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Herz ist Trumpf

Herz ist Trumpf

Titel: Herz ist Trumpf
Autoren: MIRANDA JARRETT
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würde ich nicht tun.“
    „Sehen Sie, Euer Gnaden.“ Sie nickte, als habe er gerade eine Erklärung für sämtliche Unterlassungssünden seines Lebens geliefert. Doch obwohl sie die Tochter eines Geistlichen war, hielt Guilford sie im Grunde ihrer Seele für höchst gewinnsüchtig. „Weshalb sollte ich zum Wohlergehen eines einzigen Mannes heiraten wollen, während ich hier so vielen anderen Menschen so viel Gutes tun kann?“
    „Weil Sie eine Frau sind, meine Liebe“, entgegnete Guilford unbeeindruckt. „Wie sehr Sie es sich auch wünschen mögen, Sie können nicht die ganze Welt retten, nicht einmal die Unterschicht von London. Wohltätigkeitsarbeit ist ein bewundernswerter Zeitvertreib für eine Dame, aber der Gatte und die Kinder müssen natürlich an erster Stelle stehen. So liegt es Frauen im Blut, und nicht einmal Sie können die Natur leugnen, Miss Penny.“
    „Ist das ebenfalls Bestandteil der Wette bei White’s, Euer Gnaden?“, fragte sie argwöhnisch. „Dass ich irgendwie … un natürlich bin?“
    „Nicht direkt unnatürlich, nein.“ Da seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, konnte er sie gut sehen, aber er wusste dennoch nicht, ob sie verärgert oder amüsiert war. „Ich glaube, der Ausdruck, der verwendet wurde, lautete ‚Xanthippe‘.“
    Sie schnappte nach Luft, und er erkannte zu seiner Befriedigung, dass er sie endlich getroffen hatte.
    „Ich wurde als Xanthippe bezeichnet?“, wiederholte sie ungläubig. „Als Xanthippe ?“
    Er hatte das Gefühl, ihren plötzlich aufwallenden Zorn beinahe mit Händen greifen zu können. Sie marschierte auf ihn zu und starrte ihn mit weit aufgerissenen blauen Augen und zusammengepressten Lippen an. Er kannte sie nun, seit sie vor fast einem Jahr nach London gekommen war und Penny House eröffnet hatte, doch heute erlebte er zum ersten Mal, wie die stets beherrschte, tüchtige Miss Amariah Penny ihre Fassung verlor und in Rage geriet.
    Es war mehr, als er sich erträumt hatte.
    „Welcher Dummkopf hat es gewagt, mich so zu nennen?“
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“ Da sie keinerlei Anstalten machte, sich zu setzen, nahm er an, er müsse ebenfalls aufstehen. Natürlich kannte er den Namen desjenigen, der sie im Wettbuch bei White’s als Xanthippe tituliert hatte, es war nämlich zufällig er selbst gewesen. „Ich bin zugegebenermaßen ziemlich gescheit, Miss Penny, aber bedauerlicherweise nicht allwissend.“
    Sie hob das Kinn, sodass sie ihn hochnäsig anblicken konnte, obwohl er sie überragte. „Niemand hat Sie je eine Xanthippe genannt, Euer Gnaden.“
    „Das wird auch nicht geschehen“, belehrte er sie, „wenn man bedenkt, dass diese furienartigen Wesen per Definition weiblich sind.“
    „Eine alte Jungfer und eine Xanthippe“, sagte sie voller Abscheu. „Ich sollte mich umgehend zur Westminster Bridge begeben, mich in den Fluss stürzen und der Welt die Last meiner furchtbaren Schmach ersparen.“
    Er brach in ein leises, tiefes Lachen aus. „Für solch ein drastisches Mittel sind Sie nicht alt genug.“
    „Nicht?“ Wieder blitzte sie ihn mit ihren blauen Augen herausfordernd an und kam noch einen Schritt auf ihn zu – etwas, das sie unter normalen Umständen sicher niemals getan hätte. „Ich bin sechsundzwanzig, Euer Gnaden.“
    „Herzlichen Glückwunsch.“ Er hatte gewusst, dass sie kein junges Mädchen mehr war – dafür jedoch in einem für eine Frau viel interessanteren Alter. Unsichere Unschuldslämmer übten schon seit langem keine Anziehungskraft mehr auf ihn aus, und das war einer der Gründe, weshalb Amariah Penny ihn faszinierte. „Aber diesen Kampf gewinne ich, Miss Penny. Ich bin neunundzwanzig.“
    „Was macht das schon“, spottete sie. „Niemand erklärt Ihnen, dass Sie ein hoffnungsloser Fall sind, weil Sie sich für ein Leben ohne einen Gatten und Kinder entschieden haben.“
    „Eigentlich erklärt man mir das ziemlich häufig“, gestand er und dachte daran, wie heftig gewisse Mitglieder seiner Familie werden konnten, weil er noch keinen Erben in die Welt gesetzt hatte. „Ehe und Nachwuchs werden auch beim Adel als erstrebenswert betrachtet.“
    „Aber aus anderen Gründen.“ Sie legte den Kopf schräg und blickte argwöhnisch unter ihren langen Wimpern hervor. „Ich begreife nicht, weshalb Sie mir das anvertrauen, Euer Gnaden.“
    „Um Ihnen zu zeigen, dass wir mehr gemeinsam haben, als man annehmen könnte, meine Liebe.“ Ob sie eine Ahnung hatte, wie ungeheuer
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