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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod
Autoren: Melissa Darnell
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Wetter fühlten sich die Tropfen auf meiner Haut erstaunlich kühl an. Als wir den dunklen Garten erreichten, liefen wir los. Es war genau der Garten, in dem Tristan und ich uns in den letzten Monaten so oft in unseren Träumen getroffen hatten. Dann tauchten wir in den noch dunkleren Wald am Ende des Gartens ein. Sofort spürte ich es – dieses vertraute Prickeln wie von tausend Nadelstichen auf Hals und Armen. Autsch. Ein sicheres Zeichen dafür, dass in der Nähe Nachfahren Magie benutzten.
    Auch der Wald kam mir sehr vertraut vor. Als würde ich jede Kiefernnadel kennen und wissen, wie sich das federnde grüneMoos unter meinen nackten Füßen anfühlte. Es wuchs überall, bedeckte den Waldboden und zog sich an den Baumstämmen empor. Als ich die Lichtung vor uns sah, wurde mir klar, wo wir waren.
    Das konnte doch nicht der Zirkel sein!
    Wir waren im Wald aus den Träumen, die ich mit Tristan geteilt hatte. Hier hatten wir uns getroffen, wenn sich unsere Gedanken im Schlaf verbunden hatten. Sogar die Lichtung war fast genau wie im Traum. Der runde, moosbedeckte Platz wurde von dem Bach durchschnitten, neben dem wir getanzt und stundenlang geredet hatten. Aber wo war der kleine Wasserfall, der über Steine geplätschert war und aus dem sich der Bach gespeist hatte? Hatte Tristan ihn dazugedichtet?
    An den Bachufern hatten sich unzählige Nachfahren versammelt. Wie riesige Krähen bei der Ernte drängten sie sich zusammen, die Gesichter in den Schatten ihrer blauen und schwarzen Regenschirme verborgen. Hatte meine Mutter Nanna mit ihrem dunklen Regenschirm zu diesen Clann-Treffen begleitet, als sie noch jünger gewesen war? Das hätte erklärt, warum Mom gern in der Forstwirtschaft arbeitete – sie wäre als Kind bei Wind und Wetter durch den Wald zu solchen Treffen gelaufen.
    Am Ufer gegenüber hatten Tristan und ich in unseren Träumen auf einer Picknickdecke gesessen und uns unterhalten. Jetzt saß dort Sam Coleman, Tristans Vater und der Anführer des Clanns, auf einem steinernen Thron. Hinter ihm standen Tristans Mutter Nancy und seine Schwester Emily.
    Ja, das war auf jeden Fall der Zirkel. Und wir steckten echt in Schwierigkeiten.
    Dann sah ich nach oben und schnappte nach Luft. Ein gutes Stück über dem Bach hing Nanna, wie an unsichtbaren Seilen aufgehängt, in der Luft.

2. KAPITEL
    Tristan
    S avannahs Großmutter Mrs Evans schien bei Bewusstsein zu sein, konnte sich aber nicht bewegen. Der Clann hatte sie erwischt, bevor sie sich anziehen konnte. Ihr langes Baumwollnachthemd umflatterte in Zeitlupe ihre Beine und die nackten Füße wie bei einem Geist. Als Savannah einen Schritt in ihre Richtung machte, ging ein Raunen durch die Reihen der Nachfahren. Savannah blieb stehen und kniff die Augen zusammen, die sich moosgrün färbten. Ein sicheres Zeichen, dass sie richtig sauer wurde.
    „Mom, Dad, was macht ihr da?“, rief ich, um den Wind zu übertönen. Ich musste das hier beenden, bevor jemand verletzt wurde.
    „Tristan!“, schrie meine Mutter und stürzte hinter Dads Thron hervor. Nach zwei Schritten blieb sie stehen. Während sie Savannah anstarrte, wich ihr freudiges Strahlen Überraschung, Angst und schließlich Entsetzen. „Nein, das kann nicht wahr sein. Tristan, wie konntest du nur? Ich habe ihnen gesagt, du würdest niemals…“
    „Weißt du nicht, was sie ist, Junge? Was ihr Vater ist?“ Dads Stimme hallte über die Lichtung. „Sie sind…“
    „Ich weiß“, unterbrach ich ihn. „Aber ihr seht doch, dass es mir gut geht. Das hier ist nicht nötig. Lasst ihre Großmutter frei.“
    Savannah sah wieder zu ihrer gefangenen Großmutter hinauf. Mrs Evans hatte das Gesicht schmerzverzerrt verzogen, wie zu einem stummen Schrei. Mit Tränen in den Augen streckte Savannah eine Hand nach ihrer Großmutter aus, aber sie konnte nicht mal ihre Füße erreichen.
    Das war doch Wahnsinn. Was dachte sich der Clann dabei, eine alte Dame aus ihrem Haus zu zerren und im Nachthemd in den Wald zu schleppen? Mrs Evans hätte uns mit Fug und Recht allesamt verfluchen können, sobald wir sie freiließen.
    „Lasst sie runter“, schrie ich wütend.
    Der Wind legte sich, aber ein scharfer Ozongeruch versprach Regen.
    Dad durchbrach die Stille, die folgte. „So einfach ist das nicht.“
    Was?
    Verdutzt musterte ich ihn. Dabei versuchte ich herauszubekommen, was in seinem Kopf vorging. So übertrieben formell, wie sein Ton war, sprach er noch als Anführer des Clanns, wahrscheinlich wegen unserer Zuschauer.
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