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Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)

Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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Nachrichten von Mölders unterdrückt wurden. Alles, was mit der Ableistung seiner Sozialdienststunden zu tun hatte, wurde in einen Extra-Speicher umgeleitet. Es gab zwar eine Pflicht, diese Stunden abzuleisten, aber nirgends gab es die Pflicht zur dauernden Erreichbarkeit. Seine Mutter, die sich mit diesen Dingen noch besser auskannte, hatte gemeint, dass man die dauernde Erreichbarkeit jeden Bürgers eigentlich voraussetzte und wohl auch deshalb dazu in den Bestimmungen nichts zu finden sei.
    „Gehen Sie in Ihr Menue!“, verlangte Benn.
    „Das geht nicht! Es ist alles blockiert! Die Netzhaut-Anzeige zeigt wirre Zeichen!“
    Benn atmete tief durch. Wirre Zeichen kommen durch wirre Impulse – und die haben Sie gesetzt, mein Lieber!, hätte er jetzt am liebsten gesagt, aber er schluckte diese Bemerkung gerade noch rechtzeitig herunter.
    Benn seufzte. Es war immer wieder dasselbe. Die Technik war immer nur so gut wie derjenige, der sie bediente – und dieses Antigrav-Aggregat war offenbar einfach zu kompliziert für Mölders. Vor allem berücksichtigte das System wohl zu wenig, dass der alte Mann zu panischen Reaktionen neigte und dann in seinem Bedienungsmenue irgendwelche Operationen ausführte, nur um überhaupt etwas zu unternehmen.
    Benn aktivierte das holografische Terminal seines Handgelenkchips. Er richtete die Datenverbindung zum Rechner des Aggregats ein. Den Sicherheitscode brauchte er schon gar nicht mehr eingeben. Dafür hatte er eine Routine eingerichtet, obwohl das eigentlich aus Sicherheitsgründen streng untersagt war.
    Einen Augenblick später sah Benn das wirre Menue vor sich, das auch Mölders zur Zeit auf die Netzhaut projiziert wurde. Zahlen, Buchstaben und irgendwelche exotischen Sonderzeichen aus Alphabeten, die Benn nicht einmal dem Namen nach kannte, bildeten scheinbar willkürliche Kolonnen.
    Benns Finger schnellten über die holografischen, irgendwie immer etwas geisterhaft wirkenden Tasten, drangen manchmal sogar etwas durch sie hindurch.
    Er startete das Hauptsystem neu. Die Anzeige ordnete sich. Mölders schwebte langsam herab und das Aggregat drehte sich so, dass der Mann jetzt aufrecht vor Benn schwebte.
    „Danke“, sagte er.
    „Gern geschehen.“
    „Aber wenn ich das nächste Mal so lange auf dich warten muss, dann werde ich die Signatur verweigern, die du für die Anerkennung deiner Zeit bei mir als Sozialstundenableistung brauchst!“
    „Machen Sie das besser nicht“, sagte Benn. „Jemanden, der das System Ihres Antigravs so gut kennt wie ich, finden Sie nicht so schnell. Und jemand, der sich mit Rechnern so gut auskennt wie ich – den finden Sie erst recht nicht.“
    Mölders knurrte etwas Unverständliches vor sich hin. Er verschluckte sich. Seit Langem litt er unter starken, chronischen Verschleimungen der Atemwege. Ein Alarmsignal ertönte. Der Pflegeroboter – bis dahin nur eine regungslose, an eine Schaufensterpuppe des vorigen Jahrhunderts erinnernde Statue – erwachte zu seiner Art von mechanischem Scheinleben. Es war ein preiswertes Modell von einigermaßen humanoider Gestalt. Es fehlten die teuren Details, die Kleidung war nur aufgemalt. Der Mund konnte sich bei der Sprachausgabe nicht bewegen und es gab nicht einmal eine Grob-Mimik. Aber das Antigrav-Modul, auf das Mölders schlicht und ergreifend angewiesen war, war teuer genug gewesen. Da war eben wohl einfach kein Pflegeroboter mehr drin gewesen, der irgendwelchen ästhetischen Mindestanforderungen genügt hätte. Benn wusste – und hatte das bei seiner eigenen Ur-Urgroßmutter auch erlebt –, dass betagte Menschen sich oft mit ihren Pflegerobotern zu unterhalten anfingen, wie andere Leute das mit ihren Hunden taten. Und vielen blieb auch gar nichts anderes übrig, denn trotz der allgemein geltenden Pflicht zur Ableistung von Sozialstunden, waren viele Pflegebedürftige die meiste Zeit über mit ihren Robotern allein.
    Mölders würgte und lief inzwischen so dunkelrot an, dass man sich Sorgen machen konnte. Aber Benn hatte das schon öfter miterlebt. Vielleicht lag es daran, dass er inzwischen ziemlich abgestumpft war, was den erbärmlichen Anblick betraft, den Mölders in einem solchen Fall bot. Eigentlich sollte er dir mehr leidtun!, ging es ihm durch den Kopf. Er hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Es mochte ja sein, dass der alte Mann und die ganze Pflicht zum Sozialdienst ihn ziemlich nervte – aber tief in seinem Inneren hatte Benn dennoch das Empfinden, dass Mölders eigentlich etwas
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