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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten
Autoren: Sibylle Meyer
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Zusammensein erleben durfte. Trotzdem verursachte jeder Schritt, den sie näher zur Höhle kamen, Stiche in ihrem Herzen, sodass sie kaum noch atmen konnte. Bald schon hätten sie den Ort erreicht, an dem Julie die ersten Nächte mit Eugeñio verbracht hatte. Damals war sie so glücklich gewesen. Doch nun würde derselbe Ort den Abschied bedeuten! Sie wusste nicht, wie sie das überleben sollte!
    Plötzlich hörten sie ein empörtes Mauzen hinter sich. Aquamarin war ihnen gefolgt. Liz bückte sich und nahm den Kater auf den Arm.
    „Ja, du hast ja recht! Du gehörst dazu. Vielleicht freust du dich schon darauf, endlich richtige Mäuse jagen zu dürfen.“
    Als sie diesmal die Höhle betraten, war die flüchtig gewordene Grenze bereits für jeden spürbar. Eugeñio hielt Julies Hand jetzt noch fester. Eigentlich hätte es wehtun müssen. Doch der Schmerz in ihrem Inneren überspielte jede andere Empfindung. Julie blickte sich um. Doch das Lichtwesen, von dem die beiden erzählt hatten, war nicht hier. Vielleicht mussten sie ja doch noch nicht gehen? In Julie keimte der schwache Wunsch, es möge so sein. Doch da vernahmen sie die Worte:
    Auf Wiedersehen
    Es waren keine Worte, die sie hörten, sondern eher etwas, das tief in ihren Seelen erklang. Julie schloss die Augen.
    *
    Morsena hatte darüber gesonnen, wie sie es beginnen sollte, ihre eigene Armee auszubilden. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie erst einmal gar nichts sagte. Sie hatte ihre Menschen nach Hause geschickt, ohne ihnen zu erklären, was danach kommen würde. Sie war zu der Überzeugung gekommen, dass sie richtig gehandelt hatte. Alle ihre Menschen hatten bewiesen, dass sie Liebe empfinden konnten und dass sie bereit waren, dafür zu kämpfen. Und sie hatten bewiesen, dass sie ihr eigenes Leben als unwichtiger ansahen, als das Glück der anderen. Sie alle waren bereit gewesen, ihr eigenes Glück zu opfern, um diese beiden Welten zu erhalten. Es war richtig gewesen, diese Menschen in die Bunte Welt zu holen, denn nur so konnten sie die Prüfungen bestehen, die sie zu dem machten, was sie waren. Auch wenn Morsena einen ganz anderen Grund gehabt hatte, sie aus ihrer Welt zu reißen, so hatte sich ihre Wahl als gut erwiesen. Denn das, was sie nun von ihnen verlangen musste, erforderte unbedingte Opferbereitschaft und Loyalität! Es würde nicht leicht werden; Morsena wusste, dass die beiden Männer, die nun die Rolle der ersten Krieger übernehmen sollten, einmal auf der Seite des Feindes gestanden hatten. Hätte sie lachen können, hätte sie es getan. So aber wunderte sie sich nur über ihre eigene Dummheit, aber sie hatte tatsächlich damals geglaubt, diese Männer wären nur klug, weil sie sich ihr Leben anders einteilten. Doch nun wusste sie, diese Männer waren Vampire. Kinder der Nacht!
    Doch der Eine hatte schon bewiesen, dass er lieben konnte, und dass er geliebt werden konnte. Noch ehe er sich in der Bunten Welt geändert hatte. Auch der andere, der noch mit einem schwarzen Herz in seiner Brust, in die Bunte Welt gekommen war, hatte sich dort geändert. Nun würde sich zeigen müssen, ob sie beide auch stark genug waren, in ihrer Welt als Krieger des Lichts zu agieren. Morsena hoffte, dass es an dem war!
    *
    Was nun kam, ging so schnell, dass nicht einmal Eugeñio etwas spürte. Als er seine Augen öffnete, kam es ihm so vor, als wenn das alles nur Teil eines merkwürdigen Traums wäre. Er hielt noch immer Julies Hand. Argwöhnisch blickte er sich um. Es war kein Traum. Sie befanden sich wieder in dem Haus, in dem alles seinen Anfang genommen hatte. Also waren sie wieder zurück in ihrer Welt! Wenn nicht Julie, Liz, Pieter, Steff und Bernhard gewesen wären, hätte er jetzt die Bunte Welt für einen Traum gehalten. Doch es war alles wahr! Gaston sprang geschockt zurück. Panisch riss er die Arme vors Gesicht. Es war hell im Zimmer. Mit einem Blick auf die Uhr, die an der Wand vor ihnen hing, stellte Eugeñio fest, dass es fünf Uhr war. Sommerzeit! So langsam sickerte das Verständnis in seinen Kopf. Es war Sommer und es war hell. Aber sie lebten noch. Kein Gefühl von Feuer und Tod! Das Sonnenlicht machte ihnen augenscheinlich auch hier nichts mehr aus. Auch Gaston hatte die Hände wieder vom Gesicht genommen und sah sich jetzt überrascht um. Eugeñio spürte wieder Julies Hand, die seine fest umschlossen hielt. Für ein paar Sekunden war er noch unfähig sich zu bewegen, aber dann riss er Julie herum und zog sie stürmisch in seine
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