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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer
Autoren: Jude Deveraux
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zu machen. Besorge dir von ihm eine Genehmigung, und ich zeige dir jeden verdammten Verband, den ich meinen Patienten abnehme oder anlege.«
    »Sitzt dein Vater nicht im Verwaltungsrat?«
    »Ich habe heute nicht mehr Einfluß auf ihn als früher als Fünfjähriger — vielleicht sogar noch weniger.«
    »Ich bin sicher, er denkt genauso wie du — daß Frauen nichts zu suchen haben im ärztlichen Beruf.«
    »Soweit ich mich erinnern kann, habe ich mich nicht dazu geäußert, was ich von Frauen halte, die in meinem Beruf tätig sind.«
    Blair hatte das Gefühl, daß sie jeden Moment losschreien müßte. »Du redest im Kreis herum. Ich frage dich noch einmal: Was hältst du von Frauen, die dir als Ärztinnen Konkurrenz machen?«
    »Ich glaube, das hängt allein von meinen Patienten ab. Wenn ich einen Kranken im Hospital habe, der zu mir sagt, er würde lieber sterben, als sich von einer Ärztin behandeln zu lassen, würde ich eine Ärztin nicht an diesen Patienten heranlassen. Aber wenn ich einem Patienten begegne, der mich anfleht, daß ich ihm eine Ärztin besorgen soll, würde ich vermutlich alles tun, um ihm seinen Wunsch zu erfüllen.«
    Darauf wußte Blair nun nichts mehr zu sagen. Bis jetzt war es Leander gelungen, ihr jedes Wort im Mund herumzudrehen.
    »Das ist Houstons Traumhaus«, sagte Leander, offenbar bemüht, das Thema zu wechseln, als die Pferdebahn vorbeigezogen war. »Wenn Houston mich nicht hätte, würde sie sich wahrscheinlich in die Schlange der Frauen einreihen, die sich um Taggert und das Haus dort oben prügeln.«
    »Ich gebe zu, daß ich mir sein Haus gern von innen ansehen würde«, sagte Houston verträumt und bat Lee, sie vor Wilsons Kaufhaus abzusetzen.
    Nachdem Houston sich von ihnen getrennt hatte, sah Blair keine Veranlassung mehr, ihr Gespräch mit Leander fortzusetzen. Zwar hätte sie ihn gern noch über die Klinik ausgefragt; aber sie hatte genug von seinen kleinen geistreichen Bemerkungen.
    Sie ließ sich vor dem Verlagshaus des >Chandler Chronicle< absetzen und blieb noch eine Weile auf dem Bürgersteig stehen, um mit Leuten zu plaudern, die sie schon seit ihrer Kindheit kannten und sie mit >Blair-Houston< anredeten, weil sie die Zwillingsschwestern nicht auseinanderzuhalten vermochten. Sie mußte sich erst wieder an diesen Doppelnamen gewöhnen, den sie seit sieben Jahren nicht mehr gehört hatte, und fragte sich, wie Houston sich wohl dabei vorkam, wenn man sie nie als ein selbständiges Wesen, sondern immer nur als >halbe< Person anredete.
    Sie holte sich ihr medizinisches Journal am Anzeigenschalter ab und ging dann den Bohlensteg der Third Street zu Farrells Haushaltswarengeschäft hinunter, wo sie sich wieder mit Houston und Leander treffen sollte.
    Lee wartete dort allein, gegen das Geländer gelehnt, neben sich das große weiße Pferd mit den braunen Flecken, das seine Kutsche zog. Von Houston war weit und breit nichts zu sehen, und Blair überlegte gerade, ob sie nicht im Schuhgeschäft auf der anderen Straßenseite auf ihre Schwester warten sollte, als Lee ihrer ansichtig wurde und brüllte, daß es die ganze Stadt hören mußte: »Ziehst du jetzt den Schwanz ein und flüchtest?«
    Blair'drückte das Kreuz durch, überquerte die staubige Straße und trat zu ihm.
    Er grinste sie so unverschämt an, daß sie sich wünschte, sie wäre ein Mann und könnte ihn zum Duell herausfordern.
    »Ich glaube nicht, daß sich das, was du gerade denkst, für eine feine Dame schickt. Was würde wohl Mr. Gates dazu sagen?«
    »Nichts, was er mir vermutlich nicht schon längst gesagt hat.«
    Lees Miene veränderte sich sofort. »Houston hat mir erzählt, daß er dich ziemlich grob behandelt«, sagte er ernst. »Wenn ich dir da in irgendeiner Weise behilflich sein kann, brauchst du mir das nur zu sagen.«
    Einen Moment blickte Blair ihn verwirrt an. Sie war überzeugt gewesen, daß er sie verachtete, und nun bot er ihr seine Kavaliersdienste an. Ehe sie etwas sagen konnte, kam Houston mit einem roten Kopf und einem sehr nachdenklichen Gesicht auf die beiden zu.
    »Was für ein Glück für deine Schwester, daß du gerade noch rechtzeitig gekommen bist, um sie vor einem Schicksal zu bewahren, das für sie schlimmer gewesen wäre als der Tod. Sie hätte mir nämlich etwas Angenehmes sagen müssen.«
    »Pardon«, murmelte Houston, »was sagtest du eben?«
    Lee nahm sie beim Ellenbogen und führte sie zur Kutsche: »Ich sagte gerade, daß du jetzt lieber wieder nach Hause fahren und dich auf den
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