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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer
Autoren: Jude Deveraux
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Aufsehen zu erregen, ehe sie ihm folgte. Da jeder Schritt eines Chandler-Zwillings offenbar die Anteilnahme der ganzen Stadt fand, spürte Blair förmlich die Blicke der Kundschaft im Nacken, als sie vor dem Buchladen noch einmal stehenblieb, sich die Handschuhe überstreifte und aus dem Augenwinkel bemerkte, daß LeGault sich auf der Second Street nach Osten entfernte und auf Parkers Laden für Damenwäsche zuging. Blair entfernte sich nach Norden, ging hinten am Denver-Hotel vorbei, überquerte die Lead, machte einen Bogen um das Raskin-Gebäude herum und kam dort wieder auf der Second Street heraus — den neugierigen Späherblicken hinter dem Schaufenster von Mr. Pendergasts Bücherladen entzogen.
    LeGault schlenderte, den Spazierstock über den Arm gehängt, die Straße hinunter und wirkte auf jeden Betrachter wie ein Mann, der sich nur mit einem Schaufensterbummel die Zeit vertreiben möchte. Blair überquerte die Straße und betrachtete die Auslage von Parkers Wäschegeschäft.
    Sie glaubte, gleich zur Sache kommen zu müssen. »Ich weiß über alles Bescheid«, sagte sie.
    »Das dachte ich mir; oder ich hätte Sie gar nicht erst angesprochen«, antwortete LeGault, wie Blair die Auslage studierend. »Aber es ist kein passender Ort für eine Frau.«
    »Für einen Mann ebenfalls nicht, würde ich meinen.«
    Jetzt blickte er sie an. »Meinen Sie? Ich dachte, Sie wüßten!«
    »Natürlich. Ich weiß auch, daß dies das letzte Mal ist, wo sich mein Gatte für so etwas hergibt. Er hat sich noch nicht von den Wunden erholt, die er beim letztenmal davongetragen hat. Deshalb muß ich diesmal für ihn einspringen. Danach werden Sie das, was Sie zu erledigen haben, eben selbst machen müssen. Wir wollen beide nichts mehr damit zu tun haben.«
    Er schien über ihre Worte nachzudenken. »Also gut. Dann treffen wir uns demnach am Donnerstagabend um zehn. Am üblichen Ort.«
    Als er sich von ihr wegdrehen wollte, sagte sie rasch:
    »Wo soll ich denn so lange meine Kutsche lassen? Ich will nicht, daß man sie erkennt.«
    Er drehte sich ihr wieder zu.
    »Ich fange an zu zweifeln, ob Ihr Angebot vernünftig ist. Sind Sie sicher, daß Sie die Sache auch bewältigen können? Daß Sie wissen, was auf dem Spiel steht?«
    Blair dachte, es wäre vernünftiger, jetzt den Mund zu halten, und deshalb nickte sie nur. »Wir werden Ihre Kutsche brauchen; also parken Sie sie hinter dem Azteken-Saloon auf der Bell-Lane. Warten Sie dort, bis jemand zu Ihnen kommt und Ihnen den Koffer übergibt. Und enttäuschen Sie mich nicht. Wenn Sie nicht kommen, wird Ihr Mann dafür büßen müssen.«
    »Ich verstehe«, flüsterte sie.
    Die beiden Tage bis zum Donnerstag hindurch war Blair wie vernagelt. Sie schien sich an nichts erinnern zu können, vergaß im nächsten Moment, was sie gerade tun wollte und konnte an nichts anderes denken als an ihre Verabredung am Donnerstagabend. Dann würde sie endlich herausfinden, was ihr Mann hinter ihrem Rücken anstellte. Sie hatte zu Nina gesagt, es wäre ihr gleichgültig, ob ihr Mann etwas Kriminelles tat oder nicht — sie würde ihn trotzdem lieben. Aber nun würde bald die Stunde der Wahrheit für sie schlagen. Sie war überzeugt, daß Lee in etwas Ungesetzliches verwickelt war, und indem sie sich zu seiner Komplizin machte, wollte sie Lee aus dieser Verstrickung befreien. Sie hoffte, daß es ihr gelänge, ihn mit diesem Schritt von seinen illegalen Nebentätigkeiten abzubringen.
    Am Donnerstagabend zog sie sich ihre Ärzteuniform an. Lee war in das Krankenhaus gerufen worden, um ein paar Revolverhelden zusammenzuflicken, die sich in der Nähe der mexikanischen Grenze ein Duell geliefert hatten, und Blair war allein zu Hause. Sie war ängstlich und nervös, als sie die Treppe zum Stall hinunterging, wo die Kutsche auf sie wartete.
    Sie war bisher nur ein einziges Mal in jenem Teil der Stadt gewesen, wo sie auf LeGault warten sollte — an dem Abend, als sie zum erstenmal mit Lee ausgegangen war und sie unterwegs angehalten wurden, damit er einer Prostituierten helfen sollte, die einen Selbstmordversuch unternommen hatte.
    Sie überhörte das Gejohle, mit dem eine Frau begrüßt wurde, die sich ohne Begleitung in diesen Bezirk wagte, hielt hinter dem Azteken-Saloon und wartete.
    Kane Taggert erwachte langsam mit einem Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Er wußte nicht, was es war, merkte nur, daß das Bett vibrierte und es ihn fror. Erschrocken drehte er sich zu Houston um. Sie zitterte heftig, und obgleich
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