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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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aussehend, schritt benommen, fast wie eine Schlafwandlerin, auf sie zu. Allart und Margali standen auf. Dom Mikhail streckte Dorilys eine Hand entgegen. »Mein liebes Kind«, sagte er, »ich freue mich, daß es dir gut genug geht, um an unserem Fest teilzunehmen.« Aber sie schenkte ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Ihr Blick war auf Donal und Renata, die Hand in Hand vor ihr standen, gerichtet.
Plötzlich schrie sie auf: »Wie kannst du es wagen, so über mich zu sprechen, Renata?«
Renata konnte Überraschung und Schuldbewußtsein nicht verbergen. Aber sie sah Dorilys lächelnd an.
»Liebes Kind«, sagte sie, »ich habe nichts über dich gesagt, was nicht meine Liebe und Sorge um dich zeigt. Wenn es etwas gibt, was wir dir nicht sagten, dann nur, um dir Kummer zu ersparen, während du erschöpft und krank darniederlagst.« Aber ihre Zuversicht sank, als sie den düsteren Blick in Dorilys’ Augen sah. Das Mädchen las jetzt wieder Gedanken. Nicht so deutlich, wie ein geübter Telepath, sondern mehr oder minder zufällig, mit unberechenbarer, wahlloser Unvollständigkeit. Dann schrie Dorilys in plötzlichem Erkennen wütend auf und wandte sich Donal zu.
»Du! « schrie sie hysterisch. »Du hast ihr gegeben, was du mir verweigert hast! Jetzt glaubst du … Du willst es so einfädeln, daß sie den neuen Erben Aldarans zur Welt bringt!«
»Dorilys, nein«, widersprach Renata, aber Dorilys, völlig außer sich, wollte nicht hören.
»Glaubst du, ich kann es nicht erkennen? Glaubst du, ich weiß nicht, daß mein Vater immer plante, dein Kind zum Erben zu machen? Er wollte, daß du ein Kind bekommst, um meines zu verdrängen.«
Donal ergriff ihre Hände, aber sie entwand sich ihm.
»Du hast es versprochen, Donal«, schrie sie. »Du hast es versprochen und versucht, mich mit Lügen zu beschwichtigen, als sei ich ein Kind, das man tätschelt und dem man Märchen erzählt. Und während du mich belogst, hast du die ganze Zeit geplant, daß sie deinen ersten Sohn zur Welt bringen soll. Aber das wird sie nicht, ich schwöre es! Eher werde ich sie niederstrecken!«
Ein Blitz loderte in der Halle auf, ein Donnerschlag, laut und fast betäubend. Als er erstarb und erschreckte Stille hinterließ, stand Cassandra auf und machte einen hastigen Schritt auf Dorilys zu.
»Dorilys, komm zu mir.«
»Rühr mich nicht an, Cassandra!« kreischte Dorilys. »Du hast mich ebenfalls belogen. Du bist ihre Freundin, nicht meine. Du hast zusammen mit ihr intrigiert, du hast gewußt, was sie hinter meinem Rücken vorhatte. Ich bin allein, es gibt niemanden, der mich liebt.«
»Dorilys, es gibt niemanden hier, der dich nicht liebt«, sagte Donal. Dom Mikhail stand ernst und zornig auf. Er hob eine Hand und sagt, indem er die Befehlsstimme einsetzte: »Dorilys! Ich sage: Sei still!» Das Mädchen erstarrte und schwieg erschreckt.
»Es ist eine Frechheit!« sagte Lord Aldaran und baute sich vor seiner Tochter auf. »Wie kannst du es wagen, eine solch ungehörige Aufregung in ein Fest hineinzutragen? Wie kannst du es wagen, so mit unserer Verwandten zu sprechen? Setz dich auf deinen Platz und sei still!« Dorilys trat einen Schritt auf die Tafel zu. Renata dachte mit einem Gefühl der Erleichterung: Trotz all ihrer Stärke ist sie immer noch ein Kind. Sie ist daran gewöhnt, den Älteren zu gehorchen. Sie ist noch jung genug, ihrem Vater ohne Widerspruch zu folgen.
Dorilys machte unter dem Druck der Befehlsstimme noch einen Schritt – dann riß sie sich los.
»Nein!« schrie sie, wirbelte herum und trat in der trotzigen Wut, die Renata während der ersten Tage auf der Burg so oft gesehen hatte, mit dem Fuß auf. »Ich will nicht! Ich will nicht auf diese Weise gedemütigt werden! Und du Renata, die du mich so aus lauter Stolz über das, was du von meinem Gatten bekamst, während ich nur leere Worte, Versprechungen und einen Kuß auf die Stirn bekam, beleidigt hast, wirst deinen Bauch nicht vor mir zur Schau stellen!« Sie wirbelte herum. Ihr Gesicht leuchtete im Lodern des Blitzes auf.
Und Allart erinnerte sich an das, was er in dieser Halle einmal gesehen hatte: das Gesicht eines Kindes, von Blitzen umrahmt …
Renata trat in panischer Angst zurück und stolperte über einen Stuhl. Donal schrie auf: »Dorilys, nein! Nicht sie!« Er stürzte sich zwischen die beiden. »Wenn du Wut hast, dann laß deinen Zorn an mir aus …« Er brach mit einem unartikulierten Laut ab und taumelte, während sein Körper, im Lodern eines Blitzes gefangen, zusammenzuckte.
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