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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ich habe gewagt, sie dafür zu verurteilen!
    Später am Abend, als Donal sie an der Tür zur Festhalle traf und sie zu ihrem Platz an der Frauentafel führte, dachte Renata, sie könne es ebensogut vor allen versammelten Haushaltsmitgliedern der Burg laut herausschreien. Es war ihr gleichgültig. Hätte alles seinen gerechten Gang genommen, wären sie und Donal zur Mittwinternacht verheiratet gewesen und trügen jetzt die Catenas. Aber Aldaran hatte Donal eine andere Ehe aufgezwungen. Dennoch würde sie nicht die erste und nicht die letzte Frau sein, die sich an einen Geliebten klammerte, der eine Zweckehe mit einer anderen eingegangen war.
Sie beobachtete Donal, als er seinen Platz auf der Empore einnahm. Selbst in den alten Rauhleder-Reithosen und dem verblichenen Wams, das er während der Belagerung getragen hatte, war er hübsch gewesen. Aber jetzt hatte er prächtige Kleidungsstücke angelegt: Feuersteine hingen blitzend an seinem Hals und ein juwelenbesetztes Schwert an seiner Seite. Donals Haar war gelockt, an seinen Fingern funkelten Ringe. Er sah stattlich und fürstlich aus. Dom Mikhail, in einem langen, pelzbesetzten, dunkelgrünen Umhang mit weiten Ärmeln und einem juwelenbesetzten Gürtel gekleidet, wirkte stolz, aber auch gütig. Dorilys’ Sessel war leer und Renata fragte sich, ob sie immer noch schlief. Zweifellos würde der Schlaf ihr besser bekommen als die Feier. Neben Donal und Lord Aldaran saßen als ranghohe Ehrengäste nur Allart und Cassandra an der Tafel, und die Leronis Margali, die von hohem Adel und Dorilys’ Pflegemutter war. Unter normalen Umständen hätte Renata als Dorilys’ Gefährtin und Lehrerin selbst dort sitzen müssen, ebenso wie der Coridom oder Gutsverwalter, der Erste Haushofmeister, der Erste Kastellan, und drei oder vier offizielle Vertreter von Burg Aldaran. Aber bei formellen Festen wie diesen wurden nur die engsten Familienmitglieder und Gäste, die Lord Aldaran gleich- oder höhergestellt waren, auf der Empore plaziert. Die Edlen und Hofbeamten saßen entweder an der Frauentafel, wo Renata mit Lady Elisa und den anderen Hofdamen saß, oder mit den Rittern und anderen wichtigen Männern der Burg zusammen.
Die untere Halle war mit den Rangniederen, Soldaten, Gardisten, Dienern bis hin zu den Stallburschen und Melkerinnen gefüllt.
»Warum schaust du so auf Dorilys’ leeren Sessel?« fragte Cassandra. »Einen Augenblick glaubte ich, sie würde dort sitzen«, murmelte Allart beunruhigt. Er hatte das merkwürdige Aufflammen eines Blitzes gesehen und gedacht: Ich bin übermüdet. Ich fahre immer noch wegen eines Schattens hoch. Vielleicht liegt es an den Nachwirkungen der Belagerung.
Dom Mikhail beugte sich zu Margali hinüber und fragte sie, wo Dorilys bliebe. Einen Moment später nickte er, stand auf und sagte zu den in der großen Halle versammelten Leuten: »Laßt uns den Göttern Dank erweisen, daß die Truppen, die uns umzingelt hatten, besiegt und wieder heimgekehrt sind. Was sie zerstörten, wird wieder aufgebaut; was sie zerbrachen, wird geflickt werden.« Er hob seinen Pokal. »Zuerst wollen wir auf die Ehre jener trinken, die in diesem Krieg ihr Leben ließen.« Allart erhob sich gemeinsam mit den anderen und trank. »Und nun werde ich über die Lebenden sprechen«, fuhr Lord Aldaran fort. »Hiermit setze ich fest, daß die Kinder jedes Mannes, der während der Belagerung starb, in meinem oder dem Haushalt meiner Vasallen, entsprechend der rechtmäßigen Stellung ihres Vaters – mag er nun Gemeiner oder Edler gewesen sein – aufgenommen werden.« Laute Dankesrufe würdigten die Großzügigkeit des Fürsten. Dann sprach er weiter.
»Weiter bestimme ich: Wenn ihre Witwen wieder heiraten wollen, werden meine Haushofmeister sich bemühen, geeignete Ehemänner für sie zu finden. Wenn nicht, wird für einen respektablen Lebensunterhalt Sorge getragen.«
Als die erneuten Dankesrufe erstarben, sagte er: »Jetzt laßt uns essen und trinken. Zuerst trinken wir zur Ehre dessen, der die Burg so gut verteidigt hat – mein Pflegesohn Donal von Rockraven, Ehemann meiner Tochter Dorilys, Lady von Aldaran.«
Während der begeisterten Zurufe sagte Cassandra: »Schade, daß Dorilys nicht hier ist, um zu erleben, wie sie geehrt wird.«
»Ich weiß nicht«, sagte Allart langsam. »Ich glaube, sie besitzt aufgrund ihrer eigenen Machtstellung vielleicht schon zuviel Stolz.«
Dom Mikhail blickte zu Allart und Cassandra hinüber. »Ich wünschte, du könntest hierbleiben, um
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