die rotbraunen Locken zu Berge standen.
    »Und wie kommst du dazu, ein Theaterstück zu lesen? Ich dachte, wir wollten nie wieder für ein kümmerliches Honorar und noch weni- ger Ruhm auf der Bühne stehen? Wenn ich mich recht entsinne«, fuhr Mara fort, »wartet eine riesige Goldmine auf uns, so daß wir bald nicht mehr wissen, wohin mit unserem Reichtum. Und da wir gerade von Geld sprechen, ich möchte von dir hören, wie es um unsere Ersparnisse bestellt ist.«
    »Ach, das möchtest du?« antwortete Brendan gleichgültig. Er ver- barg sein Erstaunen perfekt und legte scheinbar ungerührt die Blätter auf den Boden. »Und angenommen, meine liebe Mara, ich möchte sie dir nicht zeigen?«
    Mara löste die Bänder ihrer Haube, setzte sie ab und rückte den dicken Haarknoten in ihrem Nacken zurecht. Das Licht aus der Tran- lampe spielte in ihrem Haar und schuf die äußerst irreführende Illusion eines Heiligenscheines.
    »Dann werde ich selbst nachsehen«, antwortete Mara, und ihre Augen verdunkelten sich zornig.
    »Das würdest du? Jetzt stellt sich auch noch meine eigene Schwester gegen mich«, stöhnte Brendan mit breitem irischen Akzent. Ein trauri- ger Zug legte sich plötzlich über sein Gesicht, obwohl seine Augen fröhlich blitzten. »Ich hab' keine Lust, sie dir zu zeigen, Mara O’Flynn.«
    Mit einem unschuldigen Lächeln auf den Lippen sah er zu ihr auf. Er sieht einfach zu gut aus, fand Mara wieder einmal. Er hatte ein klassisches Profil, und seine Augenwinkel waren ein wenig nach oben gezogen, so daß er immer ein bißchen schelmisch wirkte. Ein Gesicht, das viele Frauen faszinierte, dachte sie widerwillig und bewundernd zugleich.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mein Kleines. Brendan hat dich doch noch nie im Stich gelassen, oder?«
    »Natürlich, und der Mond ist so grün wie unser schönes Irland. Hältst du mich für schwachsinnig, Brendan?« fragte Mara. Ihre Stimme begann vor Zorn zu beben. »Vielleicht sollte ich dir verraten, daß ein spanischer Gentleman mir einen kleinen Hinweis gegeben hat.«

Trotz all seiner schauspielerischen Fähigkeiten konnte Brendan nicht verhindern, daß sich sein Körper versteifte und seine Augen zornig zu funkeln begannen.
    »Ah, du hast also bereits mit ihm Bekanntschaft gemacht, offensicht- lich am Kartentisch«, forderte Mara ihn heraus. »Also, muß ich wirk- lich selbst nachsehen?«
    »Du wirst nicht eine verfluchte Münze finden«, gestand Brendan kleinlaut. Er stand auf, streckte sich mit weniger Kraft als üblich, rieb sich den Nacken und schaute dann zu Mara auf, wobei er mit philo- sophischem Gleichmut erklärte: »Ich habe alles verloren, ganz im Ernst.«
    Mara schloß einen Augenblick die Augen und atmete tief durch. Sie wußte bereits, was jetzt folgen würde. Zu oft schon hatte sie dieses Stück gespielt. Die Akteure waren jedesmal dieselben, nur die Dekora- tion änderte sich. Doch mit jeder Wiederholung verlor ihr Vortrag an Kraft und Bedeutung.
    »Verdammt noch mal, Brendan O’Flynn, denkst du denn überhaupt nicht an Padraic oder mich?« Auch sie verfiel jetzt in breites Irisch. »Du würdest deinem Sohn das Brot aus dem Mund stehlen, nur um spielen zu können«, warf ihm Mara unvorsichtigerweise vor.
    Blitzschnell packte Brendan sie an den Schultern. Seine schlanken Finger bohrten sich in ihr weiches Fleisch. »Das sagt niemand unge- straft zu Brendan O’Flynn. Nie wird der Tag kommen, an dem mein Sohn und meine Schwester nichts zu essen haben werden. Vergiß das niemals, Miss O'Flynn!«
    Dann schleuderte er Mara von sich und fügte mit einem bösartig aussehenden Lächeln hinzu: »Ich kann mich an eine gewisse hochnä- sige Jungfer erinnern, die alle Heiratsanträge ausschlug, obwohl sie dadurch ihrer Familie hätte helfen können, und nur weil ihr die Herren nicht gefielen, die diese Anträge machten. Sie war arm wie eine Kir- chenmaus, aber stolz wie eine Fürstin. Der Teufel soll mich holen, wenn ich
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