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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer
Autoren: Jude Deveraux
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Empfang beim Gouverneur vorbereiten solltest.«
    Er hob Houston in die Kutsche und reichte dann Blair die Hand, um ihr beim Einsteigen behilflich zu sein.
    Blair blickte ihre Schwester an. Sie mußte unbedingt noch einmal den Versuch machen, Houston den wahren Charakter ihres Verlobten zu zeigen.
    »Ich habe den Eindruck«, sagte sie laut, »daß auch du zu den Anhängern von Dr. Clarks Theorien gehörst, der behauptet, daß Frauen ihren Verstand nur sparsam gebrauchen sollen, weil das Denken ihrer Gesundheit schadet.«
    Leander, die rechte Hand an ihrer Hüfte, stutzte, blickte sie dann von Kopf bis Fuß an, lächelte und sagte: »Ich denke, da kannst du ganz unbesorgt sein, Blair. Soviel ich sehe, hast du an den richtigen Stellen genügend Verstand.«
    Blair saß wie versteinert in der Kutsche, hörte Leander leise lachen und dachte, daß keine andere Frau sich ihrer Schwester zuliebe so viel bieten lassen würde wie sie.
    Als sie aus der Stadt fuhren, kamen zwei große, kräftige Männer in einer Kalesche an ihnen vorbei, die so schäbig aussah, daß sich kein Farmer, der etwas auf sich hielt, in so einem Vehikel in die Stadt getraut hätte. Sie riefen Leander zu, er möge einen Moment anhalten, und der Dunkelhaarige, der das Gespann lenkte — ein bärtiges, ungepflegt aussehendes Individuum —, redete Houston auf eine so unverschämte Weise an, wie sie sich das bisher von keinem Mann hatte gefallen lassen. Denn wenn Houston etwas beherrschte, dann war es die Kunst, zudringliche Männer mit einem Blick oder Wort in die Schranken zu weisen.
    Doch diesmal nickte Houston nur höflich, und das ungepflegte Individuum brüllte seinen Pferden etwas zu und rollte in einer Staubwolke davon.
    »Was für ein seltsames Benehmen«, sagte Leander. »Ich wußte ja gar nicht, daß du diesen Taggert kennst!«
    Ehe Houston antworten konnte, rief Blair: »Das war der Besitzer des Hauses, das Houston so gefällt? Kein Wunder, daß er niemanden einlädt, seine Wohnung zu besichtigen. Er weiß genau, daß keiner die Einladung annehmen würde. Mich wundert nur, wie er uns auseinanderhalten konnte.«
    »An den Kleidern«, sagte Houston rasch. »Ich habe ihn eben erst in Wilsons Kaufhaus kennengelernt.«
    »Wie ich Houston kenne«, sagte Lee, »würde sie sich nicht einmal durch die Pest davon abschrecken lassen, das Haus zu besichtigen, wenn sie dazu eingeladen würde.«
    Blair beugte sich vor und fragte über den Kopf ihrer Schwester hinweg: »Hast du auch Briefe von ihr bekommen, in denen nur von diesem Haus die Rede war?«
    »Ich wäre Millionär, bekäme ich für jedes Wort, das sie über dieses Haus gesprochen hat, einen Dollar.«
    »Millionär wie er«, sagte Blair und blickte zu dem Haus auf dem Hügel hinüber, das die Silhouette der Stadt beherrschte. »Was mich betrifft, kann er seine Millionen gern für sich behalten und diesen Dinosaurier von Haus dazu.«
    »Wie ich höre, sind wir jetzt schon zum zweitenmal der gleichen Meinung«, sagte Lee, den Erstaunten spielend. »Sollte das etwa zur Gewohnheit werden?«
    »Das glaube ich nicht«, gab Blair mit scharfer Stimme zurück. Aber in ihrem Herzen regte sich der Zweifel. Sollte sie die Qualitäten dieses Mannes unterschätzt haben?
    Doch keine zwanzig Minuten später war sie um die Zukunft ihrer Schwester besorgter denn je zuvor. Sie hatte sich von den beiden im Rosengarten ihrer Mutter getrennt; aber dann war ihr eingefallen, daß ihr medizinisches Journal noch in der Kutsche lag. Also lief sie wieder in den Garten zurück, um Lee noch abzufangen, ehe er wieder nach Hause fuhr, und dabei wurde sie Zeuge eines kleinen Dramas zwischen den beiden Verlobten.
    Als Leander die Hand ausstreckte, um eine Biene, die um Houstons Kopf schwirrte, zu verscheuchen, zuckte Houston zusammen. Obwohl Blair die Szene aus einiger Entfernung betrachtete, konnte sie Houstons Reaktion kaum mißverstehen: Ihre Schwester schreckte vor einem Körperkontakt mit ihrem Verlobten zurück.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, hörte sie Leander mit tödlich beleidigter Stimme sagen, »daß ich dich anfasse.«
    »Das wird sich ändern«, gab Houston mit kläglicher Stimme zurück, »wenn wir erst einmal verheiratet sind. Ganz bestimmt.«
    Aber er gab ihr keine Antwort mehr, lief an Blair vorbei aus dem Garten und fuhr eilig in seiner Kutsche davon.
    Leander stürmte in das Haus seines Vaters, warf die Tür hinter sich zu, daß die Butzenscheiben fast aus ihren Bleifassungen fielen, jagte, immer zwei
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