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Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde
Autoren: Frank Herbert
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ihn zuraste. Das Fahrzeug wurde immer größer, die Lichter zwei hypnotisierende Augen. Mit dem Bild kam der Gedanke: Wie hübsch das ist!
    Unwillkürlich übernahmen Reflexe die Kontrolle. Er fühlte, wie sich Muskeln zusammenzogen, ihn zur Seite warfen, den heißen Luftzug des vorüberbrausenden Autos. Ein klagender Gedanke wand sich in seinem Geist: Wo bin ich? Wo ist Mama? Wo ist Bea?
    Erics Magenmuskeln verkrampften sich, als er erkannte, daß er sich im Bewußtsein eines anderen Menschen befand, durch dessen Augen schaute und mit dessen Nerven wahrnahm. Er zuckte zurück, als hätte er einen heißen Ofen berührt.
    Also deshalb hat Pete so viel gewußt! Pete saß in seinem Musikron und schaute durch unsere Augen. Ein anderer Gedanke: Was tue ich hier? Er spürte den Sessel, auf dem er saß, und hörte sein neues Selbst sagen: »Ich brauche die Hilfe eines Experten.«
    Er folgte einem anderen roten Faden, suchte, ließ ihn fallen. Zum nächsten. Seine Orientierung funktionierte völlig anders, denn es gab kein Oben und Unten und keine Richtungen, bis er durch die Augen eines anderen sah. Der nächste Faden führte ihn hinter ein Augenpaar, das von einem geöffneten Fenster im vierzehnten Stock eines Bürohauses aus auf die Straße hinunterblickte. Er spürte, wie der Druck von Selbstmordgedanken in der Person wuchs. Vorsichtig rührte Eric an das Zentrum des Bewußtseins und forschte nach dem Namen der Person – Dr. Lincoln Ordway, Psychoanalytiker.
    Selbst jetzt stoße ich auf meinen Analytiker.
    Vorsichtig zog sich Eric auf ein niedrigeres Bewußtseinsniveau des anderen zurück. Er wußte, daß der geringste Fehler den Todeswunsch übermächtig werden lassen würde. In den niedrigeren Bewußtseinsebenen stieß er auf das Mandala-Symbol, dessen vier Spitzen ein offenes Fenster, einen Sarg, einen Lebensbaum und ein menschliches Antlitz darstellten, in dem sich Eric plötzlich selbst erkannte. Sein Gesicht war jugendlich und etwas ausdruckslos.
    Auch der Analytiker ist an seinen Patienten gebunden. Mit diesem Gedanken schlüpfte Eric vorsichtig in sein Bild und begann, das Einflußgebiet seines Willens zu vergrößern. Er schickte einen Gedanken gegen die fast fühlbare Wand, die das Zentrum von Dr. Ordways Bewußtsein darstellte: Linc, flüsterte er, spring nicht. Hörst du mich, Linc? Spring nicht. Die Stadt braucht deine Hilfe.
    Eric war sich dessen bewußt, daß der Analytiker aus dem Fenster springen könnte, wenn er spürte, wie sich jemand in seinem Geist ausbreitete. Aber er brauchte diesen Mann und andere wie ihn, um die Wahnsinnsimpulse zu bekämpfen, die Pete Serantis ausgestrahlt hatte.
    Eric zog sich ein wenig zurück, als der Psychiater sich mehr dem Fenster näherte. Er flüsterte: »Geh weg vom Fenster. Geh weg ...!« Widerstand! Ein weißes Licht explodierte und trieb ihn zurück in den grauen Mahlstrom. Ein roter Faden näherte sich und brachte eine Frage mit sich:
    Eric? Was hat das zu bedeuten?
    Eric ließ die Erinnerung an die Konstruktion der Telesonde vorbeiziehen und beendete die Gedanken mit einer Erklärung dessen, was zu tun war.
    Eric, wieso bist du nicht dem Wahnsinn verfallen?
    Durch meine Arbeit mit der Telesonde habe ich eine große Widerstandsfähigkeit gegen unterbewußte Beeinflussung entwickelt.
    Sonderbar: Ich war dabei, aus dem Fenster zu springen, als ich deinen Einfluß spürte. Es war etwa so: Der rote Faden näherte sich, und die Verbindung war vollständig.
    »Was jetzt?« fragte Dr. Ordway.
    »Wir brauchen so viel Hilfe von Fachleuten, wie wir nur erhalten können.«
    »Der Einfluß deiner Telesonde könnte alle Wahnsinnigen beruhigen und heilen.«
    »Ja, aber wenn man die Maschine abschaltet, ist alles wieder beim alten.«
    »Wir müssen uns also in jedes Unterbewußtsein in der Stadt einschleichen und es in Ordnung bringen.«
    »Nicht nur in dieser Stadt, sondern in jeder Stadt, in der das Musikron sich befunden hat, und in jeder Stadt, in die es Serantis bringt, bis wir ihm Einhalt gebieten können.«
    »Wie hat das Musikron all dies verursacht?«
    Eric projizierte ein Gemisch von Bildern und Begriffen: »Das Musikron stieß uns tief in das kollektive Unterbewußtsein und ließ uns dort hängen, solange wir uns in seinem Einflußbereich aufhielten. (Bild eines Seiles, das in Nebelschwaden hängt.) Dann wurde das Musikron abgeschaltet. (Bild eines Messers, das das Seil durchschneidet. Das Ende fällt in den wirbelnden, grauen Mahlstrom.) Verstehst du?«
    »Wenn wir
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