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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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humorvoller Weise. (Aber nein, tun Sie das lieber nicht! Kalauer und Krisen passen einfach nicht zusammen.)
     
    Magenverstimmte Grüße
    S. Becker (oder die, für die Sie sie halten)
    ***
    3. 10.
     
    Lieber Berti,
     
    ich muss gestehen, dass ich Ihren letzten Brief vor ein paar Tagen noch einmal gelesen habe und die Lektüre nun etwas wohlwollender ausfiel.
    Ich komme nicht umhin, mich sehr über Ihre Komplimente zu freuen: «eine intelligente, humorvolle und attraktive Frau». Ja, sehr geschickt! Da haben Sie mich und meine Eitelkeit berührt und mir nun doch Appetit auf mehr gemacht. Und so schreibe ich Ihnen wieder – nicht nur, um weitere Komplimente zu provozieren, sondern auch, weil heute ein Feiertag ohne eine Feier ist: Mein Kumpel Fiete hat mich versetzt, weil er frisch (und fast unerträglich glücklich) verliebt ist. Aber es sei ihm natürlich gegönnt. Denn auch er hat nach zwei Griffen ins Klo – in Bezug auf Männer (sorry!) – anscheinend nun doch einen lieben Kerl kennengelernt, der nicht nur auf schnelle Nummern aus ist, sondern wie Fiete auch auf Liebeskomödien aus den 50ern, Spaziergänge im Stadtpark und nächtliches Baden im See bei Vollmond steht. Sehr herzig!
     
    Außerdem sind Sie mir irgendwie wichtig geworden. Ich mag Sie. Oder zumindest den Berti, für den ich Sie halte. Irgendwie. Oder sollte ich sagen, ich mag den Austausch mit Ihnen? Obwohl oder gerade weil ich Ihnen manchmal nur allzu gern einzelne Passagen Ihrer Briefe um die Ohren hauen und vor Ihre von Schuhen und Hosenklammern befreiten Füße knallen würde? Ja, auch ich ziehe meine Schuhe aus, sobald ich zu Hause bin. Aber das tue ich, weil ich es liebe, im Winter barfuß über den flauschigen Wohnzimmerteppich und im Sommer über die warmen Terrakotta-Fliesen meiner Dachterrasse zu laufen.
     
    So, und jetzt haben Sie per Brief einiges wiedergutzumachen. Sie könnten mir zum Beispiel erklären, warum Ihre Mutter nichts von mir erfahren darf. Außerdem würde mich brennend interessieren, was Sie neben Ihrer Tätigkeit als Küchenpsychologe und Technikfreak hauptberuflich machen. (Bei Ihrem typisch bayrischen Nachnamen ist googeln bloß stochern im Datennebel …)
    Darf ich raten? Irgendetwas Kaufmännisches?
     
    Reumütige Grüße
    Sara
     
    PS . Vergessen Sie nicht, Ihren Bananenbaum zu gießen!
     
    PPS . Ich stelle ab jetzt keine PS - oder PPS -Fragen mehr, weil Sie bislang keine einzige davon beantwortet haben!
    ***
    06. Oktober 2010
     
    Liebe Sara Becker,
    dies ist der zweite Brief, den ich an Sie schreibe. Der erste war nur ein paar Zeilen lang.
    Ich hatte nach Ihrem ersten Brief mit einer Antwort angefangen, stand aber irgendwie unter Schock. Hatte ich es mir mit Ihnen
versaut
, wie man auf Bayrisch sagt? Ganz offensichtlich war ich zu weit gegangen. Ich fand keine Worte und ließ den Brief liegen, heute fing ich noch einmal an. Doch auch heute bin ich etwas schreiblahm, starre wie hypnotisiert auf meine Zeilen und weiß nicht weiter.
     
    Mein erster Entwurf sollte die Stimmung zwischen uns wohl auflockern. Er enthielt so alberne Floskeln wie: Tut mir Beinkleid.
    Sie fragen sich, wer schreibt in einem Brief einen Satz, der mit einem kümmerlichen Wortspiel wie Beinkleid endet? Nun, das habe ich mich auch gefragt – und mich wie an einem dieser Tage gefühlt, an denen ich meine Bekannten im Biergarten mit meinen Clownsnummern unterhalte. Ich fühlte mich – irgendwie – nicht wie ich selbst, irgendwie schäbig.
     
    Vielleicht fange ich deshalb einfach damit an, dass ich seit Ankunft Ihres letzten Briefes (in dem Sie mir so deutlich die Leviten lasen) nichts anders im Kopf hatte, als Ihnen zu antworten. Ich habe mir beim Joggen die tiefsinnigsten Formulierungen ausgedacht, habe Ihnen unter der Dusche auf originellste Weise meine Seele zu Füßen gelegt und mich wie ein Stint darauf gefreut, das alles, was ich mir da ausgedacht hatte, endlich aufzuschreiben. (Ich hatte sogar die Antworten auf alle Ihre PS . und PPS .!)
    Aber kennen Sie das, wenn man ein Buch so gut findet, dass man jeden Tag nur ein paar Seiten liest, weil man nicht will, dass es zu Ende geht?
    So ging es mir mit der Antwort auf Ihren Brief.
    Ich zögerte es hinaus. Denn natürlich sollte beim Schreiben das absolut perfekte Wetter sein (ein lauer Sommerabend), damit ich bei offenem Fenster an meinem Schreibtisch sitzen konnte. Ein Glas Rotwein sollte bereitstehen. (Nicht irgendeiner, aber welcher?) Oder vielleicht doch lieber ein guter
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