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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre
Autoren: Michael Frey Dodillet
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zurück. Die Gesichtsfarbe wechselt dem Anlass entsprechend von Kalkweiß über Fahlgrün zu Aschgrau. Kann aber auch schon mal ins Knallrote changieren, wenn klugscheißende Bravhundehalter beiläufig einwerfen: »Das kriegt man mit einer guten Hundeschule locker in den Griff.«
    Verbindlichsten Dank.
    Mit welcher? Es gibt Tausende.

Alles fängt mit Alpha an
    Während Luna ausgelassen vor sich hin pubertiert und mich wahlweise zum Buhmann oder zur Lachnummer unseres Viertels macht, kratzt sich die gesamte Familie am Kopf und fragt sich, ob man bei diesem Hund womöglich erhöhten Erziehungsbedarf habe.
    »Schreib doch mal auf, wo genau es klemmt«, sagt meine Frau. Den Kindern kommt das gerade recht. Endlich baut mal ein anderer Mist.
    Marie, die Jüngste, sagt: »Du kriegst ein Blatt von mir und ich leihe dir meinen Lieblingsstift.«
    Max, der Älteste, sagt: »Ich geh mit Luna raus. Dann hört die nicht, wie ihr schlecht über sie redet.«
    Lotta, die Mittlere, sagt: »Gib mal her.«
    Sie schnappt sich das Blatt, zieht einen energischen Strich und schreibt: XX fabelhafte Gründe, andere Hunde ungespitzt in den Boden zu rammen, ohne auch nur eine Sekunde lang auf die Idee zu kommen, dass das Gegenüber davon nicht so begeistert ist wie man selbst.
    Wir legen los. So viel kann da ja nicht zusammenkommen. Immerhin ist Luna ein ganz lieber Hund, der gelegentlich etwas überreagiert, aber na ja, wem geht das nicht so?
    Nach einer halben Stunde sind wir dann auch fertig. Lotta ersetzt die XX durch eine 43, guckt uns der Reihe nach an und sagt: »Mist.«

    43 fabelhafte Gründe...
    andere Hunde ungespitzt in den Boden zu rammen, ohne auch nur eine Sekunde lang auf die Idee zu kommen, dass das Gegenüber davon nicht so begeistert ist wie man selbst:
    01 Es ist eine zickige Hündin.
    02 Es ist ein ängstlicher Rüde.
    03 Es ist ein friedlicher Kastrat.
    04 Es geht mir aus dem Weg.
    05 Es läuft direkt auf mich zu.
    06 Es rennt vor mir weg.
    07 Es mault mich an.
    08 Es hat einen Stock.
    09 Es hat keinen Stock.
    10 Es hat einen Ball.
    11 Es macht mir eine lange Nase.
    12 Es guckt weg.
    13 Es guckt hin.
    14 Es guckt.
    15 Es kommt mir bekannt vor.
    16 Es ist mir noch nie zuvor begegnet.
    17 Es macht mich unsicher.
    18 Es macht den Scheff unsicher.
    19 Es ist ein pubertierender Schnösel.
    20 Es ist ein alter Sack.
    21 Es ist ein Kaninchen.
    22 Es pinkelt an meinen Zaun.
    23 Es pinkelt an einen Zaun.
    24 Es pinkelt in mein Revier. (Deutschland in den Grenzen von 2009.)
    25 Es riecht nach Leberwurst.
    26 Es wohnt um die Ecke.
    27 Es macht mit Katzen gemeinsame Sache.
    28 Es ist weiß, schwarz, braun oder alles zusammen.
    29 Es pinkelt über meine Markierung.
    30 Es ist unterwürfig.
    31 Es dominiert mich.
    32 Es hat angefangen.
    33 Es kommt frisch vom Friseur.
    33 Es kommt frisch vom Friseur.
    34 Es will sich nicht verhauen lassen.
    35 Es ist abgeleint, ich bin angeleint.
    36 Es tut mir nichts.
    37 Es will nur spielen.
    38 Es macht Sachen, die es noch nie gemacht hat.
    39 Es schnuppert an meinem Hintern.
    40 Es ist in mich verknallt.
    41 Es ist doof.
    42 Es bellt.
    43 Es atmet.
    Damit steht felsenfest: Um eine gute Hundeschule werden Luna und ich wohl nicht herumkommen. Was ebenfalls feststeht, ich zu diesem Zeitpunkt aber leider noch nicht weiß: Mit unseren zwei- bzw. vierbeinigen Macken werde ich ein gefundenes Fressen sein für die moderne Hundeerziehung und ihre Vielfalt an Trainern und Techniken, Schulen und Methoden, Lehren und Irrlehren, Schlauheiten und Blauäugigkeiten.
    Ich werde viele leidgeprüfte Halter von anspruchsvollen Mischlingen mit – wie wir Krawallmausliebhaber sagen – emotionsflexibler Veranlagung kennenlernen. Bravhundehalter nennen diesen Typus »aggressiver Problemhund«, die Nachbarschaft spricht von saublöden Mistviechern.
    Ich werde in die Fänge verschrobener Hundetrainer samt ihrer merkwürdigen Theorien geraten. Ich werde viel zu viele Bücher lesen, mich in Internetforen herumtreiben und ungefragt die abenteuerlichsten Laientipps auf der Hundewiese erhalten. Ich werde nach Gründen für die Macken meines Hundes schürfen. Ich werde eine Erziehungsmethode nach der anderen ausprobieren, um diese Macken in den Griff zu bekommen.
    Nach fünf Jahren werden Luna und ich so gut wie alle Methoden durchgeackert haben und mit Stolz behaupten können: Ja, wir scheitern gründlich bei allem, was wir anpacken.

    Nicht ganz unschuldig an diesem Scheitern wird Krause sein.
    Wer zum Teufel ist
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