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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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Bücher und sehen gut gemachte, unterhaltsame Filme. Ihre Wohnung ist ordentlich aufgeräumt, alles steht an seinem Platz, und da wird es auch wieder hingestellt, wenn es mal jemand verrückt. Ihr Tag ist ähnlich eingeteilt wie meiner, aber Sie sind sich dessen nicht bewusst. Sie distanzieren sich von Männern wegen einer schlechten Erfahrung und distanzieren sich dabei in Wahrheit gleich von allem, was Ihnen zu nahe kommen könnte – nämlich von tiefen und ehrlichen Gefühlen.
    Sie machen das absichtlich, aber eigentlich gefällt es Ihnen nicht. Denn Sie hungern nach Abenteuer, nach neuen Ufern und danach, Ihre Schuhe anlassen zu können, wenn Sie nach Hause kommen. Eigentlich würden Sie sich auch gerne mal im Kühlschrank ein Bier nehmen, Prost sagen und danach laut zu rülpsen!
    Und was Ihre Männerphobie angeht, so lassen Sie sich gesagt sein, dass man die Menschen nicht so leicht verurteilen sollte. Ich will ja nicht schlau daherreden, aber nicht jeder Mann ist automatisch schlecht und egoistisch, nur weil Sie mal einen schlechten Griff gemacht haben. Außerdem höre ich meine Mutter und andere kluge Leute immer sagen, dass es zwei Menschen benötigt, einen Tango zu tanzen. Will heißen: Es gibt in den meisten Fällen nicht nur einen Schuldigen, sondern man hat in einer Beziehung auch beim ärgsten Streit immer etwas Mitschuld. (Nun ist es doch so weit: Ich rede schlau daher!)
    Ganz schön gemein, sich so etwas anhören zu müssen, was? Aber das haben Sie davon, wenn Sie so böse von mir denken und mich für einen Technik-Freak halten und (unbewusst) in einen Topf mit allen miesen Männern stecken.
     
    Stille.
     
    Sind Sie noch da, Sara? Mir wird gerade klar, dass so eine Brieffreundschaft auf dünnem Eis steht. (Sagt man das so?) Es könnte Ihnen nicht gefallen, was ich über Sie denke. (Hält der Typ mich für eine gefühlskalte Zicke? (Nein!)) Und dann könnten Sie den Kontakt einfach abbrechen. Zack. Aus die Maus.
     
    Eigentlich weiß ich nämlich gar nichts über Sie. Andererseits ist das auch der Reiz unserer Brieffreundschaft. Immerhin lagen Sie mit Ihrer Meinung über mich auch nicht richtig. (Meine Blumen lasse ich definitiv nicht vollautomatisch bewässern! Was aber vielleicht auch daran liegt, dass ich nur einen Bananenbaum habe …) Und ich muss zugeben, ich war sogar ein bisschen sauer, dass Sie mich offenbar für einen Spießer halten.
    Trotzdem bin ich in einem positiven Sinne aufgeregt, denn so ganz falsch liegen Sie dann doch nicht mit dem, was Sie über mich geschrieben haben.
     
    So, jetzt habe ich den Faden meines Briefes verloren. Meine Gedanken fasern aus. Das dürfte aber auch daran liegen, dass ich einsehen muss, nicht wirklich viel über Sie schreiben zu können. Ich weiß nicht, wie Ihr Alltag aussieht. Ich weiß nicht mal, was Sie beruflich machen! Ich habe nur eine vage Ahnung. Und ich würde definitiv gerne mehr wissen. Vielleicht schon beim nächsten Brief?
     
    Das Gefühl, den roten Faden verloren zu haben, kommt sicher auch daher, weil es schon wieder so spät geworden ist. Ja, Sie haben meinen Tag mit Ihrem Brief durcheinandergebracht!
    Ich bin ganz nervös und mache jetzt Schluss. Bitte antworten!
     
    Liebe Grüße
    Ihr Berti
     
    PS . Achtung: Jetzt kommt der Bei-der-Stange-halten-Satz: Ich konnte meiner Mutter Ihre Grüße nicht ausrichten, weil sie von Ihnen nichts wissen darf. Warum darf sie von Ihnen nichts wissen? Tja …
    ***
    23. 9.
     
    Hallo Berti,
     
    um es norddeutsch auf den Punkt zu bringen: Das, was Sie geschrieben haben, ist kein Sara-Brief! Andernfalls würden Sie mir nicht unterstellen, ich würde freiwillig den Tango mittanzen! Im Grunde genommen beschreiben Sie sogar eine Person, die das Gegenstück zu Sara Becker sein könnte. Ich würde uns gern die Ausführung zum Beweis ersparen – wie etwa der Tatsache, dass ich weder meine Schuhe aus Reinheitsfanatismus vor der Tür ausziehe noch alles seinen pedantisch festgelegten Platz in meiner Wohnung hat.
    Denn der eigentliche Grund für den mir abhandengekommenen Appetit auf unsere wie auch immer geartete Brieffreundschaft liegt nicht in Ihren Mutmaßungen meines vermeintlichen Alltags, sondern in Ihrem bemüht erscheinenden Anflug, sich als Küchenpsychologe zu versuchen. Ohne erneut als gefühlskalte Zicke erscheinen zu wollen, wäre ich sehr dafür, dass Sie sich Ihre anmaßenden Deutungen meiner durchaus enttäuschten Seele sparen sollten – es sei denn, Sie tun dies so wie ich in
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