Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
Vom Netzwerk:
Fragen antworten würden.
    Hier eine Auswahl:
    Welche Rolle spielt Ihre Mutter in unserer Brieffreundschaft?
Warum antworten Sie nicht auf die Frage, was Sie beruflich tun?
Welche Musik hören Sie, während Sie mir antworten?
     
    Abgesehen davon, würde mein Kumpel Fiete Ihnen am liebsten noch ein Formular mitschicken, in dem Sie wie beim Online-Dating Alter, Größe, Haar- und Augenfarbe, Sternzeichen etc. angeben müssen. Aber das könnte Sie verschrecken. Denn Sie fragen sich sicher gleich, woher wir wissen, was man bei diesen Partnerbörsen angeben muss. Na, dann raten Sie mal, wo Fiete seinen neuen Freund kennengelernt hat!
     
    Liebe Grüße sendet Ihnen Ihre (hoffentlich baldige)
    E-Mail-Freundin
    Sara
     
    P.S. Meine E-Mail-Adresse: [email protected]
    ***
    Di 12. Oktober  21:27
    Betreff: Ungeduldig digitale Post
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Liebe Sara Becker,
    erst einmal fällt mir ein Stein vom Herzen, schließlich scheint mein wirrer Brief irgendwie richtig angekommen zu sein. Ich hatte schon Angst, ich hätte Sie endgültig vergrault. Herrlich! (Gut, dass ich das hier gleich schreibe, denn morgen hätte ich es nicht mehr zugegeben.)
     
    Doch dann das: Praxis Sara Becker?
     
    Ich gebe zu, dass ich kein großer Internet-Freund bin (daher ist mir dieser ganze Online-Dating-Kram auch sehr suspekt – trotzdem wünsche ich Ihrem Freund Fiete natürlich, dass er die große Liebe gefunden hat!). Das sage ich auch nicht mit stolzgeschwellter Brust, wie so mancher Zeitgenosse, der schlichtweg zurückgeblieben ist. Nein, ich gebe nur zu, dass mir dieses Internet ein wenig Angst macht. (Schon wieder eine Angst! Hat das was zu bedeuten? Mein Gott, ich hoffe, hinter der Praxis versteckt sich keine Psychologin.)
     
    Aber ich schweife ab. Natürlich habe ich trotz meiner Vorbehalte einen Internetanschluss, und natürlich weiß ich ihn zu benutzen. Schließlich bin ich mit dem Kram aufgewachsen. (Fürs Formular: Ich bin 39 Jahre jung. Und Sie?) Trotzdem halte ich Abstand oder wie man vorwurfsvoll sagen könnte: Ich halte Distanz. Höchstens ein-, zweimal am Tag und sicher nicht mehr als 30 Minuten gehe ich «ins Netz». Und zwar meist am Morgen, nachdem ich das Büro betreten habe, und abends, bevor ich das Büro verlasse. Aber heute die große Ausnahme, denn ich muss unbedingt gucken, was sich hinter «Praxis Sara Becker» verbirgt. Ich kann nicht anders, und jeder einigermaßen vernünftige Mensch hätte es genauso gemacht. Wetten?
    Als ich dann auf «Hier entsteht eine neue Internetpräsenz» stoße, muss ich laut lachen. Wirklich laut. Aus irgendeinem Grund vermute ich Absicht dahinter, dass Sie mich über Ihre Identität im Dunkeln lassen (wo gut munkeln ist, aber das nur nebenbei). Ich habe übrigens nicht nur laut gelacht, ich finde, der Wesenszug (Schalkhaftigkeit), der hinter dieser Geste steckt, steht Ihnen sehr gut zu Gesicht. Ich bin daher keinesfalls überrascht, dass ich unter «Sara Becker, Hamburg, Praxis» beim Googeln nichts finde, was mich weiterbringt. Aber gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Abitur haben?
     
    Auf jeden Fall vielen Dank für Ihre E-Mail-Adresse. Ich empfinde es als Ehre und fürchte dennoch, all die Briefe werden für die nächsten Jahre die letzten gewesen sein. Servus, du schöne Angewohnheit, im Briefkasten etwas anderes als Werbung und Rechnungen zu finden – ich vermisse dich jetzt schon.
     
    Zu Ihren Fragen:
    Die erste Frage, die zu meiner Mutter, stelle ich nach hinten, weil die Antwort etwas länger dauert.
    Die nächste Frage würde ich auch gerne nach hinten verschieben, aber da steht schon meine Mutter. Also, Augen zu und durch. Ich mache tatsächlich etwas Kaufmännisches. (Wie haben Sie das nur erahnt? Bin ich nicht peppig genug?)
    Na, jedenfalls habe ich BWL studiert und arbeite auch annähernd in dem Bereich. Ich bin selbständig. Ich verkaufe Dinge, die jeder braucht, aber um die sich keiner kümmern will. Ich mag meinen Beruf sehr gerne und bin – glaube ich – auch gut darin. Trotzdem sage ich in privaten Runden fast nie, was ich mache. Ich habe einen Komplex. Es ist mir sogar peinlich, meinen Beruf jetzt niederzuschreiben, weil ich fürchte, Sie würden mich dann für einen Schwätzer halten, der Ihnen eine Brieffreundschaft verkaufen will. Dabei würde ich das nie machen.
    Albern, dass ich es nicht geradeheraus sage, oder? Also, was soll’s, schließlich will ich in den Briefen an Sie

Weitere Kostenlose Bücher